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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Schmid, Andreas: Pflege der kirchlichen Kunst in den Priesterseminarien, [2]
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Braun, Joseph: Die englischen Alabasteraltäre
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0164

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233

1910.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

234

So erwächst zugleich für den Professor der
kirchlichen Kunst ein Kommentar zur Er-
klärung der Gegenstände während der theo-
retischen Vorlesungen oder in eigenen prak-
tischen Lehrstunden.

Übrigens darf man nicht glauben, daß
durch einen solchen Anschauungsunterricht
sämtliche Alumnen Kunstgelehrte würden oder
nur bauverständig; denn der praktische Sinn
erschließt sich erst allmählich. Es ist indes
schon viel gewonnen, wenn nur das ästhetische
Urteil reift und das Gefühl für stilistische
Reinheit wächst und der Formensinn gefördert
wird. Die Hauptaufgabe bei Förderung der
kirchlichen Kunst muß immer den Künstlern
selbst überlassen bleiben. Mehr Erfolg könnte
nur erreicht werden, wenn das Studium der
kirchlichen Kunst von den Oberbehörden unter
die obligatorischen Fächer aufgenommen
würde25).

5) Archiv 1892 S. 95.

Neben dem Seminarmuseum oder statt
desselben könnte ein Diözesanmuseum
eingerichtet werden, um den künftigen Priestern
den Anschauungsunterricht zu ermöglichen.
Allein diese Einrichtung hat nur Nutzen, wenn
das Seminar und das Diözesanmuseum in
derselben Stadt sich befinden; sonst wird das
Museum nur da und dort von einem Geist-
lichen oder Kunstgelehrten besucht, die übrige
Zeit bleibt das Museum verriegelt. Es tritt
bei einem Diözesanmuseum aber noch die
Schwierigkeit aut, einen geeigneten Raum zu
gewinnen und einen Vorstand aufzustellen,
welcher die neu zugehenden Erwerbungen mit
Verständnis aufstellt und katalogisiert. Ferner
ist noch ein Diener zu besolden, welcher zu
gewissen Stunden das Museum aufschließt,
bewacht und wieder schließt. Nur selten
werden wegen des Kostenpunktes all diese
Schwierigkeiten von einer bischöflichen Be-
hörde überwunden werden.

München. Andreas Schmid.

Die englischen Alabasteraltäre.

(Mit 3 Abbildungen.)

n Jahrgang 1909 Heft 9 dieser
Zeitschrift hat der Herausgeber
zwei interessante Alabasterreliefs
veröffentlicht. Reliefs dieser Art
sind, wie dort richtig bemerkt wird, nicht
selten. Es finden sich solche beinahe über
das ganze mittlere und westliche Europa zer-
streut. Der Süden Europas kennt sie wie das
ferne, im höchsten Norden gelegene Island.
Besonders zahlreich sind Reliefs dieser Art in
Frankreich. Bouillet gibt im Bulletin monu-
mental eine Zusammenstellung der dort noch
vorhandenen Exemplare1). Das Verzeichnis
ist zweifellos nicht vollständig; denn es bietet
fast nur den Bestand in Kirchen und Museen,
während die im Privatbesitz befindlichen
Stücke, die alle in Erfahrung zu bringen
allerdings sehr schwierig, ja kaum möglich ist,
allem Anschein nach nur mangelhaft vermerkt
werden. Nichtsdestoweniger konnte Bouillet
für Frankreich an 300 jener Reliefs . nach-
weisen. Sehr reich an solchen ist das Cluny-
Museum, das deren nicht weniger als 25 be-
sitzt, noch reicher das Musee des Antiquites
zu Rouen, -welches sogar 29 Tafeln sein eigen

i) Bd. XLV (1901), 45 f.

nennen darf. In der Kirche zu Breul-Benoit
(Eure) gibt es 17, im Musee Vivenal zu Com-
piegne (Oise) volle 30 der Alabasterreliefs.

Die Maßverhältnisse der Reliefs schwanken
einigermaßen. Ihre Höhe bewegt sich zwischen
40—50 cm, ihre Breite zwischen 25 - 35 cm.
Unverkennbar ist ihre Verwandtschaft. Stil,
Charakter und Auffassung der Darstellungen,
die regelmäßig wiederkehrenden gleichen
Szenen, die fast wie freie Kopien irgendeines
gemeinsamen Originals erscheinen, die gleiche
Technik, die gleiche dekorative Behandlung,
das gleiche Material weisen, wenn auch nicht
gerade. auf eine Werkstätte, so doch auf die
Herkunft aus einer Schule hin, oder zum
wenigsten auf die Herkunft aus mehreren,
miteinander in naher Berührung stehenden
und einander beeinflussenden Schulen.

Der auf den Tafeln zur Darstellung ge-
brachte Bilderkreis ist im ganzen ein be-
schränkter. Sehr häufig sind es Szenen aus
dem Leben der Mutter des Herrn, die uns
auf ihnen begegnen: Maria Geburt, Maria
Verkündigung, Maria Heimsuchung, die Ge-
burt des Herrn, die Verkündigung der Geburt
an die Hirten, die Anbetung des Jesuskindes
 
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