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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Thiersch, Hermann: Antike Bauten für Musik, [2]
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Bibliographie zur Geschichte der Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0109

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95

Herrn Dr. Wolf Aly, aber versetzt mich in die glückliche Lage, einen für die Deutung
und Bestimmung des Baues wesentlichen Umstand aus seiner wahrscheinlichen Verkennung
hervorzuziehen. Im Fundament des Sikyonierschatzhauses befinden sich unter den ver-
bauten Werkstücken der alten Tholos eine Reihe von Blöcken mit der den Rundbau
verratenden Krümmung und einer so tiefen und weitgehenden Aushöhlung des Innern,
daß sie wie dünnwandige Steinkästen aussehen. Wie ich höre, erklärt man sie für
Architravstücke, die man ausgehöhlt hätte, um die Last über den Säulen zu verringern.
Diese Erklärung hat wenig für sich bei einem so kleinen Bau. Nein, offenbar sind es
wieder akustische Gründe, welche hier die Aushöhlung verursacht haben, an welcher Stelle
des Baues auch immer jene Steine gesessen haben mögen. Die von Vitruv empfohlene
Anbringung von Schallgefäßen «inter sedes» zur Erhöhung der Akustik ist bekannt.
Was Polyklet in Epidauros für Einrichtungen traf, ist oben auseinandergesetzt worden;
zu unserem Erstaunen erfahren wir nun aus Delphi, daß diese ingeniöse Praxis sogar
hoch in archaische Zeit (hier vielleicht 7. Jahrb. noch) hinaufreicht. Ja es sieht so aus,
als könnten wir selbst ihren Ursprung noch ahnend schauen — in mykenischer Zeit.
Schon Falkener a. a. 0., p. 31, hat darauf hingewiesen, wie (mit Ausnahme vielleicht
Aizanis) durch jene gerade in dem Punkt glaubwürdigen Nachrichten und Aufnahmen
des Venezianers Belli ausschließlich aus Kreta monumentale Belege für die Vitruv V, 5
für Theater empfohlenen akustischen Hohlräume bekannt sind. Nun waren nach Belli
diese Hohlräume mit resonierenden Gefäßen darin stets in den Umgängen, unter dem
Pflaster der Diazomata angeordnet. Vergl. die von Falkener mitgeteilten Grundrisse
von Hierapytna, Lyttos und Gortyn. (Verständlicher allerdings wäre eine Anordnung
wie in Aizani unmittelbar am Diazoma.) Wie aus den antiken Sagen vom Labyrinth des
Minos und selbst noch aus Bellis mißverstandenem Plan (bei Falkener pl. 8) erhellt, ist
der alte Palast von Knossos und gerade die Partie mit den Magazinen im Westflügel
bis zu Schliemanns Ankunft niemals ganz verschüttet gewesen. Unter dem Korridor
und dem Pflaster dieser Magazine liegen in langen Reihen die Hohlräume der «zaasXXs?».
Ihr besonderer Ton entgeht kaum dem gewöhnlichen Mann. Aber welches feine Ohr
hat wohl ihren akustischen Wert zuerst erkannt und geadelt?

Über die von Belli noch in bester Erhaltung und reichstem Dekor gesehenen Rund-
säle von Lebena (Asklepieion?) und Lappa (bei Falkener pl. 5) wage ich vorerst keine Ent-
scheidung. Als kretische Rotunden haben sie innerhalb unserer Typenreihe auch ohne
die Beziehung zum Asklepieion von Kyrene (Paus. II, 2G, 9) ihren besonderen Wert. —

Berichtigung. Auf S. 43 ganz oben lies Ernst Hiller (Halle) statt Hiller v. Gärtringen.

Bibliographie zur Geschichte
der Architektur.

Neuere Kunstgeschichte.
Italien.

Von Dr. Martin Wackernagel - Rom.

I. Mittelalter.

Orazio Marucchi. La Basilica papale
del Gimitero di Priscilla. (Nuovo Bullert,
di archeöl. Cristianä 1908. Fase. I. 5—125.)

Die über den Katakomben der via Salavia in
den ersten Zeiten des Kirchenfriedens erbaute
Basilika des hl. Sylvester ist in den letzten Jahren
durch die christl. archäologische Kommission
aufgedeckt und unter Benützung der alten Mate-
rialien und Fundstücke über den ursprünglichen
Grundmauern wieder aufgerichtet worden.

Der Verfasser, der selbst die Arbeiten haupt-
sächlich geleitet hat, gibt eine genaue Beschreibung
der Anlage und Nachrichten über die Geschichte
 
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