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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0062

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95

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST - Nr. 2.

96

Bücherschau.

P. Adalbert Schippers, O. S. B. Maria-Laach
und die Kunst im XII. und XIII. Jahrh. Mosella-
Verlag, Trier o. J. (1911).
Wie eine Musterleistung der romanischen Baukunst
der Rheinlande dehnen sich die wundersamen Kloster-
und Kirchenanlagen am Ufer des stillen Sees, still,
fast neckisch und schadenfroh der Forscher wartend,
die zu schürfen und zu untersuchen beginnen, um den
hundert Teilenden Geburtsschein auszustellen. Schippers
ist mit den Klosterräumen verwachsen, deshalb schrieb
er sein Büchlein auch aus einer wannen Begeisterung
heraus. Diese hat ihn in seinem Bau aber stets auch
etwas Primäres sehen lassen, in der Qualität wie im
Altersvorzug. — Im Grunde genommen basiert Schippers
auf der Seite 10 gegebenen Annahme, daß die unteren
Mauerteile vom ersten Bau Heinrichs (1093) und nicht
von dem seines (zunächst kneifenden) Erben Siegfried
(1112) herrühren. In ihnen stecken nämlich bereits
die Versiärkungslisenen für Gewölbegurte, sie würden
also, falls sie wirklich von 1093 stammen, die von
vorneherein beabsichtigte Einwölbung nahelegen. Das
ist eine folgenschwere Konsequenz für die Architektur-
geschichte. Vorläufig kann ich mich noch nicht dazu
bekehren, auf die Annahme einer beabsichtigten Balken-
decke zu verzichten ; sieht Schippers in der Verschieden-
anigkeit der Gewölbespannung die überlegte Rhythmik
des goldenen Schnittes, so ist sie für mich ein Hin-
weis darauf, daß man eine ganz aufgehende Aufteilung
des Raumes für Gewölbefelder eben nicht erreichen
konnte. Das Westwerk wäre für die Behandlung
wohl als solches für sich zu nehmen; die tolle Tier-
symbolik der Friese und Kapitelle reizt sehr zu einer
eingehenden Untersuchung, der sich der Verfasser an
der Hand der Feststellungen von Male unterziehen
sollte. Wenn Schippers Büchlein auch an manchen
Stellen den Widerspruch wachruft, es ist mit Wanne
geschrieben und für die Besucher des stillen Krater-
sees gedacht; unter diesem Gesichtspunkt betrachtet,
geht es eigentlich schon zu weit. Der Zusatz im Titel
„und die Kunst im XII. und XIII. Jahrh." hat keine
Berechtigung. Witte.

Meister der Graphik. Bd. VI. Giovanni
Battista Piranesi von Albert Giesecke.
Klinkhardt & Biermann in Leipzig. Mit Titelblatt
n.63Tafeln.O.J. (1911). Br. M 16.—,geb.M. 18.—.
Dieser neuerliche Band der „Meister der Graphik"
fügt sich der Serie vorzüglich ein. Gieseckes Arbeit
ist eine sehr sorgfältige zu nennen, da sie auf gründ-
licher Durchforschung eines reichen Quellenmateriales
aufbaut. Dankenswert ist die Zusammenstellung und
Würdigung der bislang erschienenen Literatur zu An-
fang des Buches, wodurch unangenehme Störungen im
Text überflüssig wurden. An der Hand eingehender
biographischer Notizen läßt Giesecke die mehrfachen
Wandlungen in Piranesis Tätigkeit wie ganz selbst-
verständlich vor sich gehen. Dabei fällt auch manches
Schlaglicht auf die ganze klassizistische Strömung des
XVIII. Jahrh., da Piranesi mitten im Betriebe stand
und sogar eine bedeutende Rolle in ihm spielte. Neben
dem Kunsthistoriker findet auch der Archäologe, den
Roms Ruinenwelt interessiert, sowie der Architekt

reiche Ausbeute in Gieseckes Werk. Die Abbildungen
sind tadellos und ersetzen für das Studium vollkommen
das Original, so daß Piranesi auch als Radierer ge-
nügend zur Geltung kommt und nicht nur als Architekt-
Merkwürdig störend wirkt eine Reihe ungenauer Unter-
schriften unter den Tafeln, so Tafel 12, 28, 35;
Tafel 3 ist aus der Basilica di S. Giovanni gar eine
Brasilika geworden. Gieseckes sauber gearbeitetes Buch
wird viele Liebhaber finden, da es eben vielen auch

vieles bietet.

Witt e.

Catalogue general illustre du Musee de
sculpture comparee au Palais du Troca-
dero par Cam. Enlart et Jules Roussel.
Paris 1910 (Librairie Alph. Picard & Fils). 3,50 fr.
Das sehr brauchbare Nachschlagebüchlein tut in
erster Linie dem seine guten Dienste, der den Troca-
dero halbwegs kennt und sich wenigstens zur Übersieh i
einmal durchgeaibeitet hat. Die Herausgeber des
Kataloges heben im beschreibenden Text in knappster,
aber genauer Fassung die charakteristischen Er-
scheinungen der Skulpturen hervor, zudem Herkunft,
Aufbewahrungsort und die Maße. Innerhalb der Ein-
teilung nach Stilperioden sind Unterabteilungen ge-
schaffen, welche lokale Schulen zusammenfassen, so
daß eine Orientierung auch für den möglich ist, der
den Trocadero selbst nicht kennt. Eine Reihe ganz
vorzüglicher Abbildungen ist beigegeben und bildet
gewissermaßen Anhaltspunkte für ein erleichtertes Auf-
suchen, dem ein gut gearbeitetes Register am .Schluß
zur Hilfe kommt. Witte.

K ü h 1 e n s Kunstverlag hat zu Ostern
versende t:

1. Hausschatz citri stlicher Kunst. — Laien-
Brevier in Bildern. I.Teil: Die Kindheit
Jesu; II. Teil: Das Leiden Christi; je 10
Kunstblätter nach Originalen klassischer und modern«
Meister. Text in Poesie und Prosa von P. Valerius
Kern per, Kunstdr. M. 1. —.

Der Zweck dieses neuen, großangelegten Unter-
nehmens, durch wohlfeile und doch gute Reproduktionen
von hervorragenden Bildern alter und neuer Zeit (Mein-
ung, van der Weyden, Jan Joest, Dürei, Rubens usw.;
Overbeck, Führich, Deger, [ttenbach, Müller, Fugel
USW ), in Verbindung mit zutreffenden populären Er-
klärungen das Volk zu belehren und zu erbauen, wird
durch diese periodischen I.ieferungshefle (die sich zu
Geschenken ungewöhnlich eignen) wohl erreicht.

2. Ein Steinlescher Madonnen-Zyklus. Mit

begleitendem Text von Kranz Düsterwald und

einer I.ebensskizze des Künstlers von II an s N olden.

8 'Tafeln mit 13 Seiten Text. In Kupferstich M.3.60,

in Lichtdruck M. 1.80.
Die bekannten, ungemein ansprechenden Steinleschen
Zeichnungen (zumeist typischer Art) werden hier durch
ihre duftige Wiedergabe und leirisinige biblische Er-
läuterung den Marienverehrern höchst dankenswerte
Gaben sein, zumal in ihrer gefälligen Erschciniingxarl.

Seh nützen.
 
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