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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Haendcke, Berthold: Der italienische Einfluss in der deutschen Malerei: von etwa 1340 bis etwa 1440
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106

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST._____________Nr. 6.

hier in Köln italienische Kunstelemente wahrnehmen kann, ist mir nicht erfindlich,
es sei denn, daß Gentile da Fabnano, wie etwa in dem Berliner Bilde, Köln stark
huldigt. Auf dieser französisch-kölnischen Basis baut Stephan Lochner weiter.
Daß er das so gut konnte, läßt daran denken, daß er in seiner Heimat von den
auch für Köln ursprünglich richtunggebenden künstlerischen Werten Kenntnis
erhalten hatte. Ein Blick auf Malereien wie den Christus von 1348 und die
St. Nikolaus-Bilder in Konstanz gibt solcher Annahme einen guten Boden. In den
Nikolaus' Bildern finden sich übrigens die von Witte an einer Kölner Madonnen-
statuette gesehene und aufgefallene sehr weit auseinanderstehenden Brüste wieder.
Ganz allgemein möchte ich am Schlüsse dieser absichtlich kurz gehaltenen und
von speziellen Untersuchungen absehenden Abhandlung bemerken, daß man
durch die übergroße Betonung der avignonesisch-sienesischen Einflüsse und dann
durch die ebenfalls reichlich stark hervorgehobenen böhmischen Einwirkungen
den einfachen Entwicklungsgang in den deutschen Malerschulen unnötig kompli-
ziert hat. Auf und mit einer ursprünglich französisierenden bzw. einer westlichen
Kunstauffassung haben die deutschen Künstler von einheimisch realistischer Auf-
fassung getragen ruhig weitergearbeitet, bis die Spitzen in Francke, Moser,
Lochner, Witz und Multscher erreicht wurden. Die Letzgenannten nehmen
bekanntlich schon mit den „Niederländern" Fühlung. Trotz alledem darf man
ruhig einzelne sporadisch auftauchende italienische Kunstformen zugeben, hat
aber meiner Ansicht nach gar keine Berechtigung für die deutsche Malerschule
von etwa 1350 bis etwa 1440 dem italienischen Trecento eine irgendwie maßgebende
Rolle zuzuweisen. Eben derselben Meinung und noch einseitiger bin ich hinsicht-
lich der deutschen Plastik. Ich kann hier nirgends eine italienischen Einfluß an-
erkennen, sondern lediglich einen französischen, sogar bis Schluß des XIV. Jahrh.
(Würzburger Madonna von 1395), der von den deutschen Künstlern in ihre Art
und Weise übersetzt und in dieser entwickelt wurde. Ich möchte aber diese
Frage hier nicht weiter verfolgen. B. Haendcke, Königsberg.

BÜCHERSCHAU.

Die Lehre von der Malerei im auch andere Schriftsteller der Zeit herange-
Cinquecento. Von Karl Birch- zogen. Leider war es ihm nicht möglich, die
Hirschfeld. Leipziger Dissertation. Theorie durch die Praxis, d. h. die Kunst-
Rom, Frank & Co., Kunstverlag, 1912 lehre durch die Kunstwerke mittels bild-
(114 S.) Preis geh. M. 4.—. hcher Wiedergabe der letzteren zu veran-
Die Arbeit untersucht die italienischen schaulichen. Verf. hat sich nicht darauf be-
kunsttheoretischen Schriften des XIV. Jahrh., schränkt, die kunsttheoretischen Anschau-
die sich mit der Malerei beschäftigen, um ungen der fraglichen Zeit an der Hand der
mit ihrer Hilfe die Lehre von der Malerei, zuverlässigsten Gewährsmänner sorgfältig dar-
wie das späte Cinquecento sie ausgebildet hat, zulegen, sondern sie auch einer Kritik unter-
klarzustellen. Der Verf. folgt in der Haupt- zogen, der man im ganzen beipflichten kann,
sache dem Traktat des Mailänders Lomazzo Nur seine Polemik gegen die nachtndenti-
(1538—1600), dessen Einteilung er beibehält, nische Beanstandung der Nudität in der
um auch in der Form das Wesen jener Theorie kirchlichen Kunst bedarf erheblicher Ein-
zu charakterisieren; zur Ergänzung werden schränkung. LausAer.
 
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