Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

DOI article:
Bücherschau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0071

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
95

1910. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

96

und die spätromanische Periode ist wenigstens durch
ein Exemplar, die früh- und hochgotische durch manche
vertreten, die Spätgotik am allermeisten, so daß sie bei
weitem den Glanzpunkt der gangen Sammlung bildet,
namentlich im I. Bande. Von dem sorgfältigen Studium
derselben, wie es schon durch diese Veröffentlichung
ermöglicht wird, ist durch Vergleichung mancher Fort-
schritt der Erkenntnis zu erwarten, namentlich nach dem
Erscheinen des Textbandes, in welchem der Verfasser
hoffentlich alle seine Beobachtungen hinsichtlich der
einzelnen Schulen und ihrer Zusammenhänge in extenso
mitteilt. Am meisten bedarf eigentlich noch die
Aachener Schule der Aufklärung, und die Feststellung
der Fundstätten ist hierfür von besonderer Wichtigkeit.
Von der Betriebsamkeit und Emsigkeit des Verfassers
ist der Erläuterungsband wohl noch für dieses Jahr
zu erhoffen. __________ Schnütgen.

Dictionnaire d'Archeologie chretienne et
de Liturgie. — Fase. XIX, XX. Cantor-
bery. — Ca techumen at. —■ Letouzey &
Ane ä Paris.
In schneller Folge sind schon vor längerer Zeit
diese beiden Hefte erschienen, mit Bewunderung er-
füllend für die gründliche, auch die allerneuesten
Forschungen berücksichtigende Arbeit und namentlich
für das umfassende "Wissen und die unverwüstliche
Ausdauer von Dom Leclercq, der die meisten und
die bedeutendsten Artikel verfaßt hat. — Cantor-
b e ry erscheint noch mit seinem augustinischen Kirchen-
bautypus; der Capitalisme hauptsächlich in seiner
altchristlichen Auffassung; unter Capitoles wird der
kapitolinische Jupitertempel zu Rom behandelt in seiner
Bedeutung für das Heidentum, deren das Christentum
sich bemächtigte; die Capitulaires als besondere
Verordnungen werden hinsichtlich ihres Ursprungs, wie
ihrer Entwicklung geprüft; Capoue, zeitweilig Roms
Nebenbuhlerin, ze:gt den Glanz seiner Kunstdenkmäler,
namentlich seiner (abgebildeten) Mosaiken in St. Prisco
um 500; die Capeila Greca innerhalb der Pris-
zillenkatakombe wild auf Grund der Untersuchungen
Wilperts abgebildet und beschrieben; in Cap tif s wird
die strenge Behandlung der unterworlenen Einwohner
erörtert; Capuchon (cucullns) profanes und später
kirchliches Bekleidungsstück, wird auch abbildlich vor-
geführt; Careme behandelt sehr eingehend Ursprung,
Dauer, Praxis und Lituigie des Fastens; die Cari-
cature hat im frühen Christentum nur wenig Ver-
wendung gefunden, aber zum Teil so charakteristische,
daß einige fast als die Vorbilder der heutigen Tierbilder
wirken; die Carreaux.estampes et moules,
also die vertieften und re'iefierten Tonfliesen, die
sich durch das ganze Mittelalter bis in unsere Tage
erbalten haben, waren bereits im Altertum vielfach und
glänzend vertreten; Carthage erfährt sehr eingehende
Behandlung in topographischer und kunstgeschichtlicher
Hinsicht während der römischen und altchristlichen,
der byzantinischen und arabischen Epoche; G0 Abbil-
dungen illustrieren die reichen KunsLschätze; Cassette,
die öfters Anfangs weltlichen, später sakralen Zwecken
diente, auch als Pyxis oder Reliquiar, wird durch
acht Beispiele (Metall, Stein, Holz) veranschaulicht;
den Katakomben sind volle 60 Spalten (mit Iß Illu-
strationen, unter denen drei gute Farbendrucke) gewidmet
und zwar die Art des Catacombes mit ihren

antiken Vorläufern, ihrer Symbolik und ihren figürlichen
Darstellungen, sowie der Cimetiere ad Catacum-
bas in seinen verschiedenen Abarten; Catechese —
Catechisme, Catechumene bilden eine 50 spal-
tige Abhandlung mit dem Anschluß des Catechu-
menat, dessen Hauptteil dem folgenden Hefte vor-
behalten bleibt. ■— Erschöpfende Literatur, allseitige
Erörterung, wissenschaftliche Tiefe, glückliche Auswahl
der von den entlegensten Stellen reichlichst zusammen-
geholten, technisch durchweg tadellosen Illustration
räumen dem einzigartigen Monumentalwerk eine große
Bedeutung bei als einem vorzüglichen Hilfsmittel für
die immer mehr in den Vordergrund rückenden alt-
christlichen Studien. __________ Schnütgen.

Seelengärtlein. Katholisches Gebetbuch von
Stephan BeisselS. J. Herder in Freiburg 1910.
(Preis geb. M. 2.60 und höher.)
Dieses in Leder mit figürlicher und ornamentaler
Pressung gebundene, sogar mit Schnittverzierung ver-
sehene zierliche Gebetbüchlein bietet einen Schatz be-
währter Andachtsübungen und praktischer Anleitungen
in geschmackvoller Ausstattung. Diese setzt sich aus
dem von "Wallau besorgten altdeutschen Kunstdruck
und dem typographisch mit ihm vortrefflich harmo-
nierenden Bildwerk zusammen, welches in Zierstreifen,
Vignetten, Figuren und Gruppen besteht nach Zeich-
nungen von Hupp im Sinne der von der Schriftgießerei
Klingspor ausgeführten Stempel. — Das äußerlich wie
innerlich ungemein anmutende sehr handliche Andachts-
büchlein wird sich schnell in weiten Kreisen Sympathien

erwerben. __________ Schnütgen.

Wanderungen und Wallfahrten der aller-
seligsten Jungfrau Maria. Geistliche Lesungen
für den Maimonat und für die Reise- und Wall-
fahrtszeit, bearbeitet von Dr. Heinrich Maria
Ludwigs, Domkapitular in Köln. , Mit 10 Bildern.
— Bachern in Köln 1910. (Pr. geb. 1,90 M.)
Das Leben der Gottesmutter im Sinne von Pilger-
fahrten aufzufassen und zu schildern, ist zwar kein
neues, aber ein glücklicherweise erneuertes Unternehmen,
um so g'ücklicher, als gerade unsere Zeit das Wandern
und auch das fromme Wallen besonders liebt. Bei
ihren Pilgerzügen spielt die hl. Jungfrau mit ihren zahl-
reichen Gnadenorten die Hauptrolle, und der Gedanke
an ihre eigenen Pilgerfahrten, an die Geheimnisse, die
ihnen zu Grunde liegen, mag hierfür als ein belebendes
Element sehr angebracht sein. — Der Verfasser ver-
steht es, seine neuen Marien wanderungen durch die sinnige
und geistvolle Deutung ihrer Motive sehr anregend zu
gestalten, so daß sie zum marianischen Lebensbilde
sich zusammensetzen, inhaltreich, erbaulich, auf die
Gegenwart und ihre Aufgaben, ihre Ziele und Kample
gerichtet. — Die Beigabe von Bildern, durch welche
die betreffenden Wanderungen dargestellt werden, ver-
leiht dem anmutenden Büchlein einen besonderen
Wert, zumal die Auswahl derselben als hervorragender
Erzeugnisse alter und neuer Meister (Cima de Coneg-
liano, Fra Bartolommei, Herlin — Murillo, Rubens,
— v. Führich, Feldmann) geschickt genannt werden darf.
Noch größeres Lob würden sie verdienen, wenn auch die
innigen Madonnenmaler der altkölnischen und -flanderi-
schen Schu' en Berücksichtigung ei fahren hätten, z. B. der
Tempelgang vom Meister des Marienlebens und die Flucht
nach Ägypten des Klarenaltars. Schnütgen.
 
Annotationen