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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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7. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0207

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Zeitschrift für historische Waffenklinde.

7. Heft.

1S9

Wenn Freiherr von Lipperheide etwas in Angriff
nimmt, so geschieht das nicht ohne tiefes Vorstudium
des Themas bis in’s Einzelnste hinein, nicht ohne fest-
gefügtes Programm, aber auch nicht ohne Entschluss-
festigkeit, das Hervorragendste zu leisten. So hat der-
selbe eine Sammlung für Kostümwissenschaft gegründet,
welche nach ihrer Plananlage sowohl, wie nach ihrer
Ausdehnung den ersten Rang in der Welt einnimmt.
Eine Sammlung für Trachtenkunde ist auch zum
grossen Theile eine Sammlung für die historische Waffen-
kunde; denn sie enthält alles, was für die kriegerische
Gesammtausrüstung, Form und Tragweise der Waffen bei [
den verschiedenen Völkern und im Verlaufe der Zeiten
von Wichtigkeit ist. Aus diesem Grunde ist auch die
Sammlung des Freiherrn von Lipperheide für uns und
unsere Bestrebungen von unschätzbarem Werthe, und es
kann nicht eindringlich genug auf deren Benützung hin-
gewiesen werden.
Der Gründer dieser unvergleichlichen Sammlung hat
uns auch derern übersichtliche Kenntniss durch die Aus-
gabe eines Kataloges nahegerückt, welcher auf 3 Bände
berechnet ist und von welchem, die Büchersammlung
behandelnd, nun 7 Lieferungen vorliegen. Ein so kleiner
Theil des Werkes uns auch damit vor Augen liegt, er
enthält doch schon einen reichen Schatz für den Waffen-
historiker. Das Studium der Sammlung wird durch den
meisterhaft gearbeiteten, auf der Höhe der modernen
bibliographischen Wissenschaft stehenden Katalog da-
durch in ausgezeichneter Weise unterstützt, dass bei
jedem Werke dessen Inhalt in knapper Form, und in
einer Legende das Wissenswerthe über das Werk selbst,
dessen Auflage, Varianten etc. angefügt ist; dazu, wo es
wünschenswerth ein Raisonnement wissenschaftlicher Ten-
denz, ohne sich in meritorische Betrachtungen einzulassen.
Wie wir schon aus der Bearbeitung der ersten Liefe-
rungen ersehen, wird der Katalog in seiner Vollendung
ein einziges und unschätzbares Quellenwerk für die histo-
rische Wissenschaft überhaupt und speciell für die Kultur-
geschichte bilden, ein Werk, auf das unsere Nation mit
vollem Rechte stolz sein darf. Für die historische
Waffenwissenschaft, deren Bedürfnissen es begreiflicher-
weise nur nach einzelnen bestimmten Richtungen hin
dienen kann, ist es der Anfang zu einer umfassenden
Bibliographie, die bei der Jugend unseres Specialfaches
noch zu den frommen Wünschen zählt. Es sind freilich
Einleitungen getroffen worden, um auch den Boden für
eine solche vorzubereiten, aber es werden bei der
Schwierigkeit der Aufgabe Jahre vergehen, ehe wir im j
Stande sind, eine Bibliographie zu schaffen, welche den
Stoff in seiner Gesammtheit umfasst.
Wir nehmen fast Anstand, unseren Mitgliedern noch
zu versichern, dass das laufende Werk in Druck, Illu-
strationen und Papier tadellos, unübertrefflich sich dar-
stellt. Was aus dem Verlage Lipperheide zu Tage tritt, |
das erscheint in einem vornehmen, eleganten und ge-
schmackvoll arrangirten Gewände. Ist das auch selbst-
verständlich, so können wir doch nicht verschweigen,
dass das Werk mit einer staunenswerth grossen Zahl j
sorgfältig und geschickt ausgewählter Illustrationen von j
unübertroffener Ausführung bereichert ist. Mit einer so
splendiden Ausstattung steht der Preis von 1 Mk. für
eine Lieferung in keinem Verhältnisse, was uns zur
Ueberzeugung führen muss, dass der Herausgeber in
seinem hochsinnigen Streben auf Höheres es abgesehen
hat, als um ein Geschäft zu machen.

Besprechungen sollten in der Regel nur über voll-
endete Werke ergehen, aber das Erscheinen dieses Kata-
loges ist ein so gewichtiges Ereigniss, das nicht früh
genug freudig verkündet werden kann. Unsere Fach-
genossen, und nicht zum wenigsten der Verein für histo-
rische Waffenkunde, haben alle Ursache, der Förderung
ihre Anerkennung entgegenzubringen, welche Freiherr
von Lipperheide ihnen durch sein Wirken angedeihen
lässt. Wir bringen hier dieses Gefühl zum kräftigsten
Ausdruck. W. Boeheim.
Die Bäthory-Gruppe in der historischen Samm-
lung des Herrn L. von Lozinski, mit T5 Illustrationen.
Spezialkatalog No. 2. Deutsche Ausgabe. Lemberg 1898.
Als Manuscript gedruckt. Gr. 8. 20 Seiten.
Unter den Privatmuseen nimmt die historische Samm-
lung unseres hochverehrten Vereinsmitgliedes Herrn von
Lozihsky in Lemberg einen ersten Rang ein. Ihr Pro-
gramm ist auf speciell polnisch-patriotischer Grundlage
aufgebaut, aber in der Auswahl der Gegenstände hat
der kunstwissenschaftlich hervorragende und feinfühlende
Gründer auch auf den kunsthistorischen Werth derselben
Nachdruck gelegt; damit hat die Sammlung neben ihrer
hohen historischenBedeutung für die polnische Nation auch
ein feines künstlerisch vornehmes Gepräge erhalten, das sie
den weiteren Kunstkreisen überaus schätzbar gemacht hat.
Wir überzeugen uns von der Berechtigung dieses
allgemeinen Urtheils, wenn wir den kleinen Specialkatalog
durchstudiren, welchen Herr von Lozihsky soeben an
einen beschränkten Kreis von Freunden, Kennern und
Liebhabern versendet hat, in welchem aus allen Gruppen
nur jene Objecte aufgenommen worden sind, welche sich
auf den König Stefan Bäthory beziehen.
Für uns Waffenhistoriker hat dieser Specialkatalog
begreiflicherweise der darin enthaltenen Waffenstücke des
Königs wegen ein besonderes Interesse und wir fühlen
uns bei deren Durchsicht umsomehr angeregt und be-
friedigt, als die einzelnen Stücke mit ausgezeichnetem
wissenschaftlichen Verständniss und geradezu musterhaft
beschrieben sind.
Wir bedauern des uns karg zugemessenen Raumes
halber nicht auf alle Nummern hier besprechend ein-
gehen und nur einige hier hervorheben zu können.
Der ungarische Halbharnisch des Königs, No. 1,
ist deutsche Arbeit im thorax, die Zischägge natürlich
ausgenommen, von Nürnbergischem Typus um 1550. Die
Decoration in Goldschmelz war zur Zeit noch beliebt,
war aber in Deutschland schon seltener.
Charakteristisch in seinem an die alten Perserformen
erinnernden alten Typus erscheint der Schuppenharnisch
für Mann und Ross, No. 3. Der Typus ist in den polni-
schen Heeren bis an’s Ende des 17. Jahrhunderts beliebt;
wir erkennen ihn noch unter Johann Sobiesky, und er
tritt sporadisch' selbst in deutschen Ländern auf, theils
mit beweglichen, theils mit nur aufgetriebenen Schuppen.
Eigenthümlich erscheint die Sattelform, für die wir um-
sonst nach einem Paradigma suchen.
Die Brigantine (poln. Karacena) des Königs, No. 4,
zeigt in ihrer Ausstattung Anklänge an die Antike in der
Auffassung der Renaissance. Die allgemeine Form ist
entschieden polnisch, weil Naseneisen an Eisenkappen in
Ungarn selten zu treffen sind. Für die spätere Zeit
sprechen auch die Siglen.
Zu dem schönen Prunksäbel mit dem emaillirten
Griffe in Form eines Hahnenkopfes, Nr. 6, haben wir
 
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