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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Schnütgen, Alexander: Die Sammlung Schnütgen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0077

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Abhand

Die Sammlung Schnütgen. I. •

(Mit Abbildung 1 _ Tafel IV.)

?it dem Frühjahr 1899 be-
findet sich meine Samm-
lung, (1868 m dem, vor
ca. 1 öjahren abgebroch e-
nen, Domhäuschen Mar-
garethenkloster 4 be-
gonnen; 1879 in die
damalige Domvikarie
unter Sachsenhausen 14;
... 1888 in die Domherrn-
kurie Burgmauer 13 übertragen), in der
Kurie Margarethenkloster 7. Diese,
dem Hauptportal des Domes gegenüber, in
der damaligen Sackgasse, 1866/67 im Auftrage
des Metropolitankapitels von Baurat Vincenz
otatz gebaut, besteht in einem malerisch ge-
legenen schmalen, aber tiefen, gotisch gestalteten
ßacksteinhaus mit Sandsteinsimsen und -Ge-
wänden, welches mit seinem vergitterten Vor-
raum äußerlich gut wirkend, innerlich vortreff-
lich disponiert, seinen Zweck als Domherrn-
wohnung durchaus erfüllt. Seine weiträumigen
reichlich belichteten Treppenanlagen und
Zimmer — deren (außer Küche, Eß- und Schlaf-
raum unten) im Erdgeschoß zwei, in der ersten
Etage fünf, in der zweiten vier — ließen es un-
gewöhnlich geeignet erscheinen für die Auf-
nahme der inzwischen stark angewachsenen
Sammlung, so daß deren Hauptgruppen:
Tafel- und Miniaturgemälde (gegen 500), Glas-
malereien und Hinterglasgemälde (gegen 200),
Skulpturen in Holz, Elfenbein, Stein (über 600),
Metallgegenstände (über 1000), Ledersachen
(gegen 400), Paramente (200), Gläser und Krüge
(über 100), mit Ausnahme der zirka 4000 Num-
mern umfassenden Gewebe, Stickereien, Spitzen,
an den Wänden, in eigenen Gestellen, auf
Truhen, Tischen, Schränken, in Glaskasten sehr
gedrängt bis unter die Decke, aber immer
noch erkennbar, aufgestellt werden konnten.
Beständig wurden Zukömmlinge zur Ergänzung
der einzelnen Serien eingegliedert, namentlich
seit der Zeit (14. April 1906), da ich die ganze
Sammlung, mit Einschluß der Kunstbibliothek,
der Stadt Köln zum Geschenk machte.

Seit dem Ablauf der drei Jahre, die ich
als Frist für die Vollendung des Gebäudes

lun

gen.

stellte, ist mehr als ein Jahr verflossen, und
vor der zweiten Hälfte des Oktober wird die
Eröffnung des Anbaues ans Kunstgewerbe-
museum unter dem Titel: „Sammlung
Schnütgen" nicht stattfinden können. Die
für denselben geplanten weiten lichten Säle
gestatteten, ja erforderten die Ergänzung der
Sammlung durch große raumfüllende Gegen-
stände, die bis dahin durch die beschränkten
Räumlichkeiten von ihr ausgeschlossen waren.
Deswegen wurden die Gelegenheiten,namentlich
ausrangierte Kirchenmöbel: wie Kanzeln,Beicht-
stühle, Chorgestühl zu erwerben, freudigst be-
nutzt. So sind gerade die letzten Jahre für
die Vermehrung der Sammlung besonders
fruchtbar gewesen, obwohl sie mir sehr er-
schwert wurde durch den Verzicht auf das
Reisen und durch die Beschränkung auf
photographische Aufnahmen, mündliche und
schriftliche Berichte, die bekanntlich für die Be-
urteilung, namentlich im heutigen Kunsthandel,
nicht ausreichen. Nach der Einräumung
werden weitere Bedürfnisse und Wünsche sich
geltend machen, deren Befriedigung ich mir
nach Kräften werde angelegen sein lassen.
Da die Ausräumung meines Hauses un-
mittelbar bevorsteht, habe ich, auf den dringen-
den Rat mancher Kunstfreunde, von einigen
Räumen durch den Photographen Hermann
Aufnahmen machen lassen. Trotz ihrer Schärfe
geben sie von denselben nur ein unvollkommenes
Bild, dürften aber, ungeachtet der Überfülle,
ihrer malerischen Wirkung und selbst mancher
Einzelheiten wegen, die Leser unserer Zeit-
schrift interessieren, zumal diejenigen, welche
die Sammlung in ihrer bisherigen intimen
Aufstellung gesehen und auch dieser ihre An-
erkennung gezollt haben.

Was dem aparten Hause, dessen Oberlicht-
nebst Säulengang mit Treppenfluren und ganze
erste Etage ausschließlich der Sammlung ge-
widmet waren, dessen beiden unteren Wohn-
räume und zwei oberen Schlafräume zumeist ihr
dienten, den besonderen Vorzug eines privaten
Museums verlieh, war außer der Weiträumig-
keit und den großen Wandflächen, die durch
Versperrung mehrerer Türen noch vermehrt
wurden, die vorzügliche Belichtung, die an
keiner Seite ganz fehlt. — Diese Räume
mußten die Gegenstände in engster Grup-
 
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