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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:
Forrer, Robert: Über Falsch-Aufstellung alter Waffen und Rüstungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0342

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326

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

die Kugeltasche. Die Helmbarten liegen wie die
Büchsen wagrecht auf Holzhaken. Wir sehen da
eine kleine Trommel, wohl zum Zusammentrommeln
der Kriegsleute für den Notfall; zwei gotische Brust-
panzer, daneben eine Steinschleuder; dann 2 Feuer-
gewehre, eine Helmbarte und eine Gläfe, zwei
Schallern und schliesslich die 2 schon erwähnten
gotischen Armbrüste mit ihrem schon genannten
Zubehör an Pfeilköcher und Spannern (Winde und
Beinfussspanner).
Mir scheint, dass dies Bild sehr lehrreich ist,
um zu zeigen, wie bei Einrichtung von Rüst- und
Waffenkammern Helmbarten, Gewehre, Armbrüste
und einzelne Rüstteile aufzustellen sind. Ich habe
mich bei der Aufstellung meiner eigenen Waffen-

störung der Trophäe ist fast unmöglich; schliess-
lich: mit weniger kostbaren Stücken hätte man ganz
denselben künstlerischen Effekt erreichen können.
Für dergleichen „Theatereffekte“ sind so schöne
und echte Waffen viel zu gut. Es fällt ja auch
keinem Museum ein, aus gallischen Bronzehelmen,
Schwertern und Dolchen der Hallstattzeit eine
„Trophäe“ arrangieren zu wollen; dergleichen tut
man höchstens mit Doubletten oder mit Nach-
bildungen.
Schrecklicher noch ist mir, wenn ich Reiter-
rüstungen sehe, welche ihre Hände auf Zwei-
händer stützen. Bidenhänder mögen an Lands-
knechts-Halbrtistungen ihren Platz haben, nicht aber
an Reiterrüstungen, welche nie Zweihänder führten.


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bestände direkt an dies alte Vorbild gehalten. Ist
damit auch kein prunkendes Bild, so ist doch eine
der Ursprünglichkeit am nächsten kommende Auf-
bewahrung und Aufstellung erreicht. Auch da
kann stimmungs- und geschmackvolle Anordnung
einen künstlerischen Eindruck erzielen.
Trophäen sind gut für temporäre Ausstellungen
und für Sammler, welche Waffen mehr oder ledig-
lich zu Dekorationszwecken sammeln. Auch für
Zusammenstellungen von Beutestücken mögen sie
bis zu einem gewissen Grade in Museen Anwen-
dung finden. Ich erinnere an die schönen Trophäen
in Saal 34 des Bayrischen Nationalmuseums (II,
285), welche die Beutestücke Max Emanuels von
Bayern aus den Türkenkriegen darstellen. Freilich
zeigt auch hier sich wieder der Nachteil der Trophäe.
Es befinden sich darunter äusserst kostbare alt-
orientalische Waffen, welche unter Glas und so auf-
gestellt gehörten, dass man sie einzeln studieren
kann; bei diesen Trophäen sind zahlreiche Details
gar nicht zu sehen und ein Äbnehmen ohne Zer-

Gliicklicherweise verschwinden auch diese Erschei-
nungen allmählich aus unsern öffentlichen und
privaten Waffensammlungen.
Auffallend oft ist mir dagegen noch in neuester
Zeit eine falsche Aufstellung alter Rüstungen
zu Gesicht gekommen. In Emden, das doch erst
kürzlich neu eingerichtet worden ist, zeigen mehrere
Rüstungen völlig ungerechtfertigte Aufstellung.
Bei einer ganzen Reihe sind die eisernen Hals-
kragen über statt unter die Brust gesetzt d. h.
man hat dem Gestell erst die Brust und dann erst
den Kragen angezogen, statt umgekehrt. Wer
aber die alten Originalbilder studiert, von den
grossen Waffensammlungen ganz abzusehen, wird
finden, dass der Kragen stets unter die Brust, ge-
setzt ist. Es ist das auch ganz natürlich. Würde
das die Rüstung tragende Riemenzeug direkt auf
der Schulter aufgesessen haben, so wäre diese sehr
bald wundgerieben worden. Der Kragen hatte
gerade den Zweck, das Gewicht der Rüstung zu
verteilen, zu mildern. Dann aber wäre es auch
 
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