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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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9. Heft
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Kekulé von Stradonitz, Stephan: Von der Vlies-Ausstellung und dem Turnier zu Brügge 1907
DOI Artikel:
Erben, Wilhelm: Zur Methode der waffengeschichtlichen Forschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0297

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276

Ganzen, der Leitung, wie der Veranstaltung, gesagt
habe, diesesmal ebenso uneingeschränkt wieder-
holt werden kann.
Im allgemeinen wäre zur Erläuterung nur zu
bemerken, dafs das „Tournoi de l’Arbre d’Or“ in
Wirklichkeit am 3. bis 11. Juli 1468 auf demselben
Platz zu Brügge stattgefunden hat, wie nunmehr
die Rekonstruktion einzelner Teile dieser Festlich-
keit; dafs dieser altertümliche Platz, die berühmte
„g'rande Place“ zu Brügge, allerdings einen g-anz
anderen Rahmen für ein derartiges Wieder-
auferstehen ritterlicher Zeiten bot, wie damals die
grofse Halle des ,,Palais du Cinquantenaire“ in
Brüssel; dafs in Brügge diesesmal die wiederum
überaus grofse Zahl der Mitwirkenden zum weitaus
überwiegenden Teile aus Personen der guten

IV. BAND

Gesellschaft von Brügge bestand, während damals
in Brüssel im wesentlichen Unteroffiziere und nur
vereinzelte Offiziere mitgewirkt hatten.
Das oben bereits erwähnte „Scenario“ enthält
in der „Introduction“ (S. 3—17) eine ganz aus-
gezeichnete Einführung- in das Turnierwesen über-
haupt, wie sich denn der Verfasser, der Baron
Albert van Zuylen van Nyvelt, sowohl in seiner
Eigenschaft als Schriftführer der Ausstellung, wie
als wissenschaftlicher Leiter des Turnieres vom
Goldnen Baum, die gröfsten Verdienste erworben
und sich namentlich auch als ein genauer Kenner
der Burg-undischen Epoche gezeigt hat
Weg-en weiterer Einzelheiten mufs ich auf
dieses „Scenario“ verweisen.

WILHELM ERBEN, WAFFENGESCHICHTLICHE FORSCHUNG

Zur Methode der waffengeschichtlichen Forschung
Von Wilhelm Erben

A m Schlüsse des sehr willkommenen und
/% wertvollen Berichtes über die „Faule
j Magd“ der Königl. Arsenalsammlung zu
Dresden, welchen Herr Hauptmann Baar-
mann Heft 8 S. 229ff. veröffentlicht, ist von ihm auf
ein verwandtes Wiener Stück Bezug genommen
und wegen der engen Übereinstimmung die Ver-
mutung ausgesprochen worden, die beiden Ge-
schütze könnten am gleichen Orte verfertigt
worden sein. Indem auf diese Weise alles, was
sich über die eine Büchse feststellen läfst, auch
für die andere Bedeutung gewinnt, so will ich
nicht unterlassen auf eine Tatsache hinzuweisen,
welche Herrn Hauptmann Baarmann wohl ent-
gangen ist; weil er sich nur auf Boeheim und
Köhler stützte und den Katalog des Heeres-
museums nicht zur Hand hatte.
Das Wiener Stück (Heeresmuseum, österr.
Geschützrohre 2) ist nämlich nachweislich erst im
Jahre 1864 nach Wien gebracht worden, und zwar
aus Temesvär. Ich habe diese Tatsache seinerzeit
auf Grund der Inventare festgestellt und in der
3. Auflage des Kataloges des Heeresmuseums
(Wien 1899) S. 366 vermerkt (ebenso 4. Auflage, 1903,
S. 415). Soviel mir erinnerlich, war ich damals
auch bestrebt, die Geschichte des merkwürdigen
Stückes über 1864 zurück zu verfolgen, ver-
mochte aber in dieser Richtung nicht zu dem ge-
wünschten Ergebnis zu kommen.

Die südungarische LIerkunft ist jedoch an sich
schon bemerkenswert, obwohl ja an Erzeugung
des Rohres in jenen Gegenden nicht gedacht
werden kann; dafs ein Geschütz so altertümlicher
Art während der Türkenkriege des 16. oder
17. Jahrhunderts, sei es von christlicher oder tür-
kischer Seite, auf den Kampfplatz gebracht worden
wäre, ist nicht wahrscheinlich, es ist vielmehr an-
zunehmen, dafs sich dasselbe schon zu Beginn
des 16. und zu Ende des 15. Jahrhunderts in
Temesvär oder an einem benachbarten Punkte
des Banates befunden haben dürfte. Weitere
Nachforschungen über die Herkunft würden also
wohl in der Weise angestellt werden müssen, dafs
der Geschützbestand des unteren Ungarn um das
Jahr 1500 untersucht und eine Gelegenheit auf-
gefunden würde, bei welcher im Laufe des 15. Jahr-
hunderts Geschützmaterial aus dem Westen in
jene Gegenden gebracht wurde.
Es fehlt mir an Zeit, auf dem angedeuteten
Wege dieser für das ältere Geschützwesen nicht
unbedeutenden Frage weiter nachzugehen. Aber
ich möchte die Gelegenheit nicht unbenützt vor-
übergehen lassen, um an diesen einzelnen Fall
anknüpfend einen Gedanken auszusprechen,welcher
sich mir bei der Lektüre waffengeschichtlicher
Arbeiten schon wiederholt aufgedrängt hat. Ich
möchte auf die Wichtigkeit regelmäfsiger Be-
nützung der Museumskataloge überhaupt hin-
 
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