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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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381

1910.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

382

in vieler Beziehung künstlerisch fein gegeben, so daß
sie uns den alten Glanz und Zauber der gewaltigen
Michaelsabtei mit dem grandiosen, für uns Deutsche
auch als Schützlinge des großen „Michel" hochinter-
essanten, kultur- und literaturhistorisch bedeutsamen
Legendenkranze plastisch wiedergeben. Wann wird
einmal S. Michele in Apulien, meines Erachtens der
Ausgangspunkt der abendländisch christlichen Drachen-
bezwingerlegende, eine solche Beschreibung und Publi-
kation finden? — Ich wüßte nicht, was man an
Gouts Buch ernsthaft aussetzen könnte. Fritz Witte.

L'eglise de la Minerve ä Rome, par Fr. J. J.

Berthier O. P. Rom, M. Bretschneider.
Berthier, der sich durch eine Monographie über
die Türen von S. Sabina in Rom bekannt machte,
führt uns in der Hauptsache nicht viel weiter,
wie wir gewesen sind, und doch würde man ihm
Dank wissen für eine sichere Festlegung der Archi-
tekturgeschichte von Maria sopra Minerva, da sie
uns insbesondere interessiert, weil in ihr nordische
Elemente mehr zu Worte kommen als in irgend einer
anderen Kirche Roms. Berthier fehlt der Sinn für
Architekturgeschichte, deshalb bricht er diesen Abschnitt
seines Buches auch etwas übers Knie, indem er uns
nichts eigentlich Neues bietet, das über die Bädecker-
Wissenschaft hinausgeht. Er legt das Hauptgewicht
auf die Ausschmückung der Kirche und liefert bei
Besprechung der zahlreichen interessanten Grabmäier
und Epitaphien hier und da Belangreiches. Was dem
Text fehlt, das ist der eigentliche wissenschaftliche
Ton, der Gebäude samt Inventar zu einem Ganzen
bindet und als Kulturspiegel mehrerer Jahrhunderte
erscheinen läßt. Die Abbildungen sind fast ausnahms-
los unzulänglich, nein schlecht, und der große Auf-
erstandene Michelangelos hat sich wohl kaum je in
solch minderwertiger Gesellschaft befunden.

An historischen Einzelheiten bietet der Verfasser
manche wissenswerte Einzelheit, für die Kunstforschung
höchst brauchbar, im übrigen aber hat er gut daran
getan, in der Vorrede Fachleute zu einer Neuarbeit
bescheiden einzuladen. Fritz Witte.

Architektonische Handzeichnungen alter
Meister, herausgegeben von Dr. Herrn. Egger.
Bd. I, Lief. 1, (20 Blätter) ä Bd. 100 M. Verlag
für Architektur und Kunstgewerbe, Friedr. Wolfrum
& Co. Wien und Leipzig 1910.
Mit diesem Lieferungswerke findet v. Geymüllers
Plan einer Herausgabe von Handzeichnungen von
Meistern aller Länder, die er seinerzeit in einem
Promemoria („Proposta di un corpus dei disegni architet-
tonici") dem internationalen Kongreß zu Rom 1903
dringlichst empfohlen, seine Verwirklichung. Die erste
Lieferung ist glänzend ausgefallen und zu ihrer eigenen
Empfehlung für weiteste Kreise sorgfältig zusammen-
gestellt insofern, als sie alle Zeiten, verschiedene, weit
auseinanderliegende Länder, als auch verschiedene
Zweige und Zwecke der Architekturzeichnung ins Auge
gefaßt hat. Das Wollen und Können, die sprudelnde
Phantasie und den architektonischen Feinsinn der
Künstler verraten diese Handzeichnungen viel ur-
wüchsiger als selbst die ausgeführten Bauten. Architekten
mit genialer Schöpferkraft kommen zu Worle neben
denen, welche die Arbeitsprodukte der führenden Persön-

lichkeiten zu verallgemeinern, zum Gemeingut aller
zu machen verstanden.

Interessant sind besonders einige Entwürfe für
Theater- und Deckendekorationen, die dem ganzen
malerischen Empfinden der Architekten, in den richtigen
Schranken gehalten durch starkes tektonisches Ge-
fühl, freien Lauf und Phantasiegebilde von märchen-
hafter Pracht entstehen lassen, die man bisweilen in
die Wirklichkeit übersetzt sehen möchte. Zweierlei
scheidet meines Erachtens die Alten auf diesen Blättern
von ihren Nachfolgern und unseren Zeitgenossen: Sie
empfinden plastisch, sie sehen auch die Seiten- und
Rückansicht wie die Innenräume ihrer Bauten, kurz
gesagt, sie sind zugleich feinfühlige Plastiker, sie
„bauen" mit unnachahmbarer Selbstverständlichkeit
Plätze, Räume innerhalb ihrer Architekturen.

Die Blätter wollen mit Liebe und Verständnis
studiert werden, bieten dann aber dem modernsten
Architekten, Bildhauer und besonders auch dem großen
Dekorationsmaler eine geradezu unerschöpfliche Quelle
der Anregung und des Vorbildlichen. Daß wir eine
solche großangelegte Veröffentlichung auf das alier-
wärmste empfehlen ist eine Ehrenpflicht dieser Zeit-
schrift. __________ Fritz Witte.

Im Verlage von E.A.Seemann in Leipzig
sind neuerdings erschienen:

1. Das katholische Kirchenjahr in Bildern.
60 Tafeln in Ton- und Farbendruck. Herausgegeben
unter Mitwirkung der Katechetenvereine in München
und Wien von Dr. Ulrich Schmid. Mit Er-
läuterungsband von Dr. Ignaz Seipel. (Pr. 15M.)

Zu dem hier Sp. 187 bereits angezeigten I. Teil:
„der Weihnachtskreis" sind inzwischen der II. und III.
Teil: „der Osterkreis" und „der Pfingstfestkreis" hinzu:
gekommen mit der Einleitung von Swoboda und den
zahlreichen bischöflichen Empfehlungen, die mancherlei
Äußerungen des Lobes haben für die Auswahl der
Bilder. Diese werden eingehend erklärt in einer auch
dem Verständnis der Kinder angepaßten Form, die
dem Katecheten natürlich weiten Spielraum läßt für
seine Eigenart, die sich auch geltend machen wird
hinsichtlich des „kunstgeschichtlichen An-
hangs" von Joseph Mühlbacher. Die Kategorien,
unter denen die Meister der 60 Tafeln hier auf 40
Textseiten vorgeführt werden, sind folgende: Die
Primitiven (Giotto, Fra Angelico, Mantegna, Botti-
celli, Francia, also unter Verzicht auf die deutschen,
flandrischen, französischen Heroen), die Meister der
italienischen Hochrenaissance, die deutsche
Renaissance, die italienischen Koloristen, die
Akademiker (Caracci), die Barockmeister, die
Nazarener, die Modernen. In der Charakteri-
sierung wird hier manche Belehrung für Kinder, mehr
noch für Erwachsene geboten, wie für den Katecheten
selber, dem sie bei der Unterweisung von Nutzen
sein kann.

2. Grundriß der Kunstgeschichte von Hein-
rich Bergner. Mit 443 Abbildungen und 5 Farben-
tafeln. (Preis in biegsamem Leinenband nur M. 2.80.)

Der auch den Lesern unserer Zeitschrift wohl-
bekannte, verdienstvolle Verfasser der Handbücher
über die kirchlichen und bürgerlichen Kunstaltertümer
in Deutschland, hat sich auch der schwierigen Auf-
 
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