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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Rahtgens, Hugo: Kölner Architekturbilder in einem Skizzenbuch des XVII. Jahrhunderts, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0063

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79

1910.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

80

Flankenmauer der Bastion und darüber das
Tor mit der Stadtmauer. Das Tor noch in ur-
sprünglicher Form: zwei runde durch hölzernen
Wehrgang verbundene Flankierungstürme, über-
ragt von einem quadratischen Mittelturm ; noch
überall die alte Zinnenbekrönung.

Nach den Aufnahmen vor dem 1889 er-
folgten Abbruch des Tores fehlte damals be-
reits — ebenso wie beim Ehrentor — der
Mittelturm, und die Krenelierung war bei Aus-
führung von Kegeldächern für die Seitentürme
und eines abgewalmten Satteldachs für das
Torgebäude beseitigt, so daß der ganze Charakter
des früher so wehrhaft erscheinenden Tores
verändert war. Den alten, der Skizze Fincken-
baums entsprechenden Zustand sehen wir
dagegen noch auf einer sauberen Tusch-
zeichnung Kaspar Greins aus dem Anfang
des XIX. Jahrh. (Köln, Hist. Mus. Pläne und
Ansichten Nr. 1567).

S. 87: Der Bayenturm, von der Nord-
seite, sehr flüchtig skizziert. Links der Bogen-
rest des 1632 abgebrochenen Außenwerks.
Ein hölzernes Tor schließt den vor dem Turm
gelegenen, am Ufer von einer Mauer begrenzten
Teil der Uferstraße ab. Im Hintergrund das
Siebengebirge.

S. 88: Der Bayenturm von der Südseite.
Die Skizze stimmt überein mit dem kleinen
Stich Hollars aus dem Jahre 1635, auf welchem
der Bayenturm von derselben Seite dargestellt
ist. Links das 1632 angelegte Bollwerk mit
einem Erkertürmchen auf der Spitze. Vor der
Bastion eine Schleuse für den äußeren Stadt-
graben. An der dem Turm sich anschließenden
Rheinmauer führt die Uferstraße vorbei, die
durch ein Holztor wie auf der entsprechenden
Nordseite abgeschlossen ist. Hinter der Bastion
erhebt sich die bis an den Turm geführte
Stadtmauer.

S. 89: Das noch vorhandene Eigelstein-
tor, irrtümlich weier thor bezeichnet, mit
hölzernem Wehrgang zwischen den Türmen.
Neben dem äußeren Cattertor im Vordergrund
rechts ein Torwächterhäuschen.

Bei der ausschließlichen Darstellung be-
deutenderer Bauwerke und bei dem Verzicht
auf breitere Staffage45) ist aus den Fincken-

ib) Bei S. Pantaleon ist ein Leichenbegängnis dar-
gestellt, sonst dienen nur einzelne Figuren oder kleine
Gruppen zur Belebung, mitunter fehlen auch diese.

baumschen Skizzen für das gleichzeitige Kölner
Milieu nicht viel zu entnehmen. Nur der ver-
wahrloste Zustand einiger Gebäude oder Bau-
teile, die Anhäufungen von Unrat und Gerumpel,
wie auf dem Domhof oder bei S. Cäcilien,
der unwürdige Zustand des Domhügels, ver-
fallene Immunitätsmauern legen Zeugnis davon
ab, wie infolge des wirtschaftlichen Nieder-
gangs der Stadt im Laufe des XVI. und XVII.
Jahrh. auch ihre äußere Erscheinung an An-
sehen eingebüßt hatte. Allerdings bekundet
Finckenbaum in seinen Skizzen eine, wie
schon erwähnt, bei den Architekturmalern
seiner Zeit durchaus nicht die Regel bildende
Vorliebe für. das Alte und Verfallene. So
fehlen auch unter den Ansichten jüngere Bau-
werke, wie die Rathausvorhalle, die Jesuiten-
kirche und die Barfüßerkirche im Dau.

Leider haben uns die holländischen Archi-
tekturmaler des XVII. Jahrh. keine Innen-
ansichten von Kölner Kirchen hinterlassen.
Die jetzt verschwundenen oder — wie in
S. Marien im Kapital und S. Pantaleon — an
das Westendedes Schiffes verschobenen Lettner
zusammen mit den hohen Barockaltären, die
in Köln in großer Menge den puristischen Be-
strebungen des XIX. Jahrh. geopfert wurden,
werden damals eine von der heutigen viel-
fach stark abweichende Innenwirkung hervor-
gerufen haben. Hierüber enthält auch Fincken-
baums Skizzenbuch nichts.40) Die Ausbeute
ist aber im übrigen eine so reiche, daß man
erstaunen muß, wie noch heutigentags der
Bestand an alten Abbildungen von Bauwerken
einer so bekannten Stadt wie Köln einen der-
artig wertvollen Zuwachs erfahren konnte.

Köln. Hugo Rahtgens.

4°') Der Kölner Stadtbaumeister Weyer, derselbe,
der die oben genannte Sammlung von Ansichten im
Jahre 1827 herausgab, hat auch von den meisten
Kölner Kirchen in den Jahren 1838—41 eine Anzahl
aquarellierter Außen- und Innenansichten anfertigen
lassen, welch' letztere uns noch einen großen Teil der
ehemaligen Kircheneinrichtungen des XVII. und XVIH.
Jahrh. überliefern (Köln. Histor. Museum: Samm-
lung Weyer).

Nachtrag. Das Monogramm vor dem Namen
Finckenbaum auf S. 15 des Skizzenbuchs ist Sp. 40
und 42 ungenau wiedergegeben. Es ist in dieser
Weise /C zu berichtigen.
 
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