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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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9. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0307

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286

FACHNOTIZEN

IV. BAND

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FACHNOTIZEN

Der Pulvermönch Berthold 1313 oder 1393?
An dieser Stelle1) veröffentlichte ich meine Unter-
suchung- über Berthold den Schwarzen und hielt
mich darin bei der Datierung an die Nachrichten
des Kölner Schlossers und Büchsenmeisters Franz
Helm, der uns in einer Handschrift des Königlichen
Zeughauses in Berlin berichtet: . wer dz ge-
schitz erdacht vnd erfunden hat, der ist gewessen
ain Bernhardinerminch mit namen Bartoldus ni-
gersten ... da man Zelt 1380 Jahr . . .“
Mit dieser Datierung setzte ich mich zunächst
in Gegensatz zu Hansjakob, der in seiner 1891
zuFreiburgi. B. erschienenen Schrift „Der schwarze
Berthold“ die Lebzeit des angeblichen Freiburger
Pulvermönchs in die Zeit der drei bekannten Be-
richterstatter vom Schiefspulver, Roger Baco, Al-
bertus Magnus und Marchus Graecus, zu schieben
versucht. Hansjakob hat keinen andern Beweis
als eine oberflächliche Behauptung des Schweizer
Theologen Hemmerlin aus dem Jahr 1450 und
das Vorkommen des Wortes Büchse in einem
nicht genau datierbaren oberrheinischen Gedicht.
Ferner geriet ich in Widerspruch mit dem
verdienten Flistoriker des Schiefspulvers, Oskar
Guttmann in London, der in seinem Prachtwerk
„Monumenta pulveris pyrii“ den schwarzen Bert-
hold als eine historisch erwiesene Person im ersten
Viertel des 14. Jahrhunderts angenommen hat.
Ich habe mich brieflich mit Guttmann über diesen
streitigen Punkt nicht zu einigen vermocht und
gerade in England hat man gegen meine Ansicht
Widerspruch erhoben. The Kynoch Journal
brachte im 7. Bd. S. 168 aus der Feder von Pro-
fessor A. G. Greenhill einen Aufsatz über die
von Guttmann aufgefundene alte Geschütz-
abbildung aus dem Jahr 1326 und daran an-
schliefsend im 8. Bd. S. 75 einige weitere Notizen
von Guttmann und Greenhill. Guttmann nimmt
dabei auf meine Arbeit über Berthold den
Schwarzen in der Zeitschrift für historische
Waffenkunde Bezug. Er möchte zu gern für
sich die Datierung 1313 im Genter Memorieboek
retten. Ich hingegen lege Wert darauf, dafs im
Genter Memorieboek ehemals 1393 eine Nachricht
über die Schiefspulvererfindung stand und dafs
nachträglich dieses Jahr in 1313 umgeändert wurde.
Guttmann schrieb mir, Professor Greenhill habe
im letzten Augenblick in Gent eine der vielen
Handschriften des Memorieboek aufgefunden, in
dem tatsächlich die Nachricht bei 1313 gestanden

’) Band 4 Seite 65 und 113.

habe. Leider konnte ich von Gent aus hierüber
keine Bestätigung erhalten. Dageg'en hat der
Genter Archivar Victor van der Haeghen in
seinem „Memoire sur les documents faux relatifs
aux anciens peintres, sculpteurs et graveurs fla-
mands (Brüssel, 1899 S. 116/117)“ nachgewiesen,
dafs das Memorieboek eine keineswegs einwand-
freie Quelle ist und dafs keine der Handschriften
vor dem Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden
ist. Man müfste doch also ganz genaue Angaben
veröffentlichen und insbesondere das Signum der
Handschrift angeben, wenn man das Jahr 1313
retten wollte. Halte ich am Jahr 1380 für die
Lebzeit des schwarzen Berthold fest, so kann
der Eintrag beim Jahr 1393 wahrscheinlicher
gelten als ein Eintrag- beim Jahr 1313.
Greenhill hat das Manuskript nicht namhaft
gemacht, in dem der Eintrag beim Jahr 1313
stehen soll. Ich nehme deshalb an, dafs es sich
um ein Manuskript des Memorieboek handelt,
über das ich folgendes aus Belgien erfuhr:
1. Die Masse der Manuskripte des Memorie-
boek hat die Phrase von einem Pulvermönch beim
Jahr 1393.
2. Ein einziges, aus dem 16. Jahrhundert
stammendes, hat die Phrase zweimal, sowohl bei
1313 wie bei 1393.
Nun haben die Herren Guttmann und Green-
hill das Wort, damit der arme schwarze Berthold,
dem seine Erfindung" schon den Kopf kostete,
endlich in der Geschichte ein festes Ruheplätzchen
findet. F. M. Feldhaus.
Der Bund der „Wildensteiner Ritterschaft
zur blauen Erde“. Nicht mit einer aus politisch-
religiösen Beweggründen entstandenen Ritterver-
bindung, wie es beispielsweise der Deutsche- und
der Johanniter-Malteser-Ritterorden waren, haben
wir es hier zu tun. Jenen süfslich-romantischen
Ideen, welche für den Beginn des 19. Jahrhunderts
so bezeichnend sind und als deren überlebender
Zeuge uns unter anderem die Franzensburg in
Laxenburg erhalten blieb, verdankt der Vv ilden-
steiner Bund sein Entstehen. Für uns g-ewinnt
letzterer durch die grofse Zahl hervorragender
Personen, welche derselbe zu seinen Mitgdiedern
zählte, an Interesse. Da aber die Waffenbestände
des Schlosses Seebenstein zum gröfsten leil von
den Wildensteinern g-esammelt worden waren,
stehen uns die „Ritter zur blauen Erde“ ge-
wissermafsen als ein Waffen sammelnder \ erein
besonders nahe.
Zweck dieser 1790 gegründeten Vereinigung
war, wie die Satzungen besagen, Pflege der Re-
ligion und der Liebe zum Kaiserhause sowie
Übung humaner Werke. Der Sitz des Vereines
 
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