16 J. Bühlmann.
Decke und Bedachung niedergeworfen, während der feste Kernbau mit der Pyramide
noch stehen blieb. Es mußten somit die Trümmer der ersteren im Sturze zuunterst
zu liegen kommen und konnten bei der späteren Abräumuug sogar teilweise unter dem
Schutt verborgen bleiben. Die aufgefundenen Reste lagen tatsächlich an der Nordwest-
ecke des Rechteckes am Fuße eines stehengebliebenen Stückes der noch zu besprechen-
den nördlichen Peribolosmauer, also in geschützter Lage. Später werden die Johanniter
die Pyramide mit dem Kernbau und dem Unterbau abgetragen haben und schließlich
wurde bei der vollständigen Wegschaffung aller Baustücke der unter dem Schutt ver-
borgene Rest nicht mehr beachtet und blieb vergessen liegen. Bei genauer Unter-
suchung aller Bausteine des Kastells Budrun dürften sich auch die richtigen Pyramiden-
stufen finden.
In der vorliegenden Rekonstruktion gewinnt der Unterbau zur Säulenhalle ein
untergeordnetes Höhenverhältnis, wie ein solches auch aus der Beschreibung des Plinius
zu entnehmen ist. Denn von einem Unterbau ist in derselben gar nicht die Rede, son-
dern er berichtet nach den Maßangaben sofort von der Säulenstellung. Und wenn er
von der gleichen Höhe der Pyramide mit dem unteren Teil spricht, so betrachtet er
offenbar Unterbau und Säulenstellung als ein Zusammengehöriges, dem er den Aufbau der
Pyramide gegenüberstellt. Die hier angenommene Unterordnung von Unterbau zu Säulen-
stellung im Höhenverhältnis ist ferner an mehreren Denkmälern des klassischen Alter-
tums vorhanden, deren vergleichsweise Betrachtung hier am Platze sein dürfte (Abb. 10).
Zunächst sind zwei dem Mausoleum nahe verwandte Denkmäler zu erwähnen, von
denen das eine als Vorläufer, das andere als verkleinerte Nachahmung desselben zu
betrachten ist. Das erstere, das Löwendenkmal am Meere bei Knidos, wurde zum An-
denken des Seesieges, den der Athener Konon über den Lakedämonier Peisandros hier
im Jahre 394 vor Chr. errang, errichtet und diente auch als Begräbnisstätte für die
gefallenen Krieger. Die Überreste desselben wurden ebenfalls von Newton auf seiner
Expeditionsfahrt untersucht und Pullan konnte aus ihnen mit ziemlicher Sicherheit den
ganzen Auf bau rekonstruieren.1 Über niedrigem Unterbau erhebt sich der geschlossene
Baukörper mit dorischen Halbsäulen und Gebälk und darüber die Stufenpyramide, die
auf einem Postament einen ruhenden Löwen trägt. Während der untere Grundriß
quadratisch ist, hat das Postament des Löwen in Breite zu Länge ungefähr das Ver-
hältnis von 1:2. Es mußte demnach die Stufenpyramide unter den Schmalseiten des
Postamentes steiler gestaltet werden als unter den Langseiten desselben. Besonders ist
zu beachten, daß auch hier das Kranzgesims der Säulenstellung die Gesamthöhe halbiert.
Die Denkmalsform, die am Mausoleum sich zu höchster Pracht entfalten sollte, findet
sich hier bereits in den Grundzügen entwickelt.
Offenbar unter dem Eindruck des Mausoleums entstanden ist ein späteres Grab-
denkmal, das sich in dem nahen Mylasa im 18. Jahrhundert fast noch vollständig er-
halten vorfand und von der englischen Gesellschaft der Dilettanti in den «Antiquities
of Jonia» im Jahre 1797 publiziert wurde. Nach seinen Stilformen zu schließen, dürfte
dasselbe im 1. Jahrhundert nach Chr. entstanden sein. Hier erhebt sich auf einem ge-
schlossenen Unterbau eine durchsichtige Säulenstellung mit oblongem Grundriß der ein-
1 In beigegebener Abbildung ist ein offenkundiger Fehler in Pullans Zeichnung beseitigt, indem
der Pyramidenaufbau auf die Flucht des untern Kernbaues zurückgesetzt und hierdurch die breite Stufe
unter dem Postament vermieden wurde.
Decke und Bedachung niedergeworfen, während der feste Kernbau mit der Pyramide
noch stehen blieb. Es mußten somit die Trümmer der ersteren im Sturze zuunterst
zu liegen kommen und konnten bei der späteren Abräumuug sogar teilweise unter dem
Schutt verborgen bleiben. Die aufgefundenen Reste lagen tatsächlich an der Nordwest-
ecke des Rechteckes am Fuße eines stehengebliebenen Stückes der noch zu besprechen-
den nördlichen Peribolosmauer, also in geschützter Lage. Später werden die Johanniter
die Pyramide mit dem Kernbau und dem Unterbau abgetragen haben und schließlich
wurde bei der vollständigen Wegschaffung aller Baustücke der unter dem Schutt ver-
borgene Rest nicht mehr beachtet und blieb vergessen liegen. Bei genauer Unter-
suchung aller Bausteine des Kastells Budrun dürften sich auch die richtigen Pyramiden-
stufen finden.
In der vorliegenden Rekonstruktion gewinnt der Unterbau zur Säulenhalle ein
untergeordnetes Höhenverhältnis, wie ein solches auch aus der Beschreibung des Plinius
zu entnehmen ist. Denn von einem Unterbau ist in derselben gar nicht die Rede, son-
dern er berichtet nach den Maßangaben sofort von der Säulenstellung. Und wenn er
von der gleichen Höhe der Pyramide mit dem unteren Teil spricht, so betrachtet er
offenbar Unterbau und Säulenstellung als ein Zusammengehöriges, dem er den Aufbau der
Pyramide gegenüberstellt. Die hier angenommene Unterordnung von Unterbau zu Säulen-
stellung im Höhenverhältnis ist ferner an mehreren Denkmälern des klassischen Alter-
tums vorhanden, deren vergleichsweise Betrachtung hier am Platze sein dürfte (Abb. 10).
Zunächst sind zwei dem Mausoleum nahe verwandte Denkmäler zu erwähnen, von
denen das eine als Vorläufer, das andere als verkleinerte Nachahmung desselben zu
betrachten ist. Das erstere, das Löwendenkmal am Meere bei Knidos, wurde zum An-
denken des Seesieges, den der Athener Konon über den Lakedämonier Peisandros hier
im Jahre 394 vor Chr. errang, errichtet und diente auch als Begräbnisstätte für die
gefallenen Krieger. Die Überreste desselben wurden ebenfalls von Newton auf seiner
Expeditionsfahrt untersucht und Pullan konnte aus ihnen mit ziemlicher Sicherheit den
ganzen Auf bau rekonstruieren.1 Über niedrigem Unterbau erhebt sich der geschlossene
Baukörper mit dorischen Halbsäulen und Gebälk und darüber die Stufenpyramide, die
auf einem Postament einen ruhenden Löwen trägt. Während der untere Grundriß
quadratisch ist, hat das Postament des Löwen in Breite zu Länge ungefähr das Ver-
hältnis von 1:2. Es mußte demnach die Stufenpyramide unter den Schmalseiten des
Postamentes steiler gestaltet werden als unter den Langseiten desselben. Besonders ist
zu beachten, daß auch hier das Kranzgesims der Säulenstellung die Gesamthöhe halbiert.
Die Denkmalsform, die am Mausoleum sich zu höchster Pracht entfalten sollte, findet
sich hier bereits in den Grundzügen entwickelt.
Offenbar unter dem Eindruck des Mausoleums entstanden ist ein späteres Grab-
denkmal, das sich in dem nahen Mylasa im 18. Jahrhundert fast noch vollständig er-
halten vorfand und von der englischen Gesellschaft der Dilettanti in den «Antiquities
of Jonia» im Jahre 1797 publiziert wurde. Nach seinen Stilformen zu schließen, dürfte
dasselbe im 1. Jahrhundert nach Chr. entstanden sein. Hier erhebt sich auf einem ge-
schlossenen Unterbau eine durchsichtige Säulenstellung mit oblongem Grundriß der ein-
1 In beigegebener Abbildung ist ein offenkundiger Fehler in Pullans Zeichnung beseitigt, indem
der Pyramidenaufbau auf die Flucht des untern Kernbaues zurückgesetzt und hierdurch die breite Stufe
unter dem Postament vermieden wurde.