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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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317

1910. — ZEITSCHRIFT KÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

318

Hans Meinung. Farbige Faksimile-Reproduktionen
des vollständigen Ursula-Schreines und anderer
Meisterwerke in Brügge. In 15 Tafeln von Scalo
de Vries und Pol deMont herausgegeben. —
E. A. Semann in Leipzig u. A. W. Sythoff in Leiden.
Mit dem bekannten Verleger des auch hier (Bd.
XVII Sp. 347) besprochenen Breviarium Grimani hat
sich Seemann verbündet zu einer Veröffentlichung von
50 Gemälden Memlings in farbigen Lichtdrucken,
die, zumeist die Größe der Originale erreichend, ihnen
bis in die kleinsten Feinheiten gerecht werden, bis zu
den subtilsten Einzelheiten, die Krakelüren nicht aus-
genommen. — Als Vorläufer dieser Gesamtpublikation
hat bereis eine aus 15 Blättern bestehende Mappe
zu erscheinen begonnen, von denen 12 den St. Ursula-
schrein, 2 das Diptychon des Märten von Nieuwenhove,
1 die persische Sibylle wiedergeben. — Dieses Vor-
werk kommt in 3 (zu je 200 Exemplaren) Lieferungen
zur Ausgabe, von denen jede im Subskriptionspreis 120 M.
kostet. — Daß kein Maler mehr als Memling ein
solches Aufgebot von Repruduktionskunst verdient,
unterliegt keinem Zweifel, daß diese Kunst im vor-
liegenden Falle ihren Höhepunkt erreicht, beweist die
mir vorgelegte Tafel mit dem Empfang der hl. Ursula
in Rom. Der Ausdruck der Köpfe mit ihren zartesten
Tönen und feinsten Lichtern, die Details der Architektur
und ihrer Schmuckformen, der Gewänder und ihrer
Mustemngen, selbst der metallischen Zieraten sind
von solcher Durchbildung, die koloristischen Abwand-
lungen so vollendet, daß fast der Genuß empfunden
wird, den die Beschauung der Originale bereitet, zumal
auch, was ihnen an Patinieiung die Zeit angetan hat,
getreulichst mitgeboten ist. — Daß die Pflege des
Lichtdrucks, die Seemann als höchste Aufgabe sich
gestellt hat, zu solchen Ergebnissen führte, muß aufs
wärmste begrülJt werden, da an die auf diese Weise
vermittelten Eindrücke keine Beschreibung hinanreicht,
obwohl gerade die Werke Memlings sie im hervor-
ragendsten Maße erfahren haben bis in die jüngste Zeit.

Schnütgen.

Männerspiegel. Drei Bilder von Albrecht Dürer,
der katholischen Männerwelt zur Betrachtung dar-
geboten von Friedrich Beetz. — Herder in Frei-
burg 1910. (Pr. kart. 1 M.)
Unter diesem originellen Titel, dem als Bild der
bekannte Dürersche Stich: der hl. Georg mit Panzer,
Lanze und Lindwurm, beigegeben ist, bringt der Ver-
fasser die drei berühmtesten Kupferstiche Dürers: Ritler,
Tod und Teufel, St. Hieronymus in der Zelle, die
Melancholie, um sie in geistvoller Weise unter reicher
Verwendung biblischer Zitate und symbolischer Ver-
gleiche den Männern als Spiegel vorzuhalten. Der
glaubens- und willensstarke Held, die in heiliger Freude
gefestigte Seele, die in Trostlosigkeit versunkene Gott-
entfremdung werden als der eigentliche Inhalt dieser
Bilder gedeutet. — Das anmutige Büchlein ist ein
sinniges Geschenk für Männer. B.

Kunst und Geschichte. Kleine Ausgabe, von Dr.

PI. Luckenbach. München und Berlin 1910.

(Oldenburg.)
Aus seinem größeren Werke „Kunst und Geschichte"
hat Luckenbach einen Auszug hergestellt, der vor allem

für die Schüler der realen Lehranstalten und höheren
Mädchenschulen berechnet ist. Er hat dieselben Vorzüge
wie das ältere, vielfach eingeführte und mit größtem
Erfolg benutzte Werk. Durchsichtigkeit und Klarheit,
präzise, treffende Auswahl des bildlichen Materiales,
vortreffliche Reproduktionen und treffliche Übersichts-
pläne über historisch bedeutsame Örtlichkeiten u. s. f.
Luckenbach gibt nur kurze, aber durchaus orientierende
Einleitungen, welche Stile entstehen lassen und unter-
einander in Beziehung bringen. Im übrigen laut er
den Schüler selbst sehen und finden und empfinden
unter mehr oder minder geschickter Anleitung des
Lehreis. Diese Unmittelbarkeit im Betrachten von
Kunstwerken wird stets das einzig Zulässige sein. Den
Unterricht wird Luckenbachs Buch über die Schul-
wände hinaus erfolgreich befruchten. Wir geben ihm
die allerbeste Empfehlung mit auf den Weg, welche
dieses Werk als reife Frucht eines klugen, erfahrenen
Schulmannes verdient Kritz Witte.

Deutsche Kunst und Dekoration. Wohnungs-
kunst, Malerei, Plastik, Architektur, Gärten, künst-
lerische Frauenarbeiten. Darmstadt (A'ex. Koch).
Jährlich 12 Hefte, halbjährl. 12 Mk. XIV. Jahrg.
Innendekoration, Zeitschrift für Wohnungskunst
und den gesamten inneren Ausbau. Darmstadt
(Alex. Koch). XXI. Jahrg.
Stickerei-Zeitung und Spitzen-Revue. Darmstadt
(Alex. Koch), vierteljährlich 2 Mk. XII. Jahrg. '
Mag die Überzeugung von Bedeutung und Wert
der beiden erstgenannten Zeitschriften auch wohl schon
ziemlich allgemein durchgedrungen sein in den Kreisen,
die zunächst auf diesem Gebiete maßgebend sind,
immerhin müssen immer wieder weitere Kreise ge-
zogen werden, immer noch mehr sollte sich auch unser
Volk erwärmen für das, was sein ist, für seine Zeitkunst.
Wo denn ist die Kunst am ersten breiteren Schichten
zugänglich, faßbar, einleuchtend, wenn nicht auf dem
Gebiete der Innenausstattung, in der jeder Mensch sein
Leben fristet. Der Kampf gegen Vorurteile, gegen
Fabrik- und Magazinwesen kann nicht erfolgreicher ge-
führt werden, als dadurch, daß dem Volke gediegene
Möbel geboten werden, die über angehängten, lästigen
und teuren Schmuck hinweg nur nach Zweckmäßigkeit
und Echtheit, nach Wahrheit streben. Gute, künst-
lerische Möbel sind nicht teurer als aufgeblasene —
wenn wir den Ausdruck gebrauchen dürfen — Schablo-
nenmöbel, denen als einzige scheinbare Empfehlung im
Preisverzeichnis das Wort „sehr gangbar" und „stil-
gerecht" an die Stirn geschrieben wird. — Hunderterlei
Hausrat umgibt den Menschen in seiner Klause, jeden
Menschen, den Arbeiter, den Reichen. Diesen Schmuck,
den der Mann, den die Frau ihrem Herzen schafft, so
zu gestalten, daß er Wert bekommt von ewiger Dauer,
das ist eine Aufgabe, an der unsee Künstler arbeiten
seit zwei Jahrzehnten. Sie hatten Erfolg, aber leider
nur in einsichtigen Kreisen. Immer weiter strecken
sich die Arme der modernen Zeitkunst, wenn auch
langsam, Zoll um Zoll, so greifen sie doch immer weiter
und tiefer ins Volk hinein, rütteln es auf und weisen
ihm Afterkunst und wahre, ehrlich echte. Es sind
immerhin noch gewisse Kunstzentren, die ihren Segen
spenden über die deutschen Gaue, aber sie spenden
 
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