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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Pollak, Oskar: Alessandro Algardi (1602-1654) als Architekt
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0061
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IV. Jahrgang. Heft 3/4. Dez. 1910/Jan. 1911.

Alessandro Algardi (1602—1654) als Architekt

Von Oskar Pollak.

Zu jenen vielseitigen Künstlern des italienischen Seicento, die, wie ein Bernini,
ein Pietro da Cortona, auf verschiedenen Gebieten der Kunst gleichzeitig Hervorragendes
schufen, pflegt man auch den Bolognesen Alessandro Algardi zu rechnen, der, ein be-
deutender Bildhauer, zugleich auch als hervorragender Architekt angesprochen wird und
den man als Autor wichtiger römischer Bauten nennt.1 Da aber die genauen Daten
dieser Bauten nicht bekannt sind und da wir es bei ihrer Zuschreibung an Algardi
nur mit Behauptungen der Tradition zu tun haben, so wird eine Untersuchung über
des Künstlers Bautätigkeit auf Grund von bisher unbekannten Archivalien von In-
teresse sein.

Die Angaben über Algardis Tätigkeit beruhen durchgehends auf der großen Bio-
graphie, die Bellori in seinen «Vite dei Pittori, Scultori ed Architetti moderni» (1. Aus-
gabe Roma 1672) gegeben hat.2 Und eben Bellori, der in Algardi das größte plastische
Genie seiner Zeit sah, war es, der ihn auch für einen hervorragenden Architekten er-
klärte. Man darf gleich von vornherein nicht übersehen, daß Belloris Vitenwerk eine
scharfe Parteitendenz zugrunde liegt: sein Buch ist die literarische Kodifizierung einer
akademisch-konservativen Richtung, die die Kunstentwicklung gerne auf den Stand der
Antike zurückgeschraubt hätte.3 Daher kommt es, daß Bellori den akademischen Bo-
lognesen und Caraccischüler Algardi dem Bernini gegenüber auf ein so hohes Piedestal
stellt; daher kommt es wohl auch, daß er ihn auch an Vielseitigkeit nicht hinter Ber-
nini zurückstehen lassen will und seiner architektonischen Tätigkeit ganz besonderes
Lob zollt. Von römischen Bauten schreibt er ihm vor allem die Anlage, den Bau und

1 Vergl. die neueste Abhandlung über Algardi von Hans Posse in Thieme-Beckers Künstlerlexikon,
Band I; vergl. auch den Aufsatz desselben Autors über Algardi im Jahrb. der preuß. Kunstsamml., 1905, Helt 3.

2 Mir liegt die Ausgabe von Pisa, 1821, in 3 Bänden vor. Die Vita Algardis steht im 2. Bande, p. 124 ff.

3 Vergl. Riegl, Die Entstehung der Barockkunst in Born (Wien, 1908), p. 20 ff.

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