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Zeitschrift für christliche Kunst — 34.1921

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Heft 1- 3
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Hölker, Karl: Gemälde der 1. Hälfte des XV. Jahrh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4344#0041

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Nr. 1-3

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

31

GEMÄLDE DER 1. HÄLFTE DES XV. JAHRH.

(Mit 2 Abbildungen.)

Aus westfälischem Privatbesitz weist die Ausstellung zwei beiderseits
bemalte Tafeln auf, Bruchstücke von Altarflügeln1. Über die Herkunft
Ldieser Malereien wird sich bestimmtes kaum ermitteln lassen. Sie
teilen das Los so mancher interessanter Stücke dieser Art, die zur Zeit der
Säkularisation oder schon früher von ihrem ursprünglichen Standorte entfernt,
in barbarischer Weise auseinander gerissen oder in Stücke gesägt, schließlich bei
irgendeinem Sammler gelandet
sind. Neuerdings sind die vor-
liegenden Stücke von Schmutz
und Ubermalung befreit und
zeigen sich wieder in ihrer vollen
ursprünglichenSchönheit.Merk-
würdigerweise haben wir auf
beiden Seiten dieselbe Darstel-
lung, Johannes der Täufer auf
der einen, und St. Katharina auf
der anderen Tafel. Und doch
sind die Darstellungen keine
Wiederholungen, sondern jedes-
mal eigene neue Auffassungen
desselben Themas. Es kann
keinem Zweifel unterliegen, daß
unsere Bilder dem westfälischen
Kreise um Konrad von Soest
angehören. Man braucht sie
bloß daraufhin mit den Außen-
flügeln des Wildunger Altares zu
vergleichen2. Vor rotem bzw.
blauem gestirnten Grunde stehen
die Gestalten in frischen lebendigen Farben, die männliche Gestalt voll Cha-
rakter, die weibliche in zarter lieblicher Anmut. Als Flügelbildern fehlt den
Stücken der leuchtende Goldgrund und der feierliche Schimmer der Brokat-
gewänder und der Metallzier, wie sie die Haupttafeln der Altarwerke dieser Zeit
aufzuweisen pflegen. Aber überaus frisch sind auch hier die Farben, von einer
eigenartig feinen Leuchtkraft. Die vorliegenden Köpfe sind gegenüber den zahl-
reichen uns erhaltenen Arbeiten der Nachbeter Conrads, die fast ohne Ausnahme
alle gegenüber dem großen Meister gewaltig abfallen, von besonders guter Qua-
lität, so daß wir sie als Werkstattarbeiten, die unter dem direkten Einfluß Con-
rads von Soest etwa um 1420 entstanden sind, ansprechen möchten.

Ein kleines Stückchen seltener Art zeigt die Ausstellung in einem auf feiner
Leinwand gemalten Bildchen, das ursprünglich als Verzierung einer Korpo-

Abb. 1.

Werkstatt des Conrad von Soest.
Rest eines Altarflügels.

Um 1420.

Eichenholz, Leinwand und Kreidegrund je 50 X 46 cm.

Vgl. Carl Hölker, Meister Conrad von Soest. Münster 1920, Tafel V.
 
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