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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Witte, Fritz: Ceterum censeo...
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0193

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Nr. 12 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. * 175

Gewalten und verborgene Schicksalsmächte; die Erde ein Stern unter Sternen,
der Mensch ein Lebewesen unter Lebewesen, wenn auch der primus inter pares
— das seien die beiden Stützpunkte der werdenden Weltanschauung7". Während-
dessen beginnt Haeckel mit seinem theosophischen Materialismus zu versinken,
das Christentum steht, trotz ihm; die Künstler gerade sind es, die heute am wei-
testen von ihm abzurücken beginnen.

Ceterum censeo .... Wir stehen an einem Scheidewege. Christus regnat?
Für uns zweifellos, ob aber auch für die Massen? Das muß! Wer weiß
denn einen anderen Weg aus der Sackgasse heraus, als den der christlichen
Ethik? Sehet! Der Erlöser geht um und legt seine vom Nagel durchbohrte
Hand auf die fieberheiße Stirn des ringenden Menschen, er reicht dem in die
Fluten versinkenden Petrus die Hand und hält ihn über Wasser. Wenn nur
alle seine Apostel ihre Pflicht tun wollten als Samariter; nicht nur die, welche
er zu seinem Dienste eigens salben ließ, sondern alle, die seinen Namen tragen
und ihr Leben und Leiden auf seine Schultern geladen haben. Alle Mittel müssen
zur Anwendung gelangen, und ein wichtiges, ein erfolgreiches ist die christliche
Kunst. Das Wort, das wir am Schlüsse des vorigen Heftes von Abbe Marraud
anführten, gehört hier wieder hin : „Ihr seid alle zu töricht geworden, daß ihr die
Schönheit und Wichtigkeit christlicher Kunst zu begreifen und zu fassen nicht
mehr imstande seid. Wenn man durch die Städte schreitet und man fragt sich,
wie dort ein wenig Harmonie zu vermitteln sei, ein wenig Schönheit und Geistes-
gemeinschaft, so denkt man natürlich an die Zentren des gemeinschaftlichen
Lebens. Man erkennt sie bald, leider: es sind die Cafes, die Sonntagswirtschaften,
das Kino, das Cafe chantant. Wenn dann aber das Auge eine Kirche oder Kapelle
sieht, wie bescheiden sie auch sein mögen, dann fühlen wir doch, daß dort
der eigentliche Mittelpunkt ist, wo man die Schönheit glänzen lassen könnte!'

Ceterum censeo!

Uns allen hegt eine bedeutsame Pflicht ob, vor allem euch, ihr geistlichen
Führer. Die neue Zeit ist kunstdurstig; stillet den Durst mit klarem Weine der
Kunst, vinum de vite, nicht mit Fabrik- und Schleuderware, mit der Kunst des
Künstlers. Die Menschen streben nach Kultur, bietet ihnen die christliche; in
dieser christlichen Kultur ist ein überaus wichtiger Faktor d 1 e K u n s t.

Ceterum censeo.... Fritz Witte.

BÜCHERSCHAU.

Idealismus und Naturalismus eigentlich Gotik gewesen, wessen Geistes sie

indergotischenSkulpturund war. Wir haben uns daran gewöhnt, hinter

Malerei. Von Max Dvorak. München den Kunstwerken mehr als formale Vorzüge

und Berlin (Oldenbourg) 1918. Geh. 6 M. zu suchen, wir wollen sie jetzt auch als Doku-

Wer überhaupt sich ernsthaft mit der mente des Geistes einer Zeit gewürdigt sehen.

mittelalterlichen Kunst befassen will, kann in Geschieht das, so wird uns mit einem Male

Zukunft an diesem Buche von größtem Wurfe der selbstverständliche Unterschied zwischen

nicht mehr vorübergehen, denn es sagt uns mittelalterlicher und klassischer Kunst klar;

zum ersten Male zusammenfassend, was nun wir sehen, wie der gotische Stil in Malerei und

7 Gaulke, a.a.O. S. 49.
 
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