DOI Artikel:
Pollak, Oskar: Der Architekt im XVII. Jahrhundert in Rom
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0217
III. Jahrgang. Heft 9. Juni 1910.
Der Architekt im XVII. Jahrhundert in Rom.
Von Oskar Pollak-Prag.
Wer durch seine Studien veranlaßt wurde, sich in italienischen Archiven mit Bau-
akten zu beschäftigen, wird sicherlich Aufschluß über die Frage, wie die Organisation
des Bauwesens beschaffen war, gesucht und ebenso gewiß schmerzlich vermißt haben.
Und nicht nur für das XVII. Jahrhundert, sondern auch für die vorhergehenden Jahr-
hunderte ist diese prinzipielle Frage noch nicht genügend behandelt worden: ein paar
ganz flüchtige Hinweise auf die Stellung des päpstlichen Hofbaupersonals im XV. Jahr-
hundert seitens Müntz1, eine ausführlichere Literatur über das Amt der «magistri
viarum» (Straßenbauamt)2, das ist alles, was man über dieses Problem erfährt; und
wohlgemerkt handelt es sich hier immer nur um den Anfang des XV., respektive um
frühere Jahrhunderte. Es ist wohl nicht nötig darauf hinzuweisen, von welch weittra-
gender Bedeutung für das Verständnis und die richtige Benutzung und Deutung
der Bauakten die Kenntnis der jeweils vorwaltenden Verhältnisse ist. Was hilft der
interessanteste und inhaltsreichste Bauakt, wenn man vom Mechanismus des Baugetriebes
keine Vorstellung hat? Ja, der Forscher, der unvorbereitet diesen Dokumenten gegen-
übertritt, kann zu schweren Irrtümern und vorschnellen Schlüssen verleitet werden, da
er ja aus dem Akte selbst meist absolut nicht ersehen kann, in welchem Verhältnisse
zum fraglichen- Bau der auf dem Dokumente unterschriebene Architekt stand. Aber
nicht nur für den Architekturhistoriker gibt es auf diesem Gebiete Interessantes zu
erfahren, sondern auch für den Kulturhistoriker, da es von Interesse ist, zu wissen, wie
die Architekten bezahlt wurden, wie ihre soziale Stellung war und anderer Fragen mehr.
Im folgenden soll der Versuch gemacht werden, die angedeuteten Fragen wenigstens
für eine bestimmte Spanne Zeit zu lösen, soweit es ein in zwei Jahren in verschiedenen
1 «Les avts n ]a cour des papes pendant le XV. et le XVI. siecle», I. Partie (Paris 1878), p. 84.
2 Die wichtigste Literatur zusammengestellt, bei Lanciani, Storia degli Scavi di Roma, Vol. I
(Roma, 1902), p. 47.
Zeitschrift für Geschichte der Architektur. III. 26
Der Architekt im XVII. Jahrhundert in Rom.
Von Oskar Pollak-Prag.
Wer durch seine Studien veranlaßt wurde, sich in italienischen Archiven mit Bau-
akten zu beschäftigen, wird sicherlich Aufschluß über die Frage, wie die Organisation
des Bauwesens beschaffen war, gesucht und ebenso gewiß schmerzlich vermißt haben.
Und nicht nur für das XVII. Jahrhundert, sondern auch für die vorhergehenden Jahr-
hunderte ist diese prinzipielle Frage noch nicht genügend behandelt worden: ein paar
ganz flüchtige Hinweise auf die Stellung des päpstlichen Hofbaupersonals im XV. Jahr-
hundert seitens Müntz1, eine ausführlichere Literatur über das Amt der «magistri
viarum» (Straßenbauamt)2, das ist alles, was man über dieses Problem erfährt; und
wohlgemerkt handelt es sich hier immer nur um den Anfang des XV., respektive um
frühere Jahrhunderte. Es ist wohl nicht nötig darauf hinzuweisen, von welch weittra-
gender Bedeutung für das Verständnis und die richtige Benutzung und Deutung
der Bauakten die Kenntnis der jeweils vorwaltenden Verhältnisse ist. Was hilft der
interessanteste und inhaltsreichste Bauakt, wenn man vom Mechanismus des Baugetriebes
keine Vorstellung hat? Ja, der Forscher, der unvorbereitet diesen Dokumenten gegen-
übertritt, kann zu schweren Irrtümern und vorschnellen Schlüssen verleitet werden, da
er ja aus dem Akte selbst meist absolut nicht ersehen kann, in welchem Verhältnisse
zum fraglichen- Bau der auf dem Dokumente unterschriebene Architekt stand. Aber
nicht nur für den Architekturhistoriker gibt es auf diesem Gebiete Interessantes zu
erfahren, sondern auch für den Kulturhistoriker, da es von Interesse ist, zu wissen, wie
die Architekten bezahlt wurden, wie ihre soziale Stellung war und anderer Fragen mehr.
Im folgenden soll der Versuch gemacht werden, die angedeuteten Fragen wenigstens
für eine bestimmte Spanne Zeit zu lösen, soweit es ein in zwei Jahren in verschiedenen
1 «Les avts n ]a cour des papes pendant le XV. et le XVI. siecle», I. Partie (Paris 1878), p. 84.
2 Die wichtigste Literatur zusammengestellt, bei Lanciani, Storia degli Scavi di Roma, Vol. I
(Roma, 1902), p. 47.
Zeitschrift für Geschichte der Architektur. III. 26