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Zimmer, Heinrich Robert
Ewiges Indien: Leitmotive indischen Daseins — Zürich, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.22906#0064
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IV. NAMAN UND BRAHMAN

Um zu wissen, braucht man keine Worte. Wir wis-
sen, wie uns selbst zumute ist. Ein wacber Blick kann
uns lebren, wer der andere ist, was wir von ihm hoffen
dürfen, fürchten müssen. Dieses intuitive Wissen vom
Innern und Äußeren reicht ins Bodenlose und Weite:
wo wir noch nicht wissen, kaum ahnen und doch auf-
nehmen, was unsern Weg bestimmen kann. Manchem
kräuselt eine Unruhe den Schlaf, deren Ursache ihm
die Zeitung sagt: die nächste Warte hat für die gleiche
Uhrzeit ein fernes Erdbeben verzeichnet. So wissen
wir um Spannung und Entladung in Atmosphäre und
Zeitschicksal, um Gewitter, ehe sie die Blüte unseres
Gartens oder ganzer Kontinente zerschlagen.

Um sich über Weg und Gefahr, Nahrung, Neigung
und Stimmung zu verständigen, bedarf es keiner Wor-
te, — Gebärden- und Lautsprache genügt. Sie schon
bildet Gesellschaft als Ordnung und Lebensgemein-
schaft (bei Vögeln, Affen, Insekten u. a.). Sie bezeich-
net die konventionell bewährte, gültige Beziehungs-
welt der Dinge und der Gemeinschaftsglieder unter-
einander. Aber um sich selbst zu verstehen, um als
Sinn zu klären, was als Wissen unmittelbar in uns ist,
um über seine Bedeutung nachzudenken, bedarf es des
Mittels der Worte. Um ein neues Glied der Gemein-
schaft — Kind oder Fremden — über das bloße Gelten
ihrer Lebensbräuche hinaus, das sich aus Laut und Ge-

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