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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0262

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246 Literatur.

Architekt der Anima gewesen. L. nimmt das nun
skrupellos auf, trotzdem im ganzen Archiv, wie er
selbst sagt, der Name Bramantes nie vorkommt.
Am wirklichen-Architekten ist L. aber blind vorbei-
gelaufen, trotzdem dieser, wie man aus Andeu-

Lohninger, Dr. Joseph, S. Maria delf tungen entnehmen kann, ganz deutlich in den

Anima, die deutsche Nationalkirche in Rom. Akten als solcher figuriert (p. 46): es ist «Ma-

Bau- und kunstgeschichtliche Mitteilungen aus dem gister Andreas Florentinus», offenbar Andrea San-

Archiv der Anima. Rom, 1909, Selbstverl., sovino, den aber L. zum «Berater in der Aus-

pp. XXIV, 167, 8°, 2 Tafeln und 43 Abb. führung des Baues nach dem Plane von Bramante»

Toll, Dr. Michael, Die deutsche National- degradiert. Und so wie hier wird noch sehr häufig

kirche S. Maria dell' Anima in Neapel; der Wunsch rege, der Autor möchte doch dieser

Beiträge zu ihrer Geschiehtc. Freiburg i. B., 1909. Publikation eine wirkliche A k t e n publikation fol-

Hcrder, pp. X, 126, 4°; 3 färb. Kunstblätter und gen lassen, womit er sich viel größeren Dank er-

ein Kupferdruck. 8 Mk. werben würde als mit seiner Verarbeitung.

Eine baugeschichtliche Arbeit auf Grund ar- Ganz seltsame und groteske Vorstellungen hat

chivalischer Studien, die eine so wichtige und L. von der Kunstgeschichte und ihren Epochen,

interessante Kirche wie die römische Anima behau- Zu Bramantes Zeit blüht in Rom der Früh-

delt, verdient Beachtung, selbst wenn man, wie dies renaissancestil auf (p. 45), welcher sich dort vom

hier der Fall ist, wünschen würde, sie wäre an- Jahre 1523—1584 erhält (p. 73.) Die folgende

ders ausgefallen. Die archivalische Forschung in «Epoche», 1584—1696, die mit dem Schlagwort

Rom liegt, besonders was Privat- und Kirchen- «der Einfluß des Baues von S. Peter» charakte-

archive betrifft, so im Argen, daß man glücklich risiert wird (p. 115), gilt wohl bei L. als Hoch-

sein muß, wenn jemand irgendwo mit einem renaissance, denn gelegentlich eines Grabmales

Lichtlein das Dunkel, das die Baugeschicbte der vom J. 1697 spricht er davon, «daß in der Re-

meisten römischen Gebäude umgibt, erhellt. Da naissance (!) eine neue Richtung die Oberhand

ist es nun sehr verdienstvoll, daß L. auf Grund gewonnen hat, welche mit dem Namen Barock

des vollständigen Bauaktenmaterials, das zu be- bezeichnet wird» (p. 137). Der «Einfluß der Ba-

nützen er als Rektor der Anima Muße hatte, die rockzeit» nun dauert nicht länger und nicht kürzer

äußeren Umrisse der Baugeschichte ein für alle- als von 1696 bis-- 1909/10 (p. 137). Jeden-

mal festgelegt hat. Wir erfahren, daß bei der falls eine neue und originelle Einteilung, die un-

Gründung des Hospitals durch Johann Petri im geahnte Perspektiven eröffnet. Freunde unfrei-

Jahre 1398 zunächst eine kleine Kapelle errichtet willigen Humors seien auch auf die «stilkritischen»

wurde, welche im Jahre 1431 einer größeren, wohl Ausführungen von S. 10 hingewiesen, wo die

gotischen Kirche wich, die 1433 vollendet war. Madonna von Sansovino über dem Hauptportal

Der Neubau der heutigen Kirche wurde 1499 be- mit einem verschollenen gotischen Madonnenbild

schlössen, noch am Ende dieses Jahres begonnen zusammengebracht wird.

und langsam stückweise gefördert, bis der ganze Die Abbildungen sind gänzlich unzureichend

Bau samt Fassade und Turm im Jahre 1523 fertig und nach merkwürdigen Gesichtspunkten ausge-

dastand. Die folgende Zeit galt der bildnerischen wählt. So ist z. B. weder eine Innen- noch eine

und malerischen Ausschmückung. Gleich bei der Außenansicht der Kirche, geschweige denn Details

Frage nach dem Architekten dieses interessanten gegeben. Andererseits gibt es unnütze Bilder in

Baues bemerken wir aber, daß der Autor mit Fülle.

Bauakten leider nicht umzugehen weiß und daß Und nun zum Schlüsse noch eine Stilprobe,
es besser gewesen wäre, wenn er uns die wich- Der Text fängt folgendermaßen an (p. XV): «Die
tigsten Dokumente in extenso oder in Begesten Vereinigung der Deutschen Roms behufs Fertig-
vorgelegt hätte, statt sie in- einer sehr fraglichen Stellung des Johann Petrischen Kapellenbaues war
Weise zu verarbeiten. Vasari hat unter andern keine vorübergehende, sondern eine bleibende,
Märchen auch jenes erzählt, Bramante sei der welche Rechtsnachfolgerin des Johann Petrischen
 
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