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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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Lohmeyer, Karl: Die Trierer Domschatzkammer und ihre Meister
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https://doi.org/10.11588/diglit.4334#0129

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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 8'9

rischem Schmucke versehenen Hochaltars im Ostchore des Domes vor der Dom-
schatzkammer selbst.

Der Plan, in Verbindung mit einer neuen0 und vielleicht zuerst schon mit
der bereits bestehenden Heiligtumskammer ein prächtiges Altarwerk zu er-
richten, ist weit älter, als man bisher wohl angenommen hat. — Die ersten
Spuren finde ich hier bereits 1685, in welchem Jahre sich am 23. Januar „Hr.
Johann Henrich Neuß, Bildhauer zu P f a f f e n d o r f"6, vor
der Kammer beklagt, er habe in 11 Wochen Zeit extra ordinem (also neben der
ihm zustehenden Arbeit als Hofbildhauer) viel Mühe gehabt mit Abriß zu machen
über das Altar und Heiligtum Cammerwerk im Dom
zu Trier, wofür er eine Erkenntnis begehrt und auch erhält. — Seine Vor-
schläge scheinen indessen nicht den Beifall seines Herrn gefunden zu haben,
da zwei Jahre später, 16877, erst mit dem Bildhauer J.W. Fröhlicher und
Theobald Weidenmann8, einem Steinmetz- und Marmormeister von

' Zwei ziemlich unbeholfene und handwerklich gezeichnete Grundrisse zu einem Zen-
tralbau besitzt das Coblenzer Archiv. Es handelt sich anscheinend um Vorschläge für den
Bau der Domschatzkammer. Trotz der auch hier schon vorgesehenen zentralen Tendenz
haben die Risse mit den endgültigen Ausführungsplänen sonst nichts zu tun.

6 Johann Heinrich Neuß (Neußer, von Neuß), Bürger und Bildhauer
von Köln, erscheint bereits 1654 in Beziehungen zu Kurtrier. Damals hatte er die Mar-
morbrüche von Hundsangel im Amte Limburg (heute Hundsangen bei Hadamar im Lahn-
tal) gepachtet, die am 22. April 1668 an Heribert Neuß, Bildhauer zu Köln,
also wohl seinen Bruder, auf 14 Jahre wieder vergeben werden. — Johann Heinrich
Neuß verließ später Köln, um sich ganz in kurtrierische Dienste als Hofbildhauer zu be-
geben. 1669 finden wir ihn bereits am Ehrenbreitsteiner Hofe tätig; damals wird er im
Niederberger Taufbuch zuerst genannt. Er heiratete in die sehr angesehene und reiche
Familie Gamens und kam so zu Wohlstand. Da er lange Jahre in kurtrienschem Dienst
tätig war, so muß mit diesem bisher unbekannten Künstler von jetzt ab gerechnet werden,
wenn es gilt, plastiche Arbeiten aus der Zeit seiner Tätigkeit im Kurtrierischen zu bestimmen.
Auch die Kammerprotokolle erwähnen ihn des öfteren. Am 31. März 1683 wird ein Akkord
mit ihm abgeschlossen über Ausstechung einer kunstvollen Form zu Eisenöfen. Auf die
Seitenstücke soll das kurfürstliche Wappen samt zwei Engeln mit Unterschrift und übrigen
Zierraten, auf die vordere Seite unserer lieben Frauen Bildnis mit zwei Engeln, so die Krone
halten samt übrigen Zierraten dem Abriß gemäß kommen. Am 16. Oktober wird ihm be-
deutet, daß er, weil die Zeit des Akkords nicht innegehalten sei, er sich ferners damit nicht
bemühen solle. Nach 1685 habe ich ihn in den Kammerprotokollen nicht mehr erwähnt ge-
funden. 1683 wird er als in Pfaffendorf am Rhein neben Ehrenbreitstein wohnhaft genannt.

7 C. A. Prot. Cam. 1692, 23. 8. u. 1699, 25. 5.

* Hans Theobald Weidenmann war einer der in ihrer Bedeutung nicht zu
unterschätzenden Marmor- und Steinhauermeister, wie sie im Lahntal in der Nähe der dor-
tigen bedeutenden Marmorbrüche ansässig waren und die ganzen umliegenden Staaten zum
Teil weit nach auswärts mit ihren kunstreichen Altar- und Marmorgrabwerken usw. ver-
sahen. (Vgl. hierzu Lohmeyer, Johannes Seiz, Heidelberg 1914, S. 12, 47, 56, 96 f.,
118.) Von Kurtrier hatte Weidenmann bereits früher zahlreiche wichtige Aufträge
erhalten, wie ich sie aus den Kammerprotokollen jetzt ermitteln kann. Am 26. September
1682 schließt der Kurfürst Johann Hugo von Orsbeck einen Akkord mit ihm ab, der damals
als zu Schubach wohnhaft bezeichnet wird, über einen Grabstein aus Marmor „vor deß
Herren abgelebten Dhomb Probsten Hochw. vndt gn. hochsehhg ahndenkens" 10 Schuh
lang, 5 Schuh breit. Mitten darin das Orsbeckische Wappen mit zierlichem Laubwerk dem
Abriß gemäß in einer ovalen Figur wie das vorige zu allhiesiger Burg (Coblenz) gelieferte
Wappen, dabei die Inschrift. Den fertigen Grabstein hat er auf seinen Platz in die Kirche
St. Florin allhier in Coblenz zu legen. — Vom 17. April 1686 ist dann ein Akkord mit Meister
 
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