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Kapitel III

Bei dieser Betrachtungsweise der Gesamtthematik wird deutlich, daß in den
1860er und ‘70er Jahren vor allem die Historien- und Genremalerei das Profil der
Schule nach außen bestimmten und die Landschaftsmalerei erst allmählich, im
Verlauf der 1870er Jahre, jene reduktiven Tendenzen in Motiv- und Farbwahl zu
entwickeln begann, die die Grundlagen einer spezifisch weimarischen Bildästhe-
tik bilden sollten. Dies hat Scheidig nicht herausarbeiten können, da er es in sei-
nen beiden Abhandlungen zur Weimarer Malerschule von 1950 und 1971 ver-
säumte, auf rezeptionsgeschichtliche Quellen in breiterem Umfang zurückzu-
greifen, worauf schon Ludwig Grote und Wolfgang Hütt in ihren Buchbespre-
chungen hingewiesen haben. 3 Erst ein Blick auf die Rezeptionsgeschichte zeigt,
daß die zeitgenössische Kritik durchaus registrierte, daß sich seit Mitte der 1870er
Jahre eine besondere Weimarer Landschafferschule herauszubilden begann, die
Anfang der 1880erJahre bereits als »weimarische Schule« angesprochen wurde. 4
Des weiteren wird offenbar, daß in den 1880er Jahren die Leistungen der Wei-
marer Malerschule immer stärker relativiert wurden, da nun auch an anderen
Akademien und Kunstschulen das Landschaftsfach mehr und mehr an Einfluß
gewann und die Technik der Pleinairmalerei zu einer allgemein verbreiteten Mal-
praxis wurde. Der einstige, wenn auch bescheidene Ruhm, den die Ausstel-
lungskritik bis Anfang der 1880er Jahre Weimar zubilligte, sollte bis zum Ende
des Jahrzehnts zusehends verblassen.

EINE NEUE KUNSTSCHULE: DIE 1860ER JAHRE

Im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens kann sich die Weimarer Kunstschule durch
eine von Beginn an recht massive und beständige Ausstellungsbeteiligung, vor
allem in Berlin, als neue Lehranstalt in Deutschland etablieren. Die durch histo-
rische Detailtreue und realistische Koloristik bestechende Historienmalerei des
Belgiers Ferdinand Pauwels und die das erhabene und stimmungsvolle Motiv su-

3 Ludwig Grote, Rezension: Walther Scheidig, Die Weimarer Malerschule des 19. Jahrhunderts, Erfurt
1950, in: Kunstchronik 4, 1951, S. 195-197, S. 196 - Wolfgang Hütt, Ein wichtiger Beitrag zur Ge-
schichte der deutschen Kunst im 19. Jahrhundert. Walther Scheidig: Die Geschichte der Weimarer Ma-
lerschule 1860-1900, Weimar 1971, in: BildendeKunst 1972, H. 11, S. 566-568, S. 566 - Beachte auch
die zwei weiteren, kurz gehaltenen Rezension: E. Hanfstaengel, in: Pantheon 30, 1972, S. 258;
Rene Elvin, in -.Apollo 103, 1976, S. 533

4 Schulte vom Brühl 1881, Sp. 610f.
 
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