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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Georg, Johann: Kunstschätze im Sinaikloster
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0257

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37?

1910. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

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erfahren können. Die Mönche wissen in der
Regel, wenn es sich nicht um neuere Sachen
handelt, keinen Bescheid über das Alter oder
über die Herkunft. Es>wäre aber nicht aus-
geschlossen, daß man in Manuskripten eine
Notiz darüber fände. Jedenfalls sind sie aber
von allerhöchstem Interesse und ergänzen
unsere Kenntnis über solche Kunstgegenstände.

2. Die hölzernen Türen zur Kirche. Am
Eingange zum Narthex befindet sich eine
interessante Holztür, die schon mehrmals be-
handelt worden ist, aber nie im Detail (siehe
Abb. 3). Auf der einen Seite ist Christus in
der Glorie dargestellt, dabei 2 Engel. Acht
Felder zeigen figürliche Darstellungen, die
aber sehr schwer zu deuten sind. Zum Teil
sind sie zerstört oder beschnitten (siehe
Abb. 4).

Besser erhalten ist die andere Seite (siehe
Abb. 5). Hier ist das Opfer Abrahams zu
erkennen, dabei eine Inschrift. In einem
anderen Felde ist der Engel mit dem Widder
erhalten. Weiterhin folgt Moses mit dem
brennenden Dornbusche, wobei freilich Moses
selbst verschwunden ist. Auch die Gesetzes-
übergabe ist zu sehen. Ganz oben erblickt
man Gott. In der Mitte steht ein Priester
vor dem Altar. Vielleicht ist damit Moses
gemeint. Auf allen Feldern finden sich Reste
von Inschriften, die wohl jedem Entzifferungs-
versuch widerstehen würden.

Alle anderen Felder sind nur mit ornamen-
talem Schmuck versehen. Zwei Kreuze aus

Eisen sind mit den Türklopfern verbunden.
Die Mitte der beiden Flügel ist durch den
Stamm einer Olive gebildert. Intererssant ist
es, daß deutsche Pilger des XV. Jahrh. ihre
Wappen eingeschnitten haben.

Aus welcher Zeit mag wohl diese Türe
stammen? Bei flüchtigem Hinsehen gemahnt
sie etwas an arabische. Dem widersprechen
aber die figuralen Felder und die Kreuze
zwischen den Ornamenten. Es ist vielleicht
an das erste Jahrtausend zu denken. Weiter
als die Mitte des VI. Jahrh. kann man nicht
zurück gehen, da ja das Kloster da erst ge-
gründet wurde. So alt sind sie bestimmt nicht.
Ein genaues Alter wird sich schwer angeben
lassen. Für älter als etwa 700 möchte ich
sie kaum halten. Es ist nicht unmöglich, daß
die figuralen und ornamentalen Felder in eine
jüngere Türe eingesetzt worden sind.

Vom Narthex zur Kirche führt ebenfalls
eine geschnitzte Türe (siehe Abb. 6). Hier
sind in den Feldern symbolische Tiere ge-
schnitzt, ferner auch Ornamente. Überraschend
sind zwei Emails, die an ihr befestigt, und
sicher viel jünger sind. Das eine stellt Christus
mit 4 Engeln dar, das andere ein Patriarchen-
kreuz in einer Kirche. Die Türklopfer sind
etwas größer als auf der anderen Türe, sonst
ganz in derselben Art. Diese Türe ist viel-
leicht etwas jünger als die andere Türe. Aber
auch hier ist ein genaues Datum sehr schwer
zu nennen.

Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Bücherschau.

Der Dreikönigenschrein des Nikolaus von
Verdun im Kölner Domschatz von Otto
v.Falke. 25 Lichtdrucktafeln. Verlag B. Kühlen
in M. Gladhach. (Pr. 36 M.)
Der Dreikönigenschrein hat lange auf eine
seiner würdige Monographie warten müssen, obwohl er
durch seine Größe wie durch die künstlerische Be-
deutung seines figürlichen und ornamentalen Schmuckes
alle metallischen Schreinswerke des Mittelalters nicht
nur in Deutschland, überragt, wo mehr als die Hälfte
des ganzen Kultutbestandes erhalten geblieben ist,
trotz der vielfachen Verluste. — Zwei Dutzend der-
selben (aus Rheinland und Westfalen) waren in der
„kunsthistorischen Ausstellung Düsseldorf 1902" ver-
einigt. Ihr ist das Prachtwerk zu danken, welches
von Falke mit Frauberger über „Deu tsche S chm e lz-
arbeiten des Mittelalters" herausgegeben hat. —
Zum ersten Male wurde hier das Dunkel aufgehellt,

welches diese glänzenden technischen Leistungen, nament-
lich die Grubenemails des XI. und XII. Jahrh. umgab.
Dank scharfsinniger Kombinationen, die beim fast völligen
Mangel schriftlicher Urkunden, so zu sagen ausschließ-
lich auf die Denkmäler, ihre Prüfung und Vergleichung,
angewiesen waren, bestätigten sich die Schulen nicht nur
von Trier, von der Maas, von Aachen, Hildesheim,
sondern vor allem von Köln, in dessen Benediktiner-
kloster St. Pantaleon sich die Hauplwerkstätte mit den
Hauptmeistern ergab. — Bald lösten sich für v. Falke,
in der Fortsetzung der Forschung, auch die meisten
der noch übrig gebliebenen Zweifel, nicht bloß hinsicht-
lich der Schmelzwerke, sondern auch des künstlerisch
noch viel wertvolleren Figurenschmuckes am Drei-
königenschrein, so daß hierüber 190f) in der Zeitschr.
für christl. Kunst Bd. XVIII, 161—182 unter dem
Titel: „Meister Nikolaus von Verdun und der Drei-
königenschrein im Kölner Dom" unter Beigabe von
 
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