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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Schnütgen, Alexander: Die Sammlung Schnütgen, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0223

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Abhandlungen.

Die Sammlung Schnütgen VIII.

(Mit Abbildung 8 — Tafel XI.)
on den beiden noch aus-
stehenden Räumen, die
den Anbau bilden, sei zu-
^| nächst derjenige vorgeführt,
in dem, außer einer ge-
schlossenen Gruppe alt-
italienischer Gemälde, vornehmlich
Hinterglasmalereien und Papiermaches
aufgehängt waren, als eigenartige, von anderen
Sammlern wenig beachtete Spezialitäten. —
Von ihnen ist auf Tafel XI, die ihre Be-
lichtung dem (einzigen) Ostfenster verdankt,
nur ein Teil sichtbar, und auch dieser nur in
zumeist kleinen minder scharfen Wiedergaben.
—: Da von den 98 Hinterglasmalereien
einige der ältesten und besten Bd. XXI,
Taf. VIII, und Bd. XXII, Taf. IV abgebildet
und beschrieben sind, die auch auf unserer
Tafel sich bemerkbar machen, so ermöglicht
diese immerhin noch einen gewissen Überblick
über die Entwicklung dieser Technik. — Sie
hat, nach dem Verschwinden der antiken
Tradition, ihren Ausgangspunkt in Dalmatien
genommen um die Mitte des XIII. Jahrh., so
daß die spärlichen Überreste aus dieser Zeit
noch von byzantinisch romanisierenden Motiven
beherrscht werden. Aus der mittelitalienischen
Produktion des folgenden Jahrhunderts bietet
die Sammlung ein kleines Bild (gleich über
dem mittleren Medaillon rechts), welches die
Technik noch in dem Goldgrund mit aus-
radierten und farblich ausgelegten Linien zeigt.
Dieses flankieren zwei größere Tafeln, charakte-
ristische Belege für die in Köln um 1500 ge-
pflegte, an die gebrannten Scheiben farblich
anschließende Technik. — Über der links-
gestellten dieser beiden Tafeln erscheint ein
wirklich gebranntes, mit Quecksilber hinter-
legtes, daher als Spiegel wirkendes Medaillon,
zu dem sich bisher, trotz mehr als zwanzig-
jährigen Suchens, ein Analogon noch nicht
ergeben hat; merkwürdig auch durch den
Umstand, daß es als Vorspiel erscheint zu
den in der späteren Renaissance auftretenden
rückseitig bemalten Spiegeln. Ihrer bietet
die Sammlung in der oberen Reihe sechs vor-
zügliche Beispiele größeren und kleineren

Formates, die durch ihre Darstellungen (Jakob
ringt mit dem Engel, Christkind auf dem Kreuz,
St. Sebastianus mit dem Engel, Totenkopf usw.)
beweisen, daß dem Blick in den Spiegel das
Ablenkungsmittel ernster Eindrücke nicht
fehlen sollte. — Das XVII. und XVIII. Jahrh.
haben die Hinterglasmalereien stark gepflegt
und ihr durch handwerksmäßigen Vertrieb
den Eintritt in die Häuser verschafft als ebenso
wirkungsvollem wie erbaulichem Wandschmuck.
Die obersten Reihen bieten zahlreiche Belege,
teils in Gold und Silber radierte, teils in
leuchtenden Farben ausgeführte, zumeist
religiösen, aber auch weltlichen Inhaltes.

Zwischen und über diesen Hinterglas-
malereien befinden sich Papiermache"-
Reliefs: 37 Exemplare, von denen sieben
in- Bd. XXIII, Taf. II abgebildet und be-
schrieben sind. Sie beginnen mit der Mitte
des XIV. Jahrh. (das ovale unten links), finden
ihre Fortsetzung im XV. Jahrh. (daneben
flandrisch; darüber süddeutsch) und nehmen im
XVI. und XVII. Jahrh. größere Dimensionen an,
wie oben ersichtlich; damit, auch in vereinzelten
Fällen, stärkere Ausladung bis zu vollrunden Ge-
staltungen. Niemals fehlte diesen Gebilden, die zu-
meist für das Haus bestimm t waren, die Bemalung.

Die an das Fenster anstoßende, durch eine
Türe in das Goldschmiedezimmer zurück
führende Nordwand vereinigt, bis zur oberen
Scheidung, eine bis auf die unterste Reihe
herabreichende dicht gedrängte Zusammen-
stellung von 27 altitalienischen Ge-
mälden, die zumeist in den Kölner Auktionen
Ramboux, teilweise in Florenz, Bologna und
München erworben sind. Sie dürften floren-
tinischen Ursprungs sein, im XIV. u. XV.Jahrh.,
namentlich aber in Siena entstanden. Das
schmale Bildchen rechts der hl. Agnes konnte ich
als das Gegenstück zu einem Flügel der sienesi-
schen Akadem ie feststellen, das spitzgiebelige Bild
links als ein e a Lorenzetti, d ie Kreuzigung darüber
(Tabernakeltürchen) als ein Schulbild Giottos,
dieMadonna zuoberstals einenMasolino; als einen
Giovanni di Paolo den Auferstandenen rechts.

Neben der Tiuhe führt eine Türe in die
Kapelle, als den letzten Raum; eristfürdieZele-
bration eingerichtet, so daß er nur eine mäßige
A usstattung erfahren hat. Von ihr soll die nächste
und letzte Tafel ein Bild geben. Schnütgen.
 
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