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Kapitel IV

DIE WEIMARER MALERSCHULE UND
DER FRANZÖSISCHE IMPRESSIONISMUS

Die Weimarer Malerschule übernahm in Deutschland eine fuhrende Rolle bei der
Entwicklung einer impressionistischen Landschaftsmalerei, als in den Jahren
1889 bis 1891 mehrere Werke französischer Impressionisten, vor allem von
Claude Monet, aber auch von Camille Pissarro und Alfred Sisley, in Weimar ge-
zeigt wurden und die dortigen Maler, allen voran Christian Rohlfs, Ludwig von
Gleichen-Russwurm und Theodor Hagen, unmittelbar auf die gesehenen Bilder
reagierten. 1 2 Erstmals in Deutschland entwickelten mehrere an einem Ort arbei-
tende und sich gegenseitig anregende Künstler eine impressionistische Land-
schaftsmalerei, die durch Theodor Hagens Lehrtätigkeit an der Kunstschule eine
institutionelle Verankemng erhielt. Erst Mitte der 1890er Jahre sollte sich an der
Dresdener Akademie mit den Professoren Carl Bantzer und Gotthardt Kuehl
und den Malern des Goppelner Kreises eine mit Weimar vergleichbare Konstel-
lation ergeben.

Es ist Scheidigs Verdienst gewesen, herausgestellt zu haben, daß an der Wei-
marer Kunstschule die Auseinandersetzung mit dem französischen Impressio-
nismus nicht erst Ende des 19. Jahrhunderts ihren Anfang nahm, wie es noch Tm-
de Bender in ihrer Dissertation über das Frühwerk von Christian Rohlfs ange-
nommen hatte, sondern bereits 1890/91 mit den Ausstellungen französischer
Werke in der Permanenten? Nun muß auch dieses Datum revidiert werden, denn
die Rezeption des französischen Impressionismus setzte in Weimar bereits 1889
ein, als Emil Heilbut während einer Vortragsreihe an der Kunstschule drei Bilder
Claude Monets den Weimarer Künstlern vorstellte.

Man kann sagen, daß in Weimar die erste nachhaltige Monet-Rezeption in
Deutschland stattfand. Weder die seit den frühen 1880er Jahren in Berlin zu-
gängliche Impressionistensammlung des Ehepaars Bernstein noch die 1891 in

1 Eine zusammenfassende Darstellung des hier Gesagten fmdet sich in: Ziegler 1999

2 Trude Bender, Christian Rohlfs’ Anfiinge unddie Weimarer Malerschule, Phil. Diss. Marburg 1952,
S. 19 u. S. 195ff. - Scheidig 1991, S. 167f.
 
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