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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Der Gemäldefries an der Westapsis des Domes zu Trier
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0199

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Abhandlungen.

Der Gemäldefries an der Westapsxs
des Domes zu. Trier.

(Mit Tafel X und 1 Textabbildung.)

seinem Tafelwerke über
den Trierer Dom hat von
Wil mowsky einen Zyklus
n von Wandgemälden repro-
duziert1), die einst die
'r0M Außenwand des Nikolaus-
"**™ chores zierten, jetzt aber
fast bis zur Unkenntlichkeit erloschen sind.
Der Herausgebersucht die Bilderserie als Leben
und Martyrium des hl. Cyprian zu deuten.
Die Prokonsularakten2) und die Erzählung des
Diakons Pontius3) hätten den Maler inspiriert.
Dem widerspricht
aber schon das
Auftreten eines
Königs in der
ersten und zwei-
ten Szene, den
v. W i I in o w s k y
in der vierten und
fünften Gruppe
als Prokonsul be-
zeichnet. Über-
haupt ist die
Auslegung der
meisten Szenen
zu willkürlich, als daß sie
Anspruch machen könnte.

Die Marlyrerbischöfe der Trierer Kirche,
an die man angesichts der Bilder zunächst
denken sollte, haben uns nur ihre Namen
hinterlassen. Eine Vita besitzt allerdings der
hl. Paulinus, der aber eines natürlichen Todes,
wenn auch in der Verbannung, gestorben ist.
In den Trierer Kaiendarien ist aber schon
früh das Fest des hl. Lambert (Landebert) ver-
zeichnet und icli glaube dartun zu können, daß
uns das Leben dieses Bischofs und Märtyrers
des Trier benachbarten Lütticher Sprengeis in
den fraglichen Wandgemälden geschildert wird.

') Der Dom zu Trier in seinen drei Hauptperioden.
(Trier 187-1) Tafel VI der romanischen Periode. Den
Text s. S. 55. Mit gütiger Erlaubnis des Lintzschen
Verlages geben wir die Bilder der vfarbigen) Tafel hier
in verkleinertem Maßstabe wieder.

a) Ruinart, »Acta martyrumc. (Regensburg
1859) S. 261 ff.

3 Ebenda S. 252ff.

Der Gemäldefries im Anschluß an 3
ruf Zustimmung

Schon die Vita Lamberti prima4) berichtet,
daß der hl. Lambert als junger Kleriker und
als Schüler des Bischofs Theodard von Tongern
am königlichen Hofe verkehrte5). Mabillon
will unter „aula regia" das Haus des Bischofs
j verstehen oder aber annehmen, Lambert sei
; von den am Hofe weilenden Mönchen erzogen
' worden"). Demgegenüber ist jedoch mit dem
Bollandisten die Erklärung vorzuziehen, daß
Lambert, als der Sprosse eines vornehmen
Geschlechtes, den Hof Childerich IL besucht
habe, wenn der König in Maestricht resi-
dierte7). Mit van der Essen darf man
ferner wohl vermuten, daß Bischof Theodard
die Hofschule in Maastricht leitete8).

Den Aufenthalt des jungen Lambert am

Hofe Childe-

rich II. sehe ich
in der ersten
Szene der Bilder-
reihe dargestellt,
in der unser Hei-
liger als Diakon
vor dem Könige9)
erscheint.

Nach der Er-
mordung des
Theodart wählte
Klerus und Volk
Lambert zum
Bischof und Childerich IL gab hierzu gerne

4) Acta Sanctorum. Boll. ed. Palme Bd. 45 zum
September. (Paris 1866.) S. 674ff. Zur Kritik

1

der einzelnen Biographien s. L. van der Essen,
»Etüde critiquc et litteraire sur les vitae des Saints
merovingiens de l'ancienne Belgique. (Louvain und
Paris 1907), S. 20 ff.

5) „Protinus pater eins (Eandeberti) commendavit
cum iam supradicto antistiti (Theodoardo), divinis
dogmatibus et monasticis disciplinis in aula regia
erudiendum". A. SS. !)74.3. „. . . . recta conversatione
lam cum pontifice, quam et in domo regia militare
coepit ....'« Ebenda 574. 3. Vgl. die Vita secunda
des Bischofs Stephan von I.üttich (j 920) c. I.
,,in aula regia educandus". Ebenda ,r)83. 7. und die
Vita tertia (verfaßt von Sigebert von Gembloux
t 1112) c. I. „Porro in aula regis non levis erat
aestimatio de I.antberti nomine, quem et regalis celsitudo
et procerum mullitudo reverebatur. Ebenda ,r>90. 10.

6) Acta Sanctorum ordinis S. Benedict!. Saec. 111.
Pars I. (Venedig 1734) S. 62 Anm. a.

') A. SS. 524. 38.

8) Etüde critique, S. 20.

*) Die Kunst hatte es längst vergessen, daß der
Merovingerkönig „crine profuso, barba summissa" auf
 
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