Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0143

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
253

1913. - ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Ni 8.

254

Bücherschau.

Über figürliche Gießgefäße des Mittel-
alters. Von Dr. Heinrich Reif f ersch eid.
Mit 60 Abbildungen. — Sonderabdruck aus den
„Mitteilungen dts Germanischen Nationalmuseums".
1912. Sebald in Nürnberg. 1913.
Die ungewöhnlich große (20) Anzahl der sogen.
Aquamanilien im Germanischen Nationalmuseum hat
den Assistenten desselben um so mehr zu einer Mono-
graphie über diese weithin zerstreute große Gruppe
anregen dürfen, als sie bislang, trotz ihrer mannig-
faltigen und bizarren Formen und ihrer großen Beliebt-
heit in Sammlerkreisen, literarisch verhältnismäßig wenig
war gewürdigt worden. Diese Würdigung ihr endlich
haben angedeihen zu lassen, ist ein großes Verdienst
des Verfassers, denn der Überblick über die zahllosen
Exemplare (unter welche die hohen Preise manche
Fälschungen geschmuggelt hatten) war nicht leicht zu
gewinnen. Dem Anscheine nach ist dem Verfasser kein
Typns, wenigstens kein besonderes Spezimen entgangen
(obwohl ich den ungewöhnlich großen Löwen nicht
wiederfinde, der als Eigentum der Stadt Coesfeld auf
der Münsterschen Ausstellung 1879 auftauchte und in
den Besitz von Basilewski, also wohl nach Petersburg,
gelangte). — Nachdem der Verfasser die literarischen
Äußerungen über die Gießgefäße zusammengestellt
hat, keine zusammenfassende Beurteilungen, sondern
nur Einzelbeschreibungen, mithin ohne systematische
Bedeutung, führt er die vorhandenen Exemplare, von
denen er die bedeutendsten und charakterischsten im
Texte abbildet, nach chronologischen Gesichtspunkten
auf, mit den menschlichen Büsten beginnend, die Tier-
figurationen : Löwen, Pferde usw., mit und ohne Reiter
anschließend, sodann Taube, Ente, Hahn usw., eine
stattliche Reihe zum Teil sehr phantastischer Gebilde,
die sich auf die drei letzten Jahrhunderte des Mittel-
alters ver eilen. — Über die Art ihrer Verwendung
werden mancherlei Mitteilungen gemacht, auch aus
alten Schatzverzeichnissen (aus denen noch weitere
Auskunft zu erwarten ist). — Als eine besondere
Spezialität erscheint der in der Piszina der Soester
Nikolaikirche aufgehängte Löwe, den ich vor mehr
als 40 Jahren sah und nirgendwo sonst noch fand. — Die
ungemein fleißige Arbeit mag den Verfasser zu weiteren
Forschungen auf dem Gebiete der sonstigen mittel-
alterlichen Bronzegefäte (Reliquiare, Weihrauchfässer
und -Büchsen, Ölbehälter usw.) anregen, sowie der
Bronzegeräte, namentlich der Leuchter. Sein Museum
bietet auch hierfür wieder reiche Anknüpfungspunkte.

Schnütge n.

Rieh. Dethlefsen, Die Domkirche in Königs-
berg i. Pr. nach ihrer jüngsten Wieder-
herstellung. E. Wasmuth, Berlin. 1912.
Der um die Erforschung und Restaurierung des
prächtigen, für die preußische Baukunst so bedeutsamen
Königsberger Domes hochverdiente Verfasser legt uns
hier in dem großzügigen Tafelwerke die Frucht seiner
Arbeiten vor. In erschöpfender Ausführlichkeit werden
uns die Zustände des Domes in den verschiedenen
Epochen, soweit es an der Hand urkundlichen u. a.
Materiales möglich war, vorgeführt bis zu dem Augen-
blick, in dem die Restaurationen und Rekonstruktionen

einsetzten. Dadurch ist alles festgehalten, was die
Kirche als Denkmal zum Studium bot. Die geschickten
Restaurationen gaben dem Dome dann den Charakter
als brauchbaren und würdigen Raum für den Gottes-
dienst zurück, so daß nunmehr den Forderungen der
Denkmalpflege wie der Gemeinde Rechnung getragen
ist. Die Königsberger Domkirche ist nicht nur als
typisches Beispiel für die preußischen Ordensbauten von
Bedeutung, es finden sich an ihr Einzelerscheinungen,
die für die Architekturgeschichte im allgemeinen von
Wert sind. Es sei hier erinnert an den bedeutsamen
Wehrgang mit Flankentürmen bzw. Flankenturm.
Referent konnte seinerzeit an St. Patrocli, Soest, eine
ganz ähnliche, wenn nicht identische Anlage nach-
weisen, die zudem auffälligerweise Abmessungen zeigt,
die mit denen am Königsberger Wehrgang sich so-
zusagen decken. Wenn D. das Vorhandensein eines
zweiten Flankenturmes in Frage stellt, so bin ich ge-
neigt, ihm neuerdings zuzustimmen, denn auch in Soest
sind nur für einen, und zwar den nördlichen Turm die
Unterbauten nachweisbar. Diese Tatsache des Vor-
handenseins fast ganz gleicher Sondererscheinungen gibt
zu denken, besonders unter Berücksichtigung des starken
Verkehres zwischen der westfälischen Handelsmetropole
und der Ostseeküste (vgl. darüber Näheres in des
Referenten „Die liturgischen Geräte der Sammlung
Schnütgen" 1913, S. 18 ff.). Der prächtigen Arbeit
Ds. zollen wir hohe Anerkennung für die Sorgfalt und
die erschöpfende Behandlung. Witte.

Die wichtigeren Stifte, Abteien und
Klöster in der alten Erzdiözese Köln.
Von E. Podlech. III. Teil. Zisterzienserklüster,
Prämonstratenserklöster und Klöster verschiedener
Orden. Göriich & Coch in Breslau. Pr. M. 6,80.
Dieses in Bd. XXV, 126 und 318 besprochene
Werk hat schnell seinen Abschluß gefunden, gewiß
manchen willkommen, die sich mit Ordensgeschichte
im allgemeinen beschäftigen, noch mehr solchen, die
für einzelne Klöster ihres Bezirkes sich interessieren,
und mit deren Geschichte sich und andere bekannt
machen möchten. Gerade solche Kenntnisse, wie sie
von Geistlichen, Lehrern, den kleinen Lokalhistorikern
und Heimatinteressenten mit Recht besonders erstrebt
werden, sind nicht leicht zu gewinnen, weil das be-
zügliche Material sehr zerstreut und schwer zugänglich
ist. — Es ist daher ein dauerndes Verdienst des geist-
lichen Verfassers, dessen Jugendarbeit der ,,Geschichte
der Erzdiözese Köln'- (Kirchheim in Mainz 1879)
immer noch brauchbar ist, daß er in seinen alten
Tagen die inzwischen gesammelten Notizen aus seinem
Heimatsprengel zusammengestellt hat, obwohl er für
dieselben Vollständigkeit nicht in Anspruch nimmt,
auch nicht die volle wissenschaftliche Sichtung. —
Auch der III. Band, der 26 Zisterzienserklöster, vier-
zehn Prämonstratenserklöster, 10 Klöster verschiedener
Orden (Dominikaner, Karthäuser, Minoriten, Franzis-
kaner usw.) behandelt, mag den Eingeweihten nicht
viel Neues bringen, desto mehr Interessantes aber den
benachbarten Dilettanten, auch eine ganze Anzahl von
Kunstnotizen, namentlich über Kirchenausstattung,
 
Annotationen