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Zeitschrift für christliche Kunst — 34.1921

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Heft 4-5
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Beitz, Egid: Rupertus von Deutz und die Skulpturen einer Siegburger Kathedra
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https://doi.org/10.11588/diglit.4344#0056

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Nr. 4/5___________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.___________45

RUPERTUS VON DEUTZ
UND DIE SKULPTUREN EINER SIEGBURGER

KATHEDRA.

(Mit Tafel I und 6 Abbildungen.)

Die Plastik der romanischen Periode im Rheinland zeigt uns heute nur ein
höchst lückenhaftes Bild. Sie wird, soweit sie einigermaßen auf selbständige
Wertung Anspruch machen kann, nie sehr umfangreich gewesen sein, weil
die Bildhauer bei der damals rege schaffenden Architektur hauptsächlich als
Bauplastiker ein reiches Betätigungsfeld fanden. Creutz hat einmal eine Reihe von
bedeutsamen Denkmälern romanischer Plastik des Kölner Bereiches in einer Ab-
handlung zusammengefaßt1. Alle diese Werke sind Schöpfungen von Meistern,
die noch über einen beschränkten Kreis vielfach entlehnter Ausdrucksmittel ver-
fügen, und die gewiß auch deshalb in einer seltsamen Befangenheit verharren, weil
die Zeit ihnen überhaupt nur wenig selbständige Aufgaben gab.

In den Kreis rheinischer romanischer Steinplastik treten seit kurzem die hier
zum ersten Male veröffentlichten Fragmente (Taf. I, Abb. 2 u. 3). Sie wurden bei
baulichen Veränderungen in einer Mauer der Kirche der Michaeisabtei zu Siegburg
gefunden. Die Fundstelle ist auf Abb. 1 durch A bezeichnet2. Dort war, wie auf
der Zeichnung angedeutet ist, der Adlerstein eingemauert, das andere Stück lag
in drei Teilen zusammen mit Steingeröll in der darüber befindlichen gotischen
Nische. Das letzte Fundstück enthält eine Madonnendarstellung, die Gloriole der
Madonna ist teilweise abgebrochen, die Nasenspitze leicht und der Kopf des Jesus-
kindes stark bestoßen. Rechts und links der Madonna befanden sich Evangelisten -
symbole (Stier und Löwe). Sie sind nur noch in Resten vorhanden. Die ganze
Figurengruppe ruht auf Blattornamenten, rechts ist ein Stück davon abgebrochen,
während der linke Teil vollständig erhalten ist. Der Stein hat eine Höhe von
41 cm, die Madonna allein ist 28,5 cm hoch. Die Breite des Steines beträgt 41 cm,
das rechts noch fehlende Stück betrug etwa 6 cm, so daß der ganze Stein unten
etwa 47 cm breit gewesen ist. Die Tiefe des Steines beläuft sich auf 12,7 cm.
Als Material wurde Savonnieres aus dem Maasgebiet verwandt.

Das zweite Fundstück enthält eine Adlerdarstellung. Der Adler steht in einer
Aushöhlung des Steins. Seine Brust ist mit dem äußeren Steinrand in gleicher
Ebene. Der obere, rechte Teil des Steines ist, wie die Abbildung zeigt, beschädigt.
Die Höhe des Steines beträgt 36,2 cm, die Breite 60 cm und die Tiefe 26 cm.
Als Material diente Trachyt des Siebengebirges.

| Beide Fundstücke sind voller Rätsel. Zunächst erhebt sich die Frage, ob sie
zusammengehören oder nicht. Diese Frage ist bei der Auffindung bereits bejaht

1 Zeitschrift für christliche Kunst, XXVIII. Jahrg., S. 21 ff.; ferner Klein, Die roma- I
nische Steinplastik des Niederrheins, Straßburg 1916.

" Den Druckstock verdanke ich Herrn P. Corbinian Wirz, der ihn aus der Zeitschrift
„Liturgie und Kunst" zur Verfügung stellte und dem ich auch für manche Auskunft hier
zu danken habe. Taf. I, Abb. 2, 3, 5 und 6 sind nach Aufnahmen der photographischen
Abteilung des Kölner Kunstgewerbemuseums hergestellt.
 
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