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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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Arntz, Ludwig: Die Klosterweiher von Allerheiligen im Schwarzwald
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https://doi.org/10.11588/diglit.4334#0027

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E

Nr. 2 3__________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST._____________YJ

DIE KLOSTERWEIHER VON ALLER-
HEILIGEN IM SCHWARZWALD.

Mit Tafel II und 1 Abbildung.

ine ausgiebige Verwertung des Wassers und seiner lebendigen Kräfte ist
l von jeher bei der Anlage und Gestaltung mittelalterlicher Klöster an-
regend und bestimmend gewesen. Namentlich haben es die Zisterzienser-
klöster verstanden, gegebene Wasserläufe im Gebirge wie im Flachlande vielseitig
nach ihrer wirtschaftlichen und technischen Seite auszunutzen. Neben der Ver-
sorgung mit gutem Trinkwasser kam die Beschaffung ausreichenden Gebrauchs-
wassers für die Zwecke der gesamten Haus- und Landwirtschaft, nicht zum
wenigsten auch für die Fischzucht, in Betracht. Gleichzeitig aber konnten
stärkere Bach- und Flußläufe neben der Benutzung technischer Betriebe wichtige
Aufgaben wehrhafter Geschlossenheit erfüllen, um als fließender Wassergraben
die Ringmauern einer Klostersiedelung feldwärts zu sichern. Wohl in den
meisten Fällen bedurfte es hierzu einer angemessenen Schwellung gegebener
Wasserstränge zu Teichen, Weihern oder Seen, wodurch genügende Kraft-
sammlung ermöglicht werden konnte. In geradezu vorbildlicher Weise haben
die Zisterzienser in ihrem Klosterbereich zugängliche Quellen und Bäche zu
größeren Stauweihern angesammelt, welche durch offene Gräben oder verdeckte
Rinnen aufgespeicherte Wasserkräfte dem Klosterbetrieb zuführten. So wurde
beispielsweise die Abtei Altenberg i. Rhld. neben dem Mühlgraben des Dhün-
flusses durch 5 im Pfengsbachtal staffeiförmig gebaute Stauweiher (von über
14000 qm Fläche) mit reichlichem Nutzwasser versehen, das in künstlicher
Rinne den Klosterbering durchströmt1. Es verfügte das Kloster Maulbronn
über nicht weniger als acht Staubecken, von denen die kleineren Weiher
5 bis 8, die größeren Seen 26 bis 50 Morgen umfaßten. Leider sind die
meisten der groß angelegten Wasserwerke der Klosterhöfe später aufgegeben
oder in Wiesen umgewandelt worden, und so ging mit dem Verfall mancher
segenspendende Stauweiher, manches anmutige Auge der Landschaft und damit
auch manche ansprechende baukünstlerische Fassung verloren, welche schaffens-
frohe Zeiten auch diesem wirtschaftlichen Bedürfnisse des Klosterlebens haben
zuteil werden lassen.

Ein beachtenswertes Beispiel, wie man im XVIII. Jahrh. die Klosterweiher
auch nach der künstlerischen Seite zu verwerten verstand, bietet das einstige
Prämonstratenserkloster Allerheiligen, dessen malerische Trümmer an eine
blühende Kulturstätte im hohen Schwarzwald erinnern. Das auf schmaler Tal-
stufe gelagerte Anwesen wurde seitlich durchströmt von dem Gründenbach,
der, am Südhang des 1070 m hohen Melkereikopfes entspringend, bald unter-
halb des Klosters steil zu den prächtigen Büttensteiner Fällen abstürzt und
dem Lierbach zuströmt. Während der Gründenbach schon im Talgrund ober-
halb des Klosters für die Zwecke des Mühlenbetriebes zu dem sog. Ochsen-

1 Vgl. Ztschr. f. ehr. Kunst 1908 Nr. 10 über die Baugeschichte der einstigen Abtei
Altenberg i. Rhld. i. bes. Lageplan Abb. 2.
 
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