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Zeitschrift für alte und neue Glasmalerei und verwandte Gebiete: off. Organ d. Verbandes Deutscher Glasmalereien — 1912

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Nr. 4
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Zur modernen Mosaikkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.74066#0086

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Forstner zwei Arten, eine, bei der der Dekor voll-
kommen in der Fläche blieb und eine andere, bei
der das Hauptmotiv, meist figuraler Art, aus ge-
branntem und farbig glasiertem Ton bestand und
als mehr oder minder kräftiges Relief aus der Fläche
heraustrat. Der vortreffliche Effekt solcher Wand-
dekorationen zeigt sich in den hier abgebildeten
Arbeiten, die, obwohl ihre farbige Wirkung hier
nicht zur Erscheinung kommt, dennoch einen guten
Begriff von dieser eminent monumentalen Ver-

Marmorplatten ausbreitet, eine Arbeit, die die
größte Präzision erfordert und mit nicht geringen
Schwierigkeiten verbunden ist. Die umfangreichste
Arbeit dieser Art hat Forstner für einen Speise-
saal im Palais Stoclet in Brüssel ausgeführt. Es
ist ein etwa 2 Meter hoher und 7 Meter breiter Fries,
von Klimt komponiert, eine höchst originelle Leis-
tung, bei der das verschiedenste Material in Ver-
wendung kam. Wir finden getriebene Gold=, Silber-
und Kupferplatten, Glasschmelze und Glasperlen,


Pallas Athene, Kombiniertes Mosaik von L. Forstner=Wien.

zierungsweise geben. Manchmal läßt Forstner die
Fleischteile seiner Figuren in bemalten Tonplatten
ausführen, verzichtet also auf das Relief, und setzt
die einzelnen Teile als flache Stücke in sein Mosaik
ein, wie z. B. in dem hier abgebildeten Zierstück mit
Pallas Athene. Solche Zierplatten in verschiedener
Größe eignen sich vortrefflich zum Schmude großer
mit Marmorplatten belegter Wände. Sie unter-
brechen in solcher Verwendung als Medaillons von
verschiedener Form die Eintönigkeit des Marmors
und verfehlen als Mittelstücke in größeren Feldern
niemals ihre belebende Wirkung.
Seit drei Jahren befaßt sich Forstner auch mit
Herstellung von Platten=Mosaik. Dieses unter-
scheidet sich vom kombinierten Mosaik dadurch, daß
das Mosaik ohne eigene Umrahmung seine orna-
mentalen Motive frei über große, bisher stets weiße

Malachit, Perlmutter, bemalte Keramik und Email
in hiezu eigens ausgeschnittene Vertiefungen des
weißen Marmorhintergrundes eingelegt. Eine ähn-
liehe Arbeit führte Forstner in kleinerem Maßstab
in einem Empfangsraum dem Wiener Publikum vor,
der in der heurigen Winterausstellung des K. K.
Österreichischen Museums zu sehen war.
Auch an Entwürfen für Glasmalerei hat sich
Forstner mit Erfolg beteiligt, was ebenfalls von der
Großzügigkeit seiner Arbeit Zeugnis gibt. Alles in
Allem begrüßen wir in den Arbeiten Forstners eine
eminente Bereicherung des üblichen Flächenschmuckes
im Sinne einer modernen Kunstpflege und zweifeln
nicht, daß sich diese Tedmik sowohl im Fassaden-
schmucke als auch bei der künstlerischen AusgestaL
tung größerer Innenräume bald eine gesicherte Stel-
lung in der zeitgenössischen Kunst erobern wird.
WIEN J. v. FOLNESICS.

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