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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Seling, K.: Die Eröffnung des Osnabrücker Diözesanmuseums
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0171

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154

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 10/1

DIE ERÖFFNUNG DES
OSNABRÜCKER DIÖZESANMUSEUMS.

Bereits seit mehr als zehn Jahren wurde der Plan erwogen, in Osna-
brück am Dom ein Diözesanmuseum für christliche Kunst
zu errichten. Früher freilich hatte ein solcher Gedanke Widerspruch
und Widerstände gefunden. Man wendete grundsätzlich dagegen ein, die Ein-
richtung zahlreicher verhältnismäßig kleiner Sammlungen und die dadurch
bewirkte Verstreuung der auszustellenden Gegenstände auf viele Einzelsammlun-
gen sei aus manchem Grunde untunlich, es sei insbesondere mit Rücksicht auf
ein geordnetes und zusammenfassendes Studium ratsamer, die kirchlichen Kunst-
schätze der Vergangenheit in wenigen, dafür dann aber um so umfangreicheren
Museen zusammenzustellen. Doch berechtigte Heimatliebe in der Erhaltung
und Pflege der Kunstdenkmäler wußte solche Bedenken und Einwendungen mit
dem Hinweise zu entkräften, daß die in der engeren Heimat stark verwurzelten
Werke früherer Tage auch der engeren Heimat erhalten und hier für Studium und
Nacheiferung zugänglich gemacht werden müßten. Das erschien um so mehr ge-
boter, als der Gegenstände, die für ein Diözesanmuseum in Betracht kamen,
durchaus nicht wenige waren.

Zahlreiche wertvolle Stücke, die vordem das Innere unseres Domes zierten,
hatte „stilreinigender" Puritanismus zwar aus dem Dom entfernt, aber doch
mehr oder minder unversehrt gelassen; vieles wurde, als erst einmal das Interesse
geweckt war, aus verlorenen Winkeln zusammengetragen; manche Trümmer,
die für den Zerstörungseifer einer längst überwundenen verständnisarmen Zeit
ein trauriges Zeugnis ablegen, konnten in zeitraubender, aber erfolgreicher Klein-
arbeit wieder zusammengefügt werden; und wenn auch einiges Torso blieb, so
wurde doch anderes aus vielen kleinen Bruchstücken leidlich vollständig wieder-
hergestellt; des weiteren wurden manche an den Außenwänden kirchlicher Ge-
bäude stark der Verwitterung ausgesetzte Kunstdenkmäler hereingebracht; als
dann die Absicht, ein Diözesanmuseum zu errichten, erst in kleinerem Kreise
bekannt geworden war, überließen in dankenswertem Entgegenkommen ver-
schiedene Kirchen und Privatpersonen — teils schenkweise, teils gegen Entgelt,
teils unter Vorbehalt des Eigentumsrechtes — der Sammlung manches schöne
Stück.

Das hoch würdige Domkapitel stellte in freundwilliger Weise zur
Unterbringung der Sammlung das Obergeschoß des Domportikus nebst
den anliegenden Gemächern zur Verfügung. Diese Räume erscheinen für
die Unterbringung von Kunstaltertümern in besonderem Maße geeignet; die
nach dem Domherrenfriedhof hin geöffneten romanischen Rundbogenfenster
hat man verglast, so daß sich in den hellgetünchten kreuzgangartigen Korridoren
eine intime Stimmung ergibt, die in Verbindung mit der kräftigen Lichtzufuhr der
Wirkung der einzelnen Kunstschätze sehr zustatten kommt. Pietät und Liebe
zur Kunst haben hier unserem Diözesanmuseum eine würdige Heimstätte be-
reitet. Um die Aufstellung der Sammlung hat sich zunächst Pfarrer Theodor
Biedendieck in Osnabrück-Schmkel ein bleibendes Verdienst erworben;
nach ihm hat der nunmehr verstorbene Kunsthistoriker Wilhelm Schulte
 
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