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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Firmenich-Richartz, Eduard: Der Meister von St. Laurenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0224

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323

1910.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

324

Der Meister von St. Laurenz.

(Mit Abbildung.

em hochherzigen Stifter des
Schnütgen - Museums wurde
aus einem Freundeskreise
kurz vor Übergabe seiner
Sammlungen an die Stadt
Köln ein Geschenk darge-
bracht, das nun als kostbares Hauptstück in
der Gemälde-Abteilung prangt und den
schönsten Beweis liefert für die Dankbarkeit,
das Verständnis, die Liebe und Verehrung,
welche seiner Person und seinen Bestrebungen
zuteil werden. Mögen die folgenden Nach-
weise und Darlegungen dazu beitragen, das
Interesse und die Freude an diesem Werke
der Kölner Malerkunst zu vertiefen.

Die vier Bilder: Auferstehung und Himmel-
fahrt Christi, Tod und Krönung Maria wurden
der modernen Forschung durch die Düssel-
dorfer Ausstellung 1904 hekannt; doch ge-
stattete der Erhaltungszustand der Tafeln,
deren Farben abzublättern begannen, leider
nicht den Verbleib in den öffentlichen Sälen.
Baron Brenken in Wewer war damals Eigen-
tümer der Gemälde. Aus dem Münchener
Kunsthandel wurden die Stücke dann 1909
zunächst vereinzelt in Köln angeboten und
nach der Erwerbung wiedervereinigt. In
sorgfältiger Herstellung festigte Heinrich Fridt
gelöste Farbenschichten und entfernte späte
Übermalungen.

Der noch erhaltene, mit aufgesetzten Leisten
und Rosetten gezierte tiefrote Rand zwischen
den Darstellungen, welcher bei der Trennung
durchgesägt worden war, gestattete die Zu-
sammenfügung der Bilder, das Aneinander-
passen in ursprünglicher Form als rechtseitiger
Flügel eines Altarschreins von imponierenden
Verhältnissen. Es war die Innenseite, für
die der Meister einst die reizvollsten Kompo-
sitionen, eine festlich leuchtende Farbenpracht
und die fleißige Ausführung versparte. Doch
auch das Alltagbild außen ging nicht verloren.
Schon. die Übereinstimmung des gesamten
malerischen Stils machte es kenntlich. Die
Tafel hängt im Germanischen Museum zu
Nürnberg Nr. 6 [94] und zeigt auf dunklem
Grund die Grablegung eines jugendlichen
Priester-Märtyrers. Oben ist ein Stück des
Gemäldes abgebrochen, so erklärt sich die
Differenz der Maße: die Innenseite in Köln

— Tafel XH.)

Leinwand auf Eichenholz Höhe 1,77 m Breite
1,13 m, die Außenseite in Nürnberg Höhe
1,21 m Breite 1,12 m.

Die Zusammengehörigkeit der Bilder fand
alsbald ihre dokumentarische Bestätigung.
Die alten Gemälde bei Baron Brenken in
Wewer rührten aus dem Erbe von Harff und
des Freiherrn Werner von Haxthausen, der
seit Beginn des XIX. Jahrh. im Wettbewerb
mit Ferdinand Wallraf und den Brüdern
Boisseree, durch Karl Mosler gelegentlich
beraten1), eine reichhaltige Galerie zusammen-
gebracht hatte. Unter gewissen Bedingungen
bot der Freiherr seine Bestände leider ver-
gebens der Stadt Köln an und so gelangte
ein Verzeichnis vom Jahre 1826 mit Wallrafs
Nachlaß (Kapsel XIII 36) in das städtische
Archiv. Hier stehen nun in verschiedene
Rubriken eingetragen die folgenden Angaben:
„Nr. 62. Des heiligen Laurentii Be-
gräbnis. Goldgrund. Holz 68 Z. 6' X
44 Z. 3' rhein. Maaß, vom Meister des
Dombildes, aus Laurenz, gehört zu
Nr. 67, 68, 69, 70. Marias Tod, die
Apostel umher. Goldgrund 34Z. 6' X 22'
rhein. Maaß, Christi Himmelfahrt,
Christi Auferstehung, Krönung Maria."

An der Identität ist gar nicht zu zweifeln.
Zum Überfluß wird die Zusammengehörigkeit
auch noch in Franz Kuglers Geschichte der
Malerei2) festgestellt. Ebensowenig liegt ein

x) Vornehmlich bei-Nr. 273 „Maria mit dem Kinde
vom Dombildmaler". — Vergl. auch S.Boisseree's
Tagebuchnotiz Dienstag 2. März 1819 — „Haxthausen,
Maltheserritter — viel Bilder-Plunder — byzantinischer
Altar mit Schnitz-Werk, hübsche Frauenköpfchen —
wie der Altar aus Clara . . ." [Inventar Haxthausen
Nr. 195, 256, 257. — Diese Notiz und der Vergleich
mit dem hier angeführten Triptychon, jetzt im Kaiser
Friedrich-Museum zu Berlin beweist, daß Boisseree
den Clarenaltar nur im Zustand der alten "Übermalung
kannte und diese für ursprünglich ansah. — „Ein sehr
schönes Marien-Bildchen auf Goldgrund, Bruststück (?)
— blauer Mantel, das Kind zur Linken stehend, ganz
nakt, Köpfchen gerade wie auf dem Rathausbild —
sehr fest und brav gemahlt, von dem Meister des
Rathausbildes ..."

2) Franz Kugler, »Handbuch der Geschichte
der Malerei« 2. Aufl. unter Mitwirkung von Dr. J.
Burckhardt (Berlin 1847) 1. S. 248 Ahm;: „von
Meister Stephan ein Begräbnis des hl. Laurentius mit
vier Rückbildern, Christi Auferstehung und Himmel-
fahrt, Mariae Tod und Krönung."
 
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