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Zeitschrift für christliche Kunst — 34.1921

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Heft 6-7
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Heimann, Friedrich Carl: Verschwundene Ehrungen für Bischof Wicbold von Kulm im Altenberger Dom, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4344#0111

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Nr. 6/7

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

99

der Wechselsumme scheint darauf hinzudeuten, daß der Grabschmuck aus-
wärts, wahrscheinlich in Flandern, hergestellt wurde. Demgegenüber steht
die Bezeichnung Cullen plates (Kölner Platten), wie sie in England üblich
ist. ,,Mit dieser Bezeichnung", sagt Schlie, ,,ist der Ursprung dieser Art
Kunst aus jenen alten Stätten der niederrheinischen und belgischen Land-
schaften, in denen die hehre gotische Kunst ihre höchste Blüte erlebte,
im ganzen als festgestellt zu erachten." Die fertigen Arbeiten haben ihren
Weg aus den genannten Gebieten nach dem Norden und auch nach dem
Inselreich gefunden. Die Forschung neuerer Zeit, die einen großen Einfluß
Englands an dem Ende und der Wende des XIV. Jahrh. auf die Kunst des
Festlandes in Malerei und Plastik zu erkennen glaubt, hierfür die Gründe in
gleichzeitigen politischen Verhältnissen und ausgedehnten Handelsbeziehungen
sucht, wird wohl auch die Pfade zu den Kunstzentren finden, aus denen

Abb. 11.

Lübeck, Dom.

Abb. 12.

Schwerin, Dom.

Werke wie die Wicbold-Platte hervorgegangen sind, die reifste Schöpfung
eines hochbegabten Meisters.

Mehr als ein halbes Jahrtausend ist seit dem Tode Wicbolds dahin-
geschieden, ein Jahrhundert seit dem Einsturz des Gotteshauses, in dem
sein Sterbliches der Auferstehung harrt. Heute, wo der Altenberger Dom,
für dessen Ausbau und Zierde er eine so offene Hand hatte, in der alten
Schönheit wiederhergestellt, sich unseren Blicken zeigt, seines großen Wohl-
täters zu gedenken, dürfte ein Akt der Pietät sein. Als ein solcher ist
der geschilderten Erneuerung der ihm von den Zisterziensern zugedachten
Erinnerungstafel Anerkennung zu zollen, weit mehr aber würde diese Dankes-
pnicht sich bekunden, wenn man des Bischofs Grabmal in seinem ehemaligen
Schmuck wiedererstehen ließ. Die Unterlagen, künstlerische und technische,
sind vorhanden, auch Meister würden sich schon finden, die darnach schaffen
und auf diese Weise eine alte Kunsttechnik in unseren Tagen wieder zu
Ehren bringen könnten, die im Mittelalter so Bewunderungswürdiges geleistet
 
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