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Zeitschrift für christliche Kunst — 34.1921

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Heft 1- 3
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Witte, Fritz: P. Heckers Fresken in St. Alban, Köln
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Creutz, Max: Ein mittelrheinisches Tafelbild
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https://doi.org/10.11588/diglit.4344#0025

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Nr. 1-3 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. J5

das überlasse ich dem hier nach dem Fresko wiedergegebenen Bilde. Dieses Titel-
bild der „Nachfolge Christi" bedarf keiner Auslegung, keines Kommentars.

Ein Wort noch über das in dem gleichen Räume auf die Wand gemalte Bild
des hl. Antonius. Daran wird jeder Freund dieses Heiligen, zumal jeder, der
weiß, wie stark dessen Leben in Wirklichkeit sich unterschieden hat von der heute
bis ans Sentimentale geführten Auffassung desselben, seine helle Freude haben.
Ein ganz echter Franziskusjünger kniet hier vor uns, ein in gottbegnadeter Ek-
stase Schauender, dessen Ergriffenheit bis zur leidenschaftlichen Explosion sich
steigert und ins Antlitz sich drängt. Welch wundersame Bindung! Der in Ka-
steiung und Selbstkreuzigung etwas hart und herb gewordene, völlig vergeistigte
Mann, der aller Erdenfreude freiwillig entsagt, scheinbar weitab von ihr; und nun
in einer kindlichen verzückten Freude über die Erscheinung des lieblichsten und
schönsten aller unschuldsvollen Kinder, einer Freude, welche selbst die scheue
Angst vor dem Heiligsten des Heiligen überdeckt und verklärt. Das alles spricht
aus jedem Strich dieses meisterhaften Bildes. So stark ist die Erregung, daß
Hecker sie binden, fesseln zu müssen glaubte und ihr den nüchtern wirkenden
bannenden Rahmen gab.

Kreuzträger wie Antonius betteln nicht um milde rücksichtsvolle Beurteilung,
sie fordern nur: Objektivität und ein Offnen der Seele. Dann werden sie
unfehlbar, was sie sein wollen und sollen: Religiöse Bilder! Witte.

EIN MITTELRHEINISCHES TAFELBILD.

(Mit 1 Abbildung.)

/\us goldenem Grunde leuchten die lichten Gesichter heiliger Frauen
/ \ mit Perlenkronen zur Seite der Madonna mit dem Jesuskinde, die Ge-
_J_ \. wänder hellrot und dunkelrot, hellgrün und dunkelgrün mit Goldbrokat
durchwirkt. Die innere Leuchtkraft der Farben, ihr translucider Glanz, wurde
aus dem Gold des Hintergrundes allmählich zum farbigen Abglanz des Lebens
entwickelt und in leichtem Relief zu höchster Wirkung gesteigert. Alle Kunst-
übungen des Mittelalters: die Goldschmiedekunst, die Glasmalerei, die Wirk-
technik erscheinen von der universellen, alle Künste beherrschenden Hand des
Malers gleichsam emailartig verschmolzen und zu einer kleinen Kostbarkeit ver-
arbeitet.

Aus der Architektur und Goldschmiedekunst des frühen Mittelalters, den
Emails und Seidengeweben heraus hatten Bindung und Wiedergabe des Lichtes
schließlich im Tafelbilde ihre letzte und höchste Möglichkeit gefunden. Wie
in einem Brennpunkte strahlt hier die ganze Kunstfertigkeit mittelalterlichen
Geistes zusammen, scheint von hier aus immer wieder Belebung und Anregung
zu empfangen. Naturgemäß konnte ein direkt innerer Zusammenhang sich nur
in einem Kunstzentrum vollziehen, wo alle Kunstübungen in steter Wechsel-
wirkung standen. Köln mit seinen unvergleichlichen Werkstätten der Gold-
schmiedekunst, der Glas- und Tafelmalerei, die unablässig von frisch zuströmen-
den künstlerischen Kräften belebt und zu höchster Leistungsfähigkeit gesteigert
wurden, erscheint als wichtigster Ausgangspunkt. In der Tat finden sich hier
m den Werken Meister Hermann Wynrichs, um 1410, Madonnen mit Heiligen
 
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