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Zeitschrift für christliche Kunst — 34.1921

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Heft 1- 3
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Witte, Fritz: Reliquiar aus St. Columbia, Köln
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Hölker, Karl: Silberbüsten aus der 1. Hälfte des XVII. Jahrh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4344#0037

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Nr. 1-3 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 27

folge der Architektur zum Neuen überging. Die Sarkophagform der Kölner Reli-
quienschreine ist zäh beibehalten, nur streckt sich das Dach stärker, die tragenden
Löwenpranken wachsen und heben den Sarkophag vom Boden vorweisend empor.

Der Kern des Behälters ist ein an den Schmalseiten offener, ausgehöhlter Berg-
kristall in Sargform. Die Langseiten sind wie bei den Rehquienschreinen auf-
geteilt durch eingeschliffene Bogenstellungen, das Dach schmücken freigezogene
geschliffene Rankenzüge. Die offenen Enden dieses Behälters werden gefaßt durch
zwei vergoldete Silbermanschetten mit derbem, gekörntem Filigran mit Edelstein-
besatz. Die Schmalseiten sind durch Türchen verschlossen mit Glas und je fünf
Halbedelsteinen. Das Ganze bekrönt ein hoch in den Formen des Ubergangs-
stiles gehaltener Kamm, dessen aufgerollten Ausläufer an den Schmalseiten ein
graviertes Weinblatt zeigen. Die Spitzen sind überhöht von einer Blätterknospe
mit starker Achatperle als Füllung. Man würde den Behälter seiner Entstehungs-
zeit nach ansetzen für die beginnende zweite Hälfte des XIII. Jahrh., wenn er nicht
auf der Dachmitte ein Kreuz zeigte, das ausgesprochene gotische Formen aufweist.
Es stimmt fast überein mit einem Kruzifixe auf einem Kelch in Maria im Kapitol
in Köln, der um 1300 anzusetzen ist. Rahtgens meint in den Kunstdenkmälern der
Stadt Köln, das Kreuz auf dem Reliquiar gehöre einer späteren Zeit an. Die Be-
festigung erweist sich aber als ursprünglich; die Befestigungsbänder sind die
gleichen wie bei den Blätterknospen auf den Giebelspitzen. Ich nehme deshalb
keinen Anstand, das Reliquiar in der Zeit um 1300 entstanden sein zu lassen. Wie
lange die Kölner Goldschmiedekunst die Traditionen der ausgehenden romani-
schen Kunst hochgehalten, erweist neben vielem anderen ein Flachzylinderreliquiar
des beginnenden XIV. Jahrh. im Schnütgen-Museum.

Vor dem Reliquiar hängt als ex voto ein kostbarer Renaissancegoldschmuck mit
Email und Edelsteinen, wohl Augsburger Herkunft. Auf der Rückseite ist ein
Wappen mit Pfeil zwischen zwei Flügeln zu erkennen. Witte.

SILBERBÜSTEN
AUS DER 1. HÄLFTE DES XVII. JAHRH.

(Mit Abbildung.)

TV us der Goldschmiedewerkstatt der Kölner Jesuiten des XVII. Jahrh.1
/ \ stammen drei Rehquienbüsten aus Silber, St. Aloysius, St. Franziscus
JL V. Xavenus und St. Adnanus. Die drei Büsten sind allein noch erhalten von
dem vollen Dutzend ähnlicher Werke im Besitze des ehemaligen Kölner Jesuiten-
kollegs. Der weitaus größte Teil ist wohl nach Auflösung des Kollegs dem Schmelz-
tiegel verfallen, nachdem der Kölner Magistrat das Silbergerät aus dem Besitze
der Jesuitenkirche zur Versteigerung gebracht hatte.

^ J. Braun2 hat festgestellt, daß die beiden ersteren Büsten als eine Arbeit des
Bruders Selling anzusehen sind, der als „artifex et aurifex" von 1620—1628 und
später von 1635—1649 im Kölner Jesuitenkolleg tätig war. Unsere Aloysiusbüste,
die weder Marke noch Datierung aufweist, dürfte nach Braun kurz nach 1636
entstanden sein, während die ähnliche Franziskusbüste 1638 datiert ist. Beide

1 Eine Kölner Goldschmiedewerkstatt des XVII. Jahrh.

2 Stimmen aus Maria-Laach 1905 S. 524 ff.
 
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