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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 9.1921/​1922

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Heft 2
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Engel, Bernhard: Laufende Knechte
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https://doi.org/10.11588/diglit.44571#0069

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HEFT 2

BERNHARD ENGEL, LAUFENDE KNECHTE

51

weder an Originalen noch an Abbildungen, letztere
zeigen vielmehr die Armbrust immer mit dem Bügel
nach oben auf zwei Knaggen hängend. Der mir

Hagenau 2. Relief von dem Heiligen Grab zu Hagenau


zugegangene Gipsabdruck zeigt denn auch deutlich,
daß das untere Ende dieser Schlaufe hinter dem
Querriemen des Handschuhstulps verläuft, also an
dem faltigen Leder befestigt ist. Daß die ledergefütter*
ten Eisenhandschuhe des 14. und 15. Jahrhunderts
tatsächlich solche Aufhängeschlaufen besaßen, zeigt
insbesondere deutlich Hefners Alteneck, Trachten, alte
Ausgabe,Taf. 87 (Demmin, I. Ergänzungsband, S. 76),
wo die Handschuhe zu Häupten des Ritters aufs
gehängt sind, und Taf. 35, 165, 180, wo sie über
dem Schwert bezw. Dolchgriff hängen. Wenn bei
unserer Figur an dem linken Handschuh die Schlaufe
nicht auch sichtbar ist, so ist das wohl dadurch zu
erklären, daß dieser Handschuh tiefer sitzt und die
Schlaufe durch die rechte Hand und den Armbrusts
schäft verdeckt ist.
Obers und Unterschenkel stecken in Röhren, die
Kniee sind durch (nach oben und unten hin je
zweimal geschobene) Buckel mit festen Muscheln
geschützt. Durch letztere sind ebenso wie durch den
Handschuhstulp Schnallriemen durchgezogen, nicht
angenietet. Diese Riemen sind wohl an die untere
Leders oder Stoffhose angenäht zu denken. Die
Füße tragen nicht Ringgeflecht, wie es auf den ersten
Blick scheint, sondern sie sind mit dicht neben*
einanderliegenden halbkugeligen Nietköpfen besetzt,
was dem Fuße gewiß eine größere Beweglichkeit
gewährte.
Der zweite Krieger ist von der Rückseite dar*
gestellt, wobei der Raum wiederum in künstlerischer
Weise ausgefüllt ist. Irgendwelche Trutzwaffen sind

dem Manne nicht beigegeben. Er trägt ein Rings
hemd mit langen Ärmeln, darüber ein Gewand,
welches auf dem Rücken ganz leichte, im unteren
Teile dagegen größere Falten zeigt. Unterhalb des
Randes guckt der Saum eines zweiten Gewandes
hervor, welches aber wohl nichts anderes als das
Ringhemd ist, nur hat der Bildhauer es unterlassen,
die Ringe anzudeuten. Von den Achseln hängen
nach hinten sorgsam gefältelte Lappen herab, die
— wie an dem Ende der einen Falte an der linken
Achsel deutlich zu ersehen ist — mit dem Obers
gewande aus einem Stück geschnitten sind. Die in
eine Spitze auslaufende Beckenhaube zeigt hier
deutlich die Befestigung des Gehänges auf der
Rückseite. Die Hände sind bloß. Die Beine sind,
wie bei Fig. 1, bewehrt, von den Füßen sieht man
nur die eine Sohle. Der Schluß des Obergewandes
ist nicht sichtbar, liegt also auf der Brust, vgl. Fig. 3.
Der dritte Wächter ist barhäuptig, er trägt ein
Ringhemd mit Stehkragen, über den der gelappte
Rand des Untergewandes (oder Futters?) herüber*
gelegt ist wie bei Straßburg Fig. 1, und mit langen

Hagenau 3.
Relief von dem Heil. Grab zu Hagenau


Ärmeln, darüber ein Obergewand. Dieses ist wiederum
am Oberkörper prall anliegend und auf der Brust
 
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