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Zeitschrift für christliche Kunst — 31.1918

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Humann, Georg: Der Zentralbau zu Mettlach und die von der Aachener Pfalzkirche beeinflussten Bauten
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Schnütgen, Alexander: Ein angenehmes und doch nicht annehmbares Kunstanerbieten vor nahezu vierzig Jahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.4276#0109

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94

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 9 10

die stellen und die flachen weit ausladenden, in auffallendem Gegensatz zuein-
ander stehenden Kämpferaufsätze können sehr gut zu derselben Zeit angefertigt
worden sein. Sie werden zum Zwecke der Ausgleichung verschieden langer
Säulenschafte entstanden oder aus den Größenverhältnissen des zur Verfügung
gestandenen Steinmaterials zu erklären sein.

Wenn sich demnach aus den Formen der Kapelle eine Zeitstellung ms X.
Jahrh. durchaus nicht bestreiten läßt, so fallen positive geschichtliche Überliefe-
rungen um so mehr ins Gewicht. Solche Zeugnisse liefern die miracula St. Liut-
wini. Es ist oben schon erwähnt, daß in dieser im XI. Jahrh., vor dem Jahre 1095
geschriebenen Quelle ein vom Mettlacher Abt Lioffinus zwischen 987—1000
nach dem Vorbilde der Aachener Pfalzkirche erbautes Oratorium „turris" ge-
nannt sei mit dem Zusätze ,,quae adhuc superest", also zur Zeit der Abfassung
der genannten Schriftquelle noch bestand™. Die Bezeichnung „Turm" paßt sehr
gut auf die jetzt noch vorhandene, „der alte Turm" genannte Kapelle. Das Ver-
hältnis der Höhe zum Durchmesser ist hier so außergewöhnlich groß wie bei
keinem anderen Zentralbau. Dann wird noch in den miraculis S. Liutwini be-
richtet, daß sich in dem Turm das Grab des hl. Liutwin befand und dies von
Wallfahrern und Genesung suchenden Kranken besucht worden sei, und daß
eine Geisteskranke des Nachts in der Nähe des Grabes in einer der im Turm
befindlichen Bogennische (in uno fornicum turris)'1 geschlafen habe. Auch dies
paßt zu der noch vorhandenen, mit Nischen versehenen Kapelle, dem sogenannten
Turm, in dessen unterem Chorraum der dem hl. Liutwin geweihte Altar sich be-
fand.

Die Formen der Kapelle sprechen also nicht gegen die Zeitstellung ins
X. Jahrh., und was mehr bedeutet — Formvergleiche können zu leicht irre führen
— die geschichtlichen Zeugnisse lassen kaum eine andere Deutung zu.
Somit besitzen wir im Mettlacher Zentralbau ein mit Sicherheit zeitlich fest-
gestelltes Bauwerk der sächsischen Kaiserzeit! Dr. Georg Humann.

EIN ANGENEHMES UND DOCH NICHT
ANNEHMBARES KUNSTANERBIETEN

VOR NAHEZU VIERZIG JAHREN.

Bis nach dem Dom-Vollendungsfest und dem Schluß der Düsseldorfer Aus-
stellung 1880 hatte ich meine Fahrt mit der letzten Jahrespost über den
Splügen, im unmittelbaren Anschluß an einen Besuch beim Fürsten Anton
von Hohenzollern auf der Weinburg, hinausschieben müssen, so gut versorgt,
daß ich — aus dem Agio — die bis nach Sizilien auszudehnende Reise bestreiten
konnte. — Die antiquarischen Erfolge nur bei den Händlern am Wege, namentlich
in Mailand, Venedig, Bologna, Florenz, Rom, Neapel waren so groß, daß für
Sizilien nicht viel mehr erübrigte, sich aber auch als weniger verwendbar heraus-
stellte.

53 Ex miraculis S. Liutwini, Mon. Germ., SS. XV, II, S. 1265.

54 Miracula auctore saeculi XI Mediolacensi monacho. Acta Sanctorum Boll. Septembris
tomus VIII. S. 178 c. 7.
 
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