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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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159

t910. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

160

XIII. Jahrh. (der aus Pluviale, Kasel, Dalmatiken und
Antependium besteht), von den Klosterfrauen gestickten
Paramenten seltenster Art, die früher öfters ausgestellt,
neuerdings in das Wiener Kunstgewerbemuseum über-
gegangen sind, wird vorzügliche Abbildung und ein-
gehende Beschreibung zu teil, an der Hand der ihnen
letzthin gewidmeten Veröffentlichung. — Das neue
Wanderbuch bietet also viel Interessantes in ungewöhn-
lich anmutiger Form. D.

Die Edelschmiedekunst früherer Zeiten in
Preußen von E. v. Czihak. II. Teil: West-
preußen. Enthaltend: Danzig, Thorn, Elbing,
Marienburg, kleinere Städte, Nachträge. Mit 25 Licht-
drucktafeln und 38 Textabbildungen. Karl W.
Hiersemann in Leipzig 1908. (Preis 36 M.)
Auch der zweite Teil des (hier Pd. XVI Sp. 93 be-
sprochenen) Werkes über Edelschmiedekunst in Preußen
ist außerordentlich fleißig gearbeitet und übersichtlich
geordnet. Mag auch hie und da noch manch gutes Stück
westpreußischer Goldschmiedekunst ans Tageslicht kom-
men, viel Neues werden wir nach diesem K'ollektaneum
des Verfassers kaum noch geboten bekommen, da ja eine
durchweg fortlaufende Zusammenstellung der Meister und
ihrer Marken zustande gekommen ist. Ebenso interessant
wie wertvoll sind Czihaks knappe Auseinandersetzungen
über die Ordnung in den Goldschmiedezünften und be-
sonders über Anbringung der Meister-, Beschau- und
Ne enmarken, die meines Wissens hier zum erstenmale
so präzis nach urkundlichem Material gegeben werden.
Mit seinen Bestimmungen fallen von selbst frühere Ver-
mutungen über dritte und gar vierte Marken auf einigen
Stücken des XVH. und XVIII. Jahrh., die man viel-
fach als Ausfuhrzeichen, Pari-er „Floh-Marke" u. s. f.
ausgab. Eine derartige Behandlung des Stoffes, wie
Czihak sie für Preußen bietet, sollte man allen Land-
schaften wünschen, in denen die Edelschmiedekunst in
früheren Zeiten beheimatet war.

Köln. Fritz Witte.

TJne Bible Angevine de Naples au Semi-
naire de Malines par R. Maere.
Unter diesem Titel hat der unsern Lesern wohl-
bekannte Professor der Kunstgeschichte an der Löwener
Universität in der Revue de 1'Art chretien tomes V et
VI 1909—1910 eine durch 9 zumeist große Abbil-
dungen illustrierte Studie veröffentlicht, die besondere
Beachtung verdient. — Es handelt sich um eine bis
dahin ganz unbeachtete illuminierte Bibel im Seminar
zu Mecheln, die sich als ein wichtiger Beitrag zur Ge-
schichte der neapolitanischen Malerei des XIV. Jahrh.
herausstellt. — Den Kodex eröffnet ein Frontispiz,
welches aus einer Geschlechtstafel der Anjous von
Neapel und einer Verherrlichung des Königs Robert I.
(1309 — 1343) besteht. Beiden widmet der Verfasser eine
eingehende Beschreibung. Die Textbilder sind zum Teil
dadurch von besonderer Bedeutung, daß sie die Ent-
stehung des Manuskriptes selber erklären, den ersten Be-
sitzer verratend, Nicolas d'Alife, dem mehrere Szenen
einer unteren Abschlußborte gewidmet sind, wie die
Darstellung der Überreichung des Manuskriptes. — Die
verschiedenen Miniaturisten erfahren eine genaue Prüfung,

bei der namentlich die Genesisillustrationen aus der
Schöpfung mit der sehr verwandten Tafel in der
Hamilton-Bibel (des Berliner Kupferstichkabinetts) ver-
glichen werden, mit dem Ergebnis der gleichen Schule,
aber verschiedener Hände. — Den neuentdeckten Kodex
veröffentlicht und an die zuständige Stelle durch sorg-
fältige Analyse kunsthistorisch eingegliedert zu haben,
muß dem Verfasser dankbarst angeschrieben werden.

Sc hnütgen.

Deutsche Dome des Mittelalters von Wil-
helm Pinder. - Langewiesche in Düsseldorf und
Leipzig. (Preis M. 1.80.)
Im Anschluß an die (XXII, 92) besprochene
„Deutsche Plastik des Mittelalters" werden hier auf
48 beiderseitig bedruckten Tafeln mit vorzüglichen
(zum großen Teil sogar „Meßbildanstalt-") Aufnahmen
96 Außen- und Innenbilder deutscher Dome (d. h.
hervorragender Kirchen) vorgelegt, die mit dem Oktogon
des Aachener Münsters beginnen und mit dem Innen-
chor der Nürnberger Lorenzkirche schließen. Die
Durchsicht der durchaus klaren scharfen Tafeln, deren
Auswahl recht geschickt, obwohl der eine dieses, der
andere jenes Denkmal vorgezogen haben möchte, ist
ungemein lehrreich, und die 12 Seiten Einleitung
mit 6 Kapitalen und die 10 Seiten „Erläuterungen"
mit 10 Grundrissen sind höchst schätzenswerte Beigaben,
die den Verfasser als den genauen Kenner nicht nur
der Bauwerke, sondern auch ihres ganzen Zusammen-
hanges verraten, mithin als einen vortrefflichen Inter-
preten, der mit wenigen Worten vieles anzudeuten, in
hohem Maße für die deutsche Baukunst zu begeistern
versteht, so daß sein Buch trotz des minimalen Preises
ein wertvoller Führer ist. b.

Jahrbuch für Zeit- und Kulturgeschichte
1909. III. Jahrgang. Unter Mitwirkung von
Fachmännern herausgegeben von Dr. Franz
Schnürer. — Herder in Freiburg 1910- (Preis
gebunden M. 7.50.)
Prompt ist der III. Jahrgang zur Stelle, seinen beiden
Vorgängern an Reichhaltigkeit und Geschlossenheit noch
überlegen, denn die.,geschiehtsphilosophische Einleitung"
(von Kralik) und die Abteilung „Presse", für die mit Recht
längere Zeiträume vorgesehen wurden, sind reichlich
durch anderweitige Zusätze aufgewogen, zu denen der Be-
richt über Slawistik zu zählen ist. — Im übiigen ist das
Material unter den früheren sechs Abteilungen zusammen-
gestellt, derart, daß „Kirchliches Leben" 24Seiten
zählt, „Politisches Leben" 44Seiten, „Soziale
und wirtschaftlich e Fragen " in erweiteter Aus-
führung 96 Seiten, „Wissenschaften: Theologie,
Philosophie, Geschichte, Sprach wissenschaftund Literatur-
geschichte 120 Seiten, „I iteratur" 47 Seiten,
„Kunst" 50 Seiten, wobei auf die bildende Kunst von
Leitschuh nur 21 Seiten fallen, vielleicht etwas wenig gegen-
über der gerade diese beherrschenden Produktivität. Die
Abteilungen Chronik und Totenschau sind sehr
dankbare Beigaben, die den Zweck des ganzen Buches,
die Kulturereignisse des letzten Jahres in knapper,
aber zuverlässiger Fassung vorzuführen, verwirklichen
helfen, so daß es als Orientierungs- und Nachschlage-
buch dauernd sich bewähren wird. Schntttgen.
 
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