Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0131

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
187

1910. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

188

Bücherschau.

Das katholische Kirchenjahr in Bildern.
60 Tafeln in Ton- und Farbendruck, herausgegeben
unter Mitwirkung der Katechetenvereine in München
und Wien von Dr. Ulrich Schmid. I Teil:
Der Weihnachtskreis. — E. A. Seemann in
Leipzig 1910.
An einer handlichen, also nicht zu großen und zu
starken Bildermappe, welche das Kirchenjahr in seinen
Hauptfesten durch künstlerische Wiedergabe von hervor-
ragenden Gemälden berühmter religiöser Meister illustriert,
hat es bisher gefehli. — Zu seiner Herstellung bedurfte
es des Zusammenwirkens zuverlässiger Kunstkenner
(für die Auswahl und den Text) mit einer durchaus
bewährten Kunstanslalt. Beide Faktoren haben sich
vereinigt zu dem vorliegenden Werk, welches die Druck-
erlaubnis des Bischofs Dr. Aloys Schäfer an der Stirne
Irägt. — Die Einleitung wird Piof. Dr. Swoboda
schreiben, den Text Prof Dr. Seipel liefern, nach-
dem durch berufene Bibel- und Kunstgelehrte die
einzelnen Darstellungen festgestellt sind. Dieselben
werden sich den drei Hauptfestkreisen des Jahres an-
passen in der Weise, daß der Weihnachtskreis deren 16,
Osler- und Pfingstkreis je 22 umfassen, also im ganzen
60 Foliotafeln, die im Subskriptionspreis nur
15 Mark kosten werden; sehr wenig angesichts des
Umstandes, daß 16 Farbendrucke mit 44 Tondrucken
abwechseln, für deren höchste Qualität der Verlag von
Seemann volle Gewähr bietet. — Von Giotto, Bolticelli,
Rafaeil, Tizian, Dürer usw. bis auf Overbeck, Führich.
und andere Meister der neuen Zeit sollen die Haupt-
koryphäen vertreten sein (mit Ausnahme der kölnischen
und flandrischen, die freilich eine enger umgrenzte
Gemeinde von Anhängern haben). — Hinsichtlich der
Festtage und ihrer Darstellungen werden die Wünsche
mannigfach auseinandergehen, da jeder Liebhaber seine
aparten Neigungen hat; der Auswahl darf das Zeugnis
ausgestellt werden, daß sie gut get'offen ist, vom Stand-
punkt der Allgemeinheit, die hier ja allein maßgebend ist.
Das erste Heft liegt vor und erweckt volles
Vertrauen zum ganzen Werk, an dessen schneller
Abwickelung der überaus prompte Verlag keinen
Zweifel läßt. — Die Subskription darf daher angelegent-
lich empfohlen werden. Scbnütgen.

Denkmäler der Kunst in Dalmatien, heraus-
gegeben von Georg Kowalczyk, mit einer Ein-
leitung von Cornelius Gurliit. Verlag für Kunst-
wissenschaft in Berlin 1910. (Preis 125 M.)
Würde mir doch jeden Monat ein solches Werk
auf den Arbeitstisch gelegt! „Denkmäler der Kunst
in Dalmatien" — der Laie denkt kopfschüttelnd an
den kleinen schmalen Landstrich an der blauen Adria
und an Lehmhütten und Baracken, der Kunstfreund
blättert nervös gespannt schnell das Werk durch, neu-
gierig, ob ihm wieder aus dem reichen Ruinenfeld
Neues geboten werde. Hier findet er es. Ein Tafel-
werk von größtem Wurf, meisterhaft in der präzisen
Wiedergabe der Kunstwerke, behäbig groß im Format,
eine Materialsammlung, die dem Forscher das Eisen-
bahnbillet nach Dalmatien ersparen möchte.

C. Gurlitt schrieb die knappe, verständliche, durch-
aus orientierende Einleitung, vernünftigerweise ohne

weitschweifige, subjektiv gefärbte Exegese, nur immer
ein aufklärendes historisches, kulturgeschichtliches Prä-
ludium — die Bilder bedürfen ja auch kaum des Textes,
sie sprechen zu deutlich. Die Früchte des monumen-
talen Werkes sind mannigfaltig: Vor uns ersteht des
Dalmatiners Diocletian stolzer Kaiserpalast, römisch
im Aufbau, römisch im Dekor und doch mit einem
schon starken heimatlich klingenden Einschlag. Der
christliche Archäologe findet die Frühspuren des empor-
blühenden Christentumes, ein neues Ravenna tut sich
nach mancher Richtung hin auf. Langobardenkunst,
sogenannte Langobardenkunst setzt ein mit ihrem
Bändel- und Rankenwerk, und erneut wirft sich vor dem
Leser die Frage auf, wo diese nun eigentlich beheimatet
gewesen. Rivoiras und Haupts Studien finden wesentliche
Ergänzungen. Daß die Formenwelt in Dalmatien bis in
die Gotik hinein eine so unglaublich vielseitige werden
konnte, durfte in erster Linie darauf zurückzuführen
sein, daß das kleine Land Grenz- und Reibungsgebiet
wurde zwischen ganz verschiedenartigen Völkern;
mischten sich doch Römertum, Slaventum, Italianismus
und türkisches Temperament in dem schönen Land.
Dazu kommt, daß Dalmatien Grenzgebiet auch war
zwischen griechischer und römischer Kirche, die ab-
wechselnd das Szepter schwangen und jedesmal ihre
Anschauung von Kunst und Religion möglichst zur
herrschenden machen wollten. Interessant ist selbst
die Periode abflauender dalmatinischer Nationalkultur
und seiner Mündelstellung unter dem türkischen Roß-
schweif. Wie ein schlummerndes Märchen ruht's heute
unter den Ruinen in Spalato und den anderen alten
Kulturstätten; aber eines bienenfleißigen Archäologen
scharfer Spaten arbei'et unablässig, dem Boden seine
Schätze wieder abzuringen und freudig begrüßen wir
es, daß ein Werk so monumentalen Stiles wie das
hier besprochene, sich die Widmung an den verdienten
Freund und Kollegen Monsignore Prof. Dr. Bulir,
Konservator des Museums in Spalato an die Stirn
schrieb. Die Pflege der Denkmälerkunde in Dalmatien
ist mit diesem Namen für immer verbunden.

Besonders vorteilhaft war es, neben die trefflichen
photographischen Aufnahmen ergänzend die genauen,
wenn auch unter malerischen Gesichtspunkten ange-
fertigten Kupfer aus R. Adams Werk von 1764
„Ruins of ihe palace of the emperor Diocletian at
Spalato" zu setzen die mancherlei mehr bieten als die
heutigen Ruinen. Neben der Architektur offenbart
die Plastik, besonders die Sarkophagplastik und die
Holzschnitzkunst viel des Interessanten und Lehrreichen.
Allein schon das Portal des Domes von Trau mit
seiner Fülle von Skulpturen verdiente eine neuerliche
Monographie. Auch das Kunstgewerbe kommt gut
weg; man ziehe nur einmal die Prachtreliquiare der
Simeonskirche zu Zara und das Chorgestühl von Arbe
heran. Die Grundrisse erwecken ebenfalls durchweg
den Eindruck der Präzision und Zuverlässigkeit für
genaueres Studium.

Es sitzt auch ein slaikes Stück Selbständigkeit und
künstlerischen Könnens in der dalmatischen Kunst.
Mögen die auf Tafel 68 wiedergegebenen Skulpturen
den Laien befremden, sie bezeugen in ihrer Flächen
 
Annotationen