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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Holtmeyer, Alois: Giovanni Francesco Guerniero
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0265

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Mi. Jahrgang. Heft 11. August 1910.

Giovanni Francesco Guerniero.

Von A. Holtmeyer.

Seine Werke sind bekannter als sein Name. Seine Persönlichkeit ist trotz der
Forschungen der letzten Jahre «.auch heute noch für uns in rätselhaftes Dunkel gehüllt».
Dabei läßt die Geschichte seiner Hauptschöpfung, der Wilhelmshöher Wasserkünste
(Abbildung 1), an Klarheit nur wenig zu wünschen übrig. Wenngleich die ursprüng-
lichen Baurisse des Oktogons und der Kaskaden sich nicht mehr vorfinden, geben die
im Staatsarchiv zu Marburg aufbewahrten Hofkammerrechnungen über die Tätigkeit
des Italieners in der Sommerresidenz des hessischen Landgrafen während der Zeit von
1701 bis 1715 einen erst in letzter Zeit gewürdigten, fast erschöpfenden Aufschluß.
Die mit dem Meister abgeschlossenen Verträge sind fast alle in der Urschrift über-
kommen. Aber über das Vorleben des Architekten, über seine Privatverhältnissc, seine
künstlerische Vergangenheit und seine Zukunftspläne berichten diese einwandsfreien
Quellen nur allzu Unzulängliches.

Wenn zu Beginn des 18. Jahrhunderts bei dem Bauunternehmen auf dem Karls-
berge bei Cassel, dem alten «Winterkasten», zuerst ein italienischer Meister erscheint
und erst später ein holländischer, Johann van Nickelen, so braucht das nicht zu ver-
wundern. Unter der hessischen Künstlerschaft war zu Landgraf Karls Zeiten das ita-
lienische Element ziemlich stark vertreten. Teils aus Interesse an Mosaikarbeiten, teils
um in seiner Hauptstadt einen neuen Industriezweig zu schaffen, hatte der kunstliebende
und unternehmende Fürst eine Anzahl Florentiner Steinschneider in seine Werkstätten
berufen. Aus Italien bezog er Bilder, Schmucksachen, Stoffe und Blumen. Als Bild-
hauer am hessischen Hofe erscheint Carlo Lozzi. Die Oper unterstand dem Kapell-
meister Rugiero Fedeli, dessen Nachfolger Chelleri aus Parma gebürtig war und eigent-
lich Keller hieß. Aus lleggio stammten die Hauptdarsteller, aus Venedig die meisten
Sängerinnen. Selbst das Institut der Castraten fehlte nicht an der hessischen Hof-
bühne. Als Guernieros Wasserkünste fertiggestellt waren, mußte Maldini sie als Ka-
binettstück in Marmor nachbilden.

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. III.

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