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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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7. Heft
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Literatur
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Vereins-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0245

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VEREINS - NACHRICHTEN

228

IV. BAND

Kreis mit ihren Spitzen gegeneinander gestellten Aoiblätter
als Malwenblätter, wie dies auch der Verfasser des „Wappen-
buches“ tut, bezeichnen darf, denn nach Teijo zakki, den
Notizen des Ise Teijo, „versteht man unter Aoi eine Pflanze,
die zweiblättrig ist“ und nach japanischen Angaben sollen
beim Kamo-Fest —- der Kamo-Tempel führte gleichfalls
das Tokugawa-Wappen — zum Schmücken der Gewänder
Aoi gebraucht worden sein, welche im Gebirge wild wuchsen
und nach den Beschreibungen unseren Alpenveilchen ähn-
lich gewesen sein müssen. Auf die Zeiten des Entstehens
der einzelnen Wappen, welche meist ebenso willkürlich zu-
sammengestellt, wie eigenmächtig aufgenommen wurden,
wird mit Recht nicht eingegangen. Welche Zufälligkeiten
oft dabei mitsprachen, zeigt die Aufnahme des Mitsudomoye
als Wappenabzeichen für zahlreiche shintoistische Klöster.
Unter den Kostbarkeiten im Schatz der Ise-Tempel wurde
eine Anzahl im Altertum durch Kaiser gestifteter Rück-
schlagpolster (Tomo) — bestimmt, den Aufschlag der Bogen-
sehne auf dem linken Arm aufzufangen ■— gefunden, welche
als Verzierung eine aus drei zusammengestellten komma-
artigen oder magatamaförmigen Zeichen gebildete und
Tomoye (Tomo-Bild) genannte Figur trugen. Da verfiel
man in den Irrtum, dafs diese Verzierung das Wappen der
Ise-Tempel darstelle und erkor sie als Wappen für viele
shintoistische Tempel.
Die „Wappenrolle“ zeigt in 543 Figuren die Wappen-
bilder der bedeutendsten Familien und deutet ihre Blaso-
nierung. Kurz beigefügt sind die Zeiten der Nobilitation
der einzelnen Familien, Angaben über ihren Wohnsitz und
ihre Einkünfte, der Titel, den der Repräsentant zur Zeit
der Neuordnung des Adels erhalten hat, und geschichtliche
oder Familienlegenden, welche Einflufs auf die Zusammen-
stellung einzelner Wappen ausgeübt haben. Bei manchen
Wappen sind auch Tinkturen angegeben, was besser unter-
blieben wäre, da die irrige Vorstellung erweckt wird, als
ob in Japan auch farbige Wappen gebraucht worden wären.
Das vom Verfasser angeführte Wappensammelbuch, das
den Anlafs zu ihrer Beschreibung gegeben hat, dürfte nur
einer koloristischen Spielerei seinen Ursprung verdanken,
da der Japaner nur schwarze und weifse (auf dem Grund
ausgesparte) Wappenbilder kennt. Ganz vereinzelt kommen
aut dem Putz der Frauen gestickte farbige Mon vor, für
welche aber nicht die Hauswappen, sondern beliebige phan-
tastische und kleidsame Zusammenstellungen gewählt sind,

desgleichen auf den Vorhängen, welche bei bestimmten
Tänzen aufgespannt werden. In beiden Fällen erkennt
der Japaner in ihnen nicht ernste Wappen, sondern nur
Muster. Betreffs der Blasonierung einiger Wappen sei vor-
geschlagen Fig. 173 mit: Abgewehte Kirschblüten auf Flols
(das Motiv ist einem alten Uta entnommen) zu deuten, bei
Fig- 325 — 328 izutsu mit Brunneneinfassung (nämlich eines
Ziehbrunnens) zu übersetzen und das Fig. XXV u. 345 a
richtig kari lautende ideographische Zeichen seiner Struktur
nach Wiidgans und nicht Jagd besagen zu lassen. (Der
Karimata benannte Pfeil erhielt seinen Namen von der
Karimata, der gegabelten Pfeilspitze in der Form von
„Wildgansfüfsen“, d. h. der gespannten Haut zwischen den
Zehen der Wildgans.)
Mit der Vorführung der Flaggen, Banner und Feld-
zeichen auf 12 Tafeln nebst kurzen Erklärungen schliefst
Ströhls Wappenbuch, welches durch vielseitige, gründliche
Behandlung des Themas und durch Beibringung zahlreicher,
bisher unbekannter Einzelheiten, abgesehen von dem Inter-
esse, das es für das Wesen und den Gebrauch der Wappen
in Japan im allgemeinen erweckt, durch seinen Inhalt an
erster Stelle geeignet erscheint, Fachleuten und Sammlern
als Nachschlagewerk zu dienen. In vielen Fällen wird es
kriegerische Darstellungen auf den Setzschirmen der Tosa-
Meister verständlich machen, auf Lackarbeiten, Geräten
des verfeinerten Haushalts und Schwertzieraten angebrachte
Wappen deuten und den Ursprung von Formen und Grund-
raustern, die aus streng stilisierten Wappenfiguren ent-
standen sind, richtig erkennen lehren. Allerdings wäre er-
wünscht gewesen, dafs das Register, welches nur die Namen
der Fürsten aufführt, sich mindestens noch auf die Provinzen
erstreckt hätte, da häufig von den Wappen der Fürsten von
Satsuma, Kaga, Higo u. a. m. die Rede ist und nur die mit
der Materie Vertrauten wissen werden, dafs die Familien
Shimazu, Maeda und Hosokawa gemeint sind, und endlich,
dafs dem Register ein Wappenregister in der Art, wie dies
in den Büchern Ancien Japon von G. Appert und H. Kino-
shita oder noch besser im Coffre ä tresor von L. de Milloue
und S. Kawamura geschehen ist, d. h. in einer Aufeinander-
folge der Wappenillustrationen mit beigesetzten Seiten-
zahlen, wo sie Vorkommen und besprochen werden, als
Anhang beigefügt worden wäre. Das Auffinden der ein-
zelnen Wappen und ihrer Besitzer wäre hierdurch wesent-
lich erleichtert worden. G. Jacoby.

Berichtigung. Die Abb. 2 zu dem Aufsatz von Weinitz, Die Waffensammlung im Fürstlichen
Residenzschlofs zu Arolsen, Heft 5, S. 130, ist irrtümlich falsch bezeichnet worden. Die Unter-
schrift mufs lauten: Ostwand mit den orientalischen Waffen. (Versehentlich verspätet.)

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VEREINS-NACHRICHTEN


Dem Verein neu beigetreten ist:
Seine Durchlaucht Erbprinz Heinrich XXVII. Reuß jüngerer

Linie, Gera.
Kaiser Friedrich - Museum, Görlitz.
K. k. Universitäts-Bibliothek, Wien.

Veränderungen:
Oberst v. Ehrenthal ist zum Generalmajor ernannt worden.
K. k. Oberst d. R. Jeglinger wohnt jetzt Linz a. D., Fabrik-
strafse 2.
Hauptmann Meyer ist als Kompagnie-Chef in das König-
lich Sächsische Infanterie-Regiment Nr. 133, Zwickau,
versetzt.
Graf Nostitz-Rieneck, Prag, ist die Würde eines Geheimen
Rates verliehen worden.

Verantwortlicher Schriftleiter: Dr. Karl Koetschau in Weimar. — Druck von Wilhelm Baensch in Dresden.
 
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