2G6 Literatur.
feste Plinthe für dieses zu schaffen, ist dann auf macht die Übertragung der Bezeichnung auf
das eigentliche Kapitell, die stilisierte Pflanzen- die weiße Lilie verständlich. Wenn es dann
form, noch ein Zwischenglied aufgelegt; wie es auch die bunten Irisarten bezeichnet hat, so kann
scheint, ursprünglich drei aufeinandergelegte, das wohl nur geschehen sein, nachdem vorher
dünne Brettchen1, in ihrem gestreckten steifen diese Übertragung auf die weiße Lilie erfolgt war.
Längsformat immer leicht erkennbar: dies erst Es war eben schließlich eine von der Farbe ganz
ist das wirkliche «Saltelbolz», nicht die Blüten- absehende, nur ganz ungefähr an die Gestalt
komposition darunter. Genau so ist es auch beim der Blume sich haltende Verallgemeinerung des
Lilienkapitell von Tamassos. Vergl. Lichtenberg, ursprünglich so viel engeren Begriffes geworden
5. 57 ff., Abb. 52—54. (In solchen zwischenge- (daher auch der Mädchenname: Susanna). Da-
legten dünnen Brettchen ist wohl auch der Ur- zu kommt, daß der Text über jene beiden Säulen
sprung des «abacus» zu sehen. "Aßa£ bedeutet (1. Könige 7, 15 — 22, 2. Kön. 25, 12—17,Jer. 52,
immer ein tablettartiges Brettchen von geringer 17—23) deutlich jeder der beiden Säulen nur ein en
Dicke. Vergl. sub voce Pauly-Wissowa.) «Knauf» zuteilt, also ein sichtlich als eine ge-
Ob innerhalb des syrisch-phönikisch-cyprischen schlossene Einheit erkennbares Blütenmotiv. Bei
Kunslkreises jemals der kühne Versuch gewagt der fast wie eine zweite selbständige Etage sich
worden ist, dies komplizierte Blütenmotiv von ausnehmenden Krone der Irisblüte würde vielleicht
dem flächigen Pfeiler auch auf die Rundstütze zu nicht so gesagt sein. Auch sonst läßt in der sehr
übertragen ? Ich glaube kaum. Es wird zu detaillierten, freilich immer noch schwer zu ver-
schwierig gewesen sein. Das Problem der Säulen stehenden Beschreibung der Kapitelle nichts auf
Jachin und Boas am Salomonischen Tempel ist Irisformen schließen. Wenn man daher nicht
ja noch immer ungelöst. «Sie waren oben gleich einfach ägyptische Lotoskapitelle annehmen will,
Lilien gestaltet.» Waren das nun Lilium- oder wird man die beiden rund gegossenen salomo-
/Wskapitelle? Das hebräische Wort (ssm) versagt nischen Bronzesäulen als richtige «Lilien»säulen,
in dieser Frage völlig. Denn es ist ein rein freilich vielleicht auch wieder in ägyptisierender
ägyptisches Lehnwort, sicher nicht semitisch und Fassung, ansprechen müssen.5
bezeichnet den Lotos.2 Im AT. ist es aber die Wie die botanische Ausbreitung der beiden
Generalbezeichnung geworden für alle wildwach- Blumenfamilien, Lilium und Iris, in den in Be-
senden lilienartigen Blumen, ohne jeden Unter- tracht kommenden Ländern zur antiken Zeit ge-
schied der Variation.3 Es bezeichnet auch die wesen ist, wird sich wohl nicht ganz leicht
«Rose4 Saarons» etc. Nur eines scheint deutlich : es feststellen lassen. Heute scheinen die beiden Arten
meint eine leuchtend weiße Blume, wie sie eben keineswegs gleichmäßig über das ganze in Rede
die ägyptische Seerose war. Diese Grundbedeutung stehende Gebiet verbreitet zu sein.6 Ähnlich mag
1 Vergl. die dünnen als Saltelholz eingeschobenen Brettchen über den Stützen des modernen cypri-
schen Kaffenions bei Lichtenberg, S. 25, Abb. 19.
2 Auf meine Vermutung hin, ob nicht der Hergang etwa ein umgekehrter gewesen sein könne, das
Wort semitisch und mit der asiatischen Blume nach Ägypten importiert wie so vieles andere damals
aus dem Osten, schrieb mir H. Schäfer, daß diese Annahme aus sprachlichen Gründen unmöglich sei.
3 Vergl. Hehn, S. 254 ff.
4 Diese Bezeichnung freilich beruht erst auf einem Irrtum Luthers. Vergl. Hehn, Kulturpflanzen,
6. Aufl., S. 245; in Wirklichkeit scheint die Feuerlilie gemeint oder vielmehr (nach Post) gladiolus.
5 Die ganz unmögliche Rekonstruktion Ghipiez' sollten endlich durch stilgeschichtlich richtigere
Versuche ersetzt werden. — Vergl. dazu die freistehenden sechs Lotossäulen (nicht Blumen!) im Hintergrund
des Kultreigens auf der Schale von Idalium, Cesnola-Stern, Taf. IX, und besonders die Terrakotte aus Idalion,
Perrot-Chipiez III, p. 277.
6 Iris auf Kreta: Billerbeck, Flora classica 1824, p. 13 ff.: il. germanica in Cretae campestribus,
per totam Graeciam frequens». — Boissier, Flora orientalis, i". pallida in Campestribus (Creta, Rhodos,
Syria, Nordpalästina). /. sibirica (Anatolien, Kaukasus). Über die Irisarten im alten Grchld. vergl. auch Lenz,
S. 314 ff. Lilium candidum nach Billerbeck, p. 90/91 «ursprünglich wild in Syrien und Palästina, jetzt auch im
südlichen Europa»; nach Helm, Kulturpflanzen ß, S. 254, in den Gebirgen Griechenlands und Kleinasiens; nach
Bossier, «im Libanon wildwachsend»; nach Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer, S. 287 ff.: «jetzt in
feste Plinthe für dieses zu schaffen, ist dann auf macht die Übertragung der Bezeichnung auf
das eigentliche Kapitell, die stilisierte Pflanzen- die weiße Lilie verständlich. Wenn es dann
form, noch ein Zwischenglied aufgelegt; wie es auch die bunten Irisarten bezeichnet hat, so kann
scheint, ursprünglich drei aufeinandergelegte, das wohl nur geschehen sein, nachdem vorher
dünne Brettchen1, in ihrem gestreckten steifen diese Übertragung auf die weiße Lilie erfolgt war.
Längsformat immer leicht erkennbar: dies erst Es war eben schließlich eine von der Farbe ganz
ist das wirkliche «Saltelbolz», nicht die Blüten- absehende, nur ganz ungefähr an die Gestalt
komposition darunter. Genau so ist es auch beim der Blume sich haltende Verallgemeinerung des
Lilienkapitell von Tamassos. Vergl. Lichtenberg, ursprünglich so viel engeren Begriffes geworden
5. 57 ff., Abb. 52—54. (In solchen zwischenge- (daher auch der Mädchenname: Susanna). Da-
legten dünnen Brettchen ist wohl auch der Ur- zu kommt, daß der Text über jene beiden Säulen
sprung des «abacus» zu sehen. "Aßa£ bedeutet (1. Könige 7, 15 — 22, 2. Kön. 25, 12—17,Jer. 52,
immer ein tablettartiges Brettchen von geringer 17—23) deutlich jeder der beiden Säulen nur ein en
Dicke. Vergl. sub voce Pauly-Wissowa.) «Knauf» zuteilt, also ein sichtlich als eine ge-
Ob innerhalb des syrisch-phönikisch-cyprischen schlossene Einheit erkennbares Blütenmotiv. Bei
Kunslkreises jemals der kühne Versuch gewagt der fast wie eine zweite selbständige Etage sich
worden ist, dies komplizierte Blütenmotiv von ausnehmenden Krone der Irisblüte würde vielleicht
dem flächigen Pfeiler auch auf die Rundstütze zu nicht so gesagt sein. Auch sonst läßt in der sehr
übertragen ? Ich glaube kaum. Es wird zu detaillierten, freilich immer noch schwer zu ver-
schwierig gewesen sein. Das Problem der Säulen stehenden Beschreibung der Kapitelle nichts auf
Jachin und Boas am Salomonischen Tempel ist Irisformen schließen. Wenn man daher nicht
ja noch immer ungelöst. «Sie waren oben gleich einfach ägyptische Lotoskapitelle annehmen will,
Lilien gestaltet.» Waren das nun Lilium- oder wird man die beiden rund gegossenen salomo-
/Wskapitelle? Das hebräische Wort (ssm) versagt nischen Bronzesäulen als richtige «Lilien»säulen,
in dieser Frage völlig. Denn es ist ein rein freilich vielleicht auch wieder in ägyptisierender
ägyptisches Lehnwort, sicher nicht semitisch und Fassung, ansprechen müssen.5
bezeichnet den Lotos.2 Im AT. ist es aber die Wie die botanische Ausbreitung der beiden
Generalbezeichnung geworden für alle wildwach- Blumenfamilien, Lilium und Iris, in den in Be-
senden lilienartigen Blumen, ohne jeden Unter- tracht kommenden Ländern zur antiken Zeit ge-
schied der Variation.3 Es bezeichnet auch die wesen ist, wird sich wohl nicht ganz leicht
«Rose4 Saarons» etc. Nur eines scheint deutlich : es feststellen lassen. Heute scheinen die beiden Arten
meint eine leuchtend weiße Blume, wie sie eben keineswegs gleichmäßig über das ganze in Rede
die ägyptische Seerose war. Diese Grundbedeutung stehende Gebiet verbreitet zu sein.6 Ähnlich mag
1 Vergl. die dünnen als Saltelholz eingeschobenen Brettchen über den Stützen des modernen cypri-
schen Kaffenions bei Lichtenberg, S. 25, Abb. 19.
2 Auf meine Vermutung hin, ob nicht der Hergang etwa ein umgekehrter gewesen sein könne, das
Wort semitisch und mit der asiatischen Blume nach Ägypten importiert wie so vieles andere damals
aus dem Osten, schrieb mir H. Schäfer, daß diese Annahme aus sprachlichen Gründen unmöglich sei.
3 Vergl. Hehn, S. 254 ff.
4 Diese Bezeichnung freilich beruht erst auf einem Irrtum Luthers. Vergl. Hehn, Kulturpflanzen,
6. Aufl., S. 245; in Wirklichkeit scheint die Feuerlilie gemeint oder vielmehr (nach Post) gladiolus.
5 Die ganz unmögliche Rekonstruktion Ghipiez' sollten endlich durch stilgeschichtlich richtigere
Versuche ersetzt werden. — Vergl. dazu die freistehenden sechs Lotossäulen (nicht Blumen!) im Hintergrund
des Kultreigens auf der Schale von Idalium, Cesnola-Stern, Taf. IX, und besonders die Terrakotte aus Idalion,
Perrot-Chipiez III, p. 277.
6 Iris auf Kreta: Billerbeck, Flora classica 1824, p. 13 ff.: il. germanica in Cretae campestribus,
per totam Graeciam frequens». — Boissier, Flora orientalis, i". pallida in Campestribus (Creta, Rhodos,
Syria, Nordpalästina). /. sibirica (Anatolien, Kaukasus). Über die Irisarten im alten Grchld. vergl. auch Lenz,
S. 314 ff. Lilium candidum nach Billerbeck, p. 90/91 «ursprünglich wild in Syrien und Palästina, jetzt auch im
südlichen Europa»; nach Helm, Kulturpflanzen ß, S. 254, in den Gebirgen Griechenlands und Kleinasiens; nach
Bossier, «im Libanon wildwachsend»; nach Lenz, Botanik der alten Griechen und Römer, S. 287 ff.: «jetzt in