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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Schneider, Joseph: Friedhof und Grabmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0216

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Abhandlungen.

^"^ ^ Begrabt

Friedhof und Grabmal.

(Mit b Abbildungen, Inf. XI i

ie Menschen gaben zu
allen Zeiten bei dar
Totenbestattung ihrem
Glauben und Hoffen,
ihrer Liebe zueinander
den stärksten Ausdruck;
illen Zeiten waren die
jiiisstätten den Leben-
den heilig, und die hervorragendsten Werke der
Kunst gaben ihnen eine weihevolle Stimmung.
& hon die rohesten Naturvölker wählten zu
Begräbnissen gern V'>n der Natur begünstigte
Plätze; sie umgaben die einfachen Erdhügel
mit verzierten Steinen oder sie wählten natür-
liche Höhlen in den Steinen, deren (Iffnungcn
sie portalartig ausmeißelten. Aus dem großen
runden Erd- oder Steinhügel entwickelte sich
die riesenhafte Pyramide der Ägypter: die
Völker des westlichen Asien bargen in ihren
1 lügdn, l'\ t.uniden und Felsengräbern wannen-
förmige Sarkophage. Das eigentliche Einzelgrab-
tlenkmal, ursprünglich eine Auszeichnung für
Fanten, Helden und hervorragende Persön-
lichkeiten, entwickelte si< h schon im frühen
Altertum zur höchsten künstlerischen Voll-
endung. Vor den griechischen, kleinasiatischen
und römischen Städten wurden ganze Gräber-
straßen angelegt, die dicht besetzt waren mit
Grabstelen, jenen aufrecht stehenden, mit
Inschrift und Relief geschmückten, nach oben
nft mit Akroterien oder Giebeln abgeschlosse-
nen Steinplatten, zu denen sich tempelartige
i irabhäuscr, imposante Monumente und kleine
Baulichkeiten gesellten. Gleichzeitig waren
hier die natürlichen und künstlichen Feist n-
grabkammern und pyramidenartigen Bauten
in Gebrauch, in denen die prächtigsten Sarko-
phage in langen Reihen standen. Der plastische
Schmuck dieser Grabkammern, Stelen und

Stellung einnahm, bis in die neueste Zeit,
iuhen die Toten um die Kirche herum, auf
I den „Kirchhölcn", während die Geistlichen,
i Fürsten und die um die Kirche verdienten
Bürger in der Kirche beigesetzt wurden. Des-
halb sind auch die hervoiragendsten Grab-
mäler dieser Zeit in den Kirchen zu finden,
und zwar haben wir da folgende Haupt-
formen: 1. Eine im Fußboden liegende Grab-
platte aus Stein oder Metall, welche den
Deckel des darunter befindlichen Sarkophags
bildet, geschmückt meist mit der Porträtfigur
des Verstorbenen, seinen Wappen und einer
ornamentalen Rahmung. und zwar die Platte
graviert bei ebener Oberfläche oder in Relief
modelliert und in letzterem Falle oft mit
einem Schutzgitter umgeben. '2. Den frei-
stehenden Sarkophag (Hochgrab), auf dessen
Deckel die Porträtfigur des Verstorbenen ruht.
•'S. Ein Altargrab, einen Altar über dem Grabe
eines Heiligen. 4. Einen Sarkophag in einer
Nische, mit oder ohne Porträtstatue. 5. Einen
Sarkophag unter einem Baldachin, besonders
bei Heiligengräbern, z. B. das berühmte Se-
baldusgrab in Nürnberg. •>. Eine stehende
Porträtstatue in einer Nische oder unter einem
Baldachin. 7. Einen großen, triumphbogen-
artigen Aufbau um den Sarkophag herum,
meist an einer Wand sich erhebend, oft mit
vielen Figuren und Reliefs geschmückt. Diese
Art erreichte in der Spätgotik und Renais-
Bani e besonders hohe künstlerische Entwick-
lung, z. B. in den Werken des Andrea Sanso-
vino, wurde aber dann in der Zopfzeit mit
geschmacklosen, unpassenden Zutaten über-
häuft. Später schuf Canova in dieser Art
wieder Grabmäler von würdevoller Einfachheit
und Größe für die Päpste Clemens XIII. und
Clemens XIV.

Die Grabmäler der Kirchhöfe waren in
der Regel mehr oder weniger reiche Varia-
tionen des Kreuzes und der alten Stele im

Sarkophage gehört lum Vollendetsten, was die jeweiligen Stile der Zeit, die oft nur Inschrift,

Bildhauerkunst aller Zeiten hervorgebracht hat.

Die Christen übernahmen die Sitte, den

Verstorbenen Grabmäler zu errichten, von

i h beerdigten sie in den

n de, \ . ;eils auf freiem Felde,

ii den Katakomben. Seit der Zeit .

aber auch Öfters christliche Symbole und bild-
liche Darstellungen bekamen. Das Gesamt-
bild des Kirchhofs mit der Kirche, einge-
schlossen von einer hohen Hecke, Mauer oder
gar von einer prächtigen Arkade und mit
Bäumen umstanden, war in der Regel äußerst

d« die christliche Religion die herrschende malerisch und stimmungsvoll: und welch' ein
 
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