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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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6. Heft
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Gessler, Eduard Achilles: Die ritterliche Bewaffnung von 1386: zur Zeit der Schlacht von Sempach
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Preradović, Duschan: Ein Luntenkonkurrenzstreit in Graz (1673): nebst einigen einleitenden Worten über die Lunte
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0231

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6. HEFT D. v. PRERADOVIC, EIN LUNTENKONKURRENZSTREIT IN GRAZ

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Weitere noch vorhandene Quellen sind für
die Waffengeschichte bedeutungslos, da ihre Ent-
stehung schon zu weit von der Schlacht von
Sempach abliegt; sie werden daher an dieser
Stelle nicht mehr angeführt.
Damit sind die auf die ritterliche Bewaffnung
von 1386 sich beziehenden Nachrichten der Schrift-
quellen erschöpft, ebenso sind die auf unsere
Zeit gekommenen Originalwaffen, welche sich in
der Schweiz befinden, in der Hauptsache be-
handelt worden, mit Ausnahme der in der Sem-
pacherschlacht von den Eidgenossen erbeuteten
Banner, von denen sowohl Originale, wie genaue
Abbildungen vorhanden sind. Da jedoch dies
wieder ein Kapitel für sich bedeuten und zu weit
führen würde, wurde von ihrer Beschreibung hier
Abstand genommen.
Das bildliche Material, welches der Schlacht
zeitlich nahe stände, gibt uns keine Auskunft.
Zeitgenössische Miniaturen mit der Darstellung
dieses Ereignisses haben sich keine erhalten; erst
am Ende des 15. Jahrhunderts setzt, sowohl in
Handschriften wie in Druckwerken, die bildliche
Schilderung der Schlacht von Sempach ein, also
zu einer Zeit, welche uns für die Bewaffnung

nicht mehr authentisch scheint. Ebenso versagen
die noch erhaltenen Grabmonumente, welche auf
Sempach Bezug nehmen, besonders die im Kloster
Königsfelden; der Sarkophag Herzog Leopolds
stammt aus dem 16. Jahrhundert und von den
Grabmälern seiner Ritter hat sich nur das Fried-
richs von Greiffenstein erhalten (vgl. oben). Es
blieben noch die Glasgemälde in Königsfelden,
allein diese stammen aus einer wesentlich frühe-
ren Zeit, aus den sechziger Jahren des 14. Jahr-
hunderts, die dort abgebildeten Schutz- und
Trutzwaffen gehören in eine frühere Periode und
kommen für das behandelte Thema nicht in Be-
tracht.
Wir sind damit am Schlüsse unserer Ab-
handlung über die ritterliche Bewaffnung von 1386
zur Zeit der Schlacht von Sempach angelangt.
Wenn auch das gesamte Material nicht völlig
erschöpfend dargebracht werden konnte, dürfte
doch ein annähernd richtiges Bild von der Ent-
wicklung der ritterlichen Wehr und Waffen des aus-
gehenden 14. Jahrhunderts gegeben worden sein.
Ihm soll, wenn möglich, in absehbarer Zeit eine
Arbeit über die Bewaffnung des altschweizerischen
Fufsvolks im 14. Jahrhundert folgen.

Ein Luntenkonkurrenzstreit in Graz (1673)
Nebst einigen einleitenden Worten über die Lunte
Von D. von Preradovic, Pola

Zu den verschiedenen Stiefkindern derW affen-
kunde mufs man auch die Lunte zählen. Dies
führt sich begreiflicherweise in erster Linie
darauf zurück, dafs sie ja keine Waffe, sondern nur
ein Feuerwerkskörper ist, und stets nur als unter-
geordnetes Mittel zu einem gröfseren Zwecke
gedient hat. War der Effekt des „gröfseren“
Zweckes, die Entzündung des Pulvers für den
Schufs, die des Sprengstoffes der gelegten Mine
mit der Lunte erzielt, so erlosch entweder ihre
Tätigkeit im wahrsten Sinne des Wortes, oder sie
glimmte und gloste so lange sie reichte, um dann
durch eine andere ihresgleichen ersetzt zu wer-
den. Und dann das Fehlen jeglichen Metalles am
schlottrigen Körper und am schlichten Hanf-
gewande und dazu eine Erzeugungsart, die so recht
auf den Kleinbetrieb der Laborinhütte weist —
kein Schmied hat sie gehärtet, kein Schmuck an
ihr — aus Stricken ward sie gedreht, die gute
Lunte! Bei solchen Eigenschaften und dürftigen
Antezedenzien knüpft sich an die kurze jeweilige
Ingebrauchnahme der Lunte auf dem Gebiete

der Waffenkunde keine Geschichte, kaum eine
karge Tradition. Sie mufs es sich gefallen lassen,
hinter Luntenschlösser, Luntenstöcke, Lunten-
kisten und dergleichen mehr zu treten, die ja
ihre Entstehung und Verwendung nur ihr ver-
danken.
Mit der Eigenschaft der Lunte und ver-
wandter Mittel ist untrennbar der Begriff der
Erhaltung des Feuers verbunden, ein Etwas, das
die Lunte für Artillerie und Sprengwesen so kost-
bar machte und das schon seit Jahrhunderten
bekannt war. Denn lange bevor die Lunte im
Bunde mit dem glühend gemachten „Loseisen“
und dann dieses verdrängend im Dienste der
Artillerie Verwendung fand, hat sie zwar schon
in grauer Vorzeit den Chinesen und anderen Völ-
kern des Ostens bei deren Feuerwerken, die dann
auch den Weg nach dem Westen nahmen, ge-
dient, und gewifs auch im Sprengwesen. Die
wahrscheinlich früheste schriftliche Erwähnung
der Lunte für die Geschützfeuerung geschieht im
Codex germanicus 600 der Königlichen Hof- und
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