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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:
Reimer, Paul: Die Erscheinung des Schusses und seine bildliche Darstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0420

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

bewegungen, welche einen in stark wirbelnder Be-
wegung befindlichen Rauchring erzeugen, der sich
bis in grosse Höhen erhebt und eine bedeutende


Fig. 8. Vom Wetterschiessversuchspiatz.
(Aus der Zeitschrift «Prometheus.»)

Energiemenge mit sich führt. Diese Wirbelringe,
deren Entstehung beim Schiessen aus Geschützen
auf ähnlichen Ursachen beruhen dürfte, sind mit
Erfolg dazu benutzt worden, um Unheil drohende

Schiessen aus Geschützen mit einem eigentümlichen
Sausen und Pfeifen verbunden, täuschend ähnlich
dem, welches ein fliegendes Artillerie-Geschoss her-
vorbringt.4)
Die Rauchwolke ist das Charakteristische des
Schwarzpulverschusses, derselbe ist ohne Rauch
kaum denkbar. Um so mehr muss es auffallen,
dass bei den ältesten Darstellungen einer feuern-
den Schusswaffe die Raucherscheinung gänzlich
fehlt und nur die lodernde Flamme dargestellt ist.
Als Beispiel sei die von Essenwein5) (Abb. 9) ge-
brachte Abbildung einer Art Handbüchse mit
konischem Rohr wiedergegeben, welche eben von
einem Reisigen mit glühendem Eisen abgefeuert
wird und bei der langen, lodernden Flamme keine
Spur einer Rauchentwicklung sehen lässt. Dass der
Zeichner den Rauch als unwesentlich vernachlässigt
hat, ist nicht anzunehmen, denn jedes Kind malt
zu einer feuernden Kanone in erster Linie den
Rauch und die naive Darstellungsweise in jenen
alten Manuskripten hätte auf keinen Fall auf dies
wesentliche Kennzeichen des Schusses verzichtet.
Man kann daher nur annehmen, dass die Rauch-
entwicklung zu jener Zeit thatsächlich sehr gering
war, und findet die Erklärung dafür in der Ver-
wendung des ungekörnten Pulvers und der dadurch
bedingten Ladeweise der Schusswaffen.
Es ist in diesen Blättern schon mehrfach betont
worden, dass das in den ersten Zeiten der Feuer-
waffe — bei der Artillerie noch bis etwa 1500 —
allein gebräuchliche, mehlförmige Pulver unter ganz
anderen Bedingungen verbrennt, als das gekörnte.
Während sich bei letzterem die Entzündung ver-
möge der vielen Zwischenräume zwischen den Kör-


Fig. 9. Aus: Essenwein, Quellen zur Geschichte der Feuerwaffen.

Hagelwolken in Regen aufzulösen, doch hat die
meteorologische Wissenschaft anscheinend die dazu
gehörige Erklärung noch nicht gefunden (Abb. 8).
Das Auftreten solcher Wirbel- oder Rauchringe ist
sowohl in Steiermark, wie auch sonst beim

4) Uebrigens bezeugt das Auftreten dieses charakteri-
stischen Geräusches das Vorhandensein solcher, wenn auch
unsichtbarer Wirbelringe auch beim Schiessen mit rauch-
schwachem Pulver.
5) Quellen zur Geschichte der Feuerwaffen, A XI.
Abb. b.
 
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