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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Bücherschau
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315

1910. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST - Nr. 10.

316

Bücherschau.

Kunstdenkmäler der Schweiz. Mitteilungen
der schweizerischen Gesellschaft für Erhaltung histo-
rischer Kunstdenkmäler. Das Kloster St. Jo-
hann zu Münster in Graubünden von Joseph
Zemp, unter Mitwirkung von Robert Durrer.
Neue Folge VII. Genf, Verlag von Atar. 1910.
Die Monographie über das für die Kunstgeschichte
nach vielen Richtungen hin bedeutsame Kloster Münster
in Graubünden hat sich zu einer weiteren Lieferung
ausgewachsen, die zunächst der „Erneuerung" nach dem
großen Brande von 1499 gewidmet ist, weiterhin aber
noch wesentliche Ergänzungen bzw. Berichtigungen
der in den zwei ersten Heften gebotenen Texte bietet.
Wichtiger fast als die architektonischen Neuschöpfungen
nach den Bewegungen der Gegenreformation sind die
Schöpfungen der Innenräume, die erst dadurch einen
besonderen Wert bekommen, daß sie sich, der Re-
gierungszeit der einzelnen Äbtissinnen folgend, fast
lückenlos als Repräsentanten verschiedener Stilent-
wicklungen innerhalb der bedeutsamen Raumkunst er-
weisen, und zwar in folgenden Einzelräumen: Wohn-
turm der Angelina Planta, erbaut zwischen 1500 und
1510; Zimmer der Barbara von Kastelmur aus der Zeit
von 1511—1529; Stube des Pfarrers (c. 1550); Zimmer
der Ursula Karl von Hohenbalken III. aus dem Jahre
1630; das Fürstenzimmer (1642—1659); Zimmer der
Dorothea Alberti von 1676; Stube der Katharina
Hermanin von Reichenfeld von 1751. Eine solch'
stattliche Reihe von zeitlich aufeinander folgenden
Wohnungseinrichtungen in keuschester Erhaltung ist
eine grolie Seltenheit, zumal, wenn noch mancherlei
Einzelhausrat sich eingliedert, das Gesamtbild ergänzend
bzw. bereichernd. — Über die karolingischen Bauten
im Kloster Münster bringen die Verfasser neue Auf-
nahmen, architektonische wie solche von Bildschmuck,
und ihre neuerlichen Resultate sind bedeutsam genug,
der immer noch mageren Baugeschichte der merowin-
gisch-karolingischen Epoche als wichtige Glieder einge-
fügt zu werden. Für die hufeisenförmige Einziehung
der Aspidenschlüsse in den Chorpartien kommen immer
neue Beispiele im Abendland zum Vorschein, ein neuer-
licher bedeutsamer Hinweis auf den lebenspendenden
Orient — selbst ohne das Bindeglied von Ravenna usw.,
was ich ausdrücklich konstatiert wissen möchte. Be-
dauerlich finde ich es, daß einzelne Resultate im Text
noch in halber Schwebe gelassen werden mußten, weil
der Spaten noch nicht seine volle Schuldigkeit getan
hat. Sicherlich haben äußere, zwingende Gründe diese
Lücken veranlaßt. Der Text ist peinlich, vorsichtig
und sehr gehaltvoll, soweit man kontrollieren kann, auch
durchaus erschöpfend, die Tafeln, ausnahmsweise bei
solchen Publikalionen auch die farbigen, tadellos, Grund-
riß- und Aufrißmaterial, drs Rückenmark solcher Werke,
sind mustergültig. Dank den Verfassern für diese Be-
reicherung unserer Fachliteratur. Fritz Witte.

Illustrierte Kunstgeschichte von Dr.Joseph
Neuwirth, Professor an der Technischen Hoch-
schule in Wien. — Mit über 1000 Textabbildungen
und vielen farbigen Tafelbildern. — Allgemeine
Verlags-Gesellschaft. (20 Lieferungen ä 1 M.)

Von dieser, im Format von „Himmel und Erde"
desselben Verlages erscheinenden Kunstgeschichte, (die
2 Bände von je 10 Lieferungen umfassen soll), liegen
bereits 2 Lieferungen vor. „Die Kunstübung der
vorgeschichtlichen Zeil" bildet die Einleitung, an die
sofort die „Kunst des Orients" anschließt: Der
Ägypter (Baukunst, Bildnerei, Malerei und Kunst-
gewerbe), der Babylonier und Assyrer, der
Perser, der wes tasiatischen Kleinstaaten,
der Inder, der Chinesen. — Die Führung durch
diese, infolge der neuesten Forschungen aus dem
Dunkel immer mehr heraustretenden Gebiete ist sehr
anschaulich, dank dem ungewöhnlichen Gruppierungs-
talent, welches der Verfasser auf dem mittelalterlichen
Kunsigebiete schon lange glänzend bewährt. Es kommt
ihm hier, wo es sich vornehmlich um volkstümliche
Darstellungen handelt, nicht auf die Fülle der Einzel-
heiten, sondern auf die Richtlinien und ihre Charak-
teristik an, und gerade diese macht sich überall geltend,
gehoben durch die bestimmte und edle Sprache. — Die
zahlreichen Illustrationen, die zumeist den Text beleben,
zum Teil als Tafeln ihn unterbrechen, haben den Vor-
zug mancher Neuheiten und vorzüglicher Durch-
führung. — Dieses neue Lieferungswerk, dessen schnelle
Erledigung durch die bisherigen Leistungen des Ver-
lags gewährleistet wird, verdient daher wärmste Emp-
fehlung bereits auf Grundlage des Erschienenen, obwohl
die Hauptstärke des Verfassers im Mittelalter liegt. —
Durch das ganze Kunstgebiet von den ersten Anfängen
bis in die Gegenwart von derselben kündigen Hand
geführt zu werden, hat seine eigenartigen Vorzüge.
__________Schnütgen.

Die Kunst dem Volke. Nr. 3.
Weihnachten in der Malerei von Dr. Joh.
Damrich. Mit 48 Abbildungen. — Allgemeine
Vereinigung für christliche Kunst in München.
(Preis 80 Pf. bzw. 50 Pf.)
Ein herrlicher Zyklus von Weihnachtsbildern:
Geburt, Verkündigung durch die Engel, Anbetung durch
die Hirten und die hh. Dreikünige, aus der Kunst-
geschichte des Xu. bis XIX. Jahrh. zusammengesucht
und in dem Kleinfolioheft von <10 Seiten in trefflichen
Abzügen vereinigt, die ganz oder zum Teil eine Seite
füllen. Was die kölnischen, flandrischen, süddeutschen,
namentlich die italienischen Maler besonders im XV.
und XVI. Jahrh. zur Verherrlichung dieses lieblichen
Festes geleistet haben, ist hier zusammengestellt und
verbunden durch einen begeisternden und erbaulichen
Text, der an die einzelnen Darstellungen unmittelbar
anknüpft und durch deren Erklärung belehrt und be-
zaubert, als durch eine wirklieh musterhafte Art, zum
Verständnis und Genuß der hl. Kunst und ihrer Meister-
werke anzuleiten. — Wenn daher der Verleger dieser
ungemein empfehlenswerten Serie an alle dem Volks-
wohle dienenden Männer, namentlich an den Klerus, einen
warmen Appell richtet, sich der Verbreitung derselben
anzunehmen, so ist er dazu um so mehr berechtigt,
als der Preis der Hefte erstaunlich wohlfeil ist, bei
gemeinsamen Bezüge nur 50 Pf. — Möge die Serie
nur ihren Modus bewahren, ihr Tempo aber beschleunigen!

Schnütgen.
 
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