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Zimmermann, Ernst Heinrich [Editor]
Vorkarolingische Miniaturen (Text) — Berlin, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.3536#0011
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Einleitung.

Es ist schwierig und reizvoll zugleich, dem Werdegange der vor-
karolingischen Buchkunst nachzuspüren. Schwierig, da die uns über-
kommenen Denkmäler nur einen verschwindend kleinen Bruchteil des
damaligen Kunstschaffens wiederspiegeln, und ein launenhaftes Geschick
gerade die Anfänge unseren Blicken entzogen hat. Reizvoll aber ist der
Versuch, die erhaltenen Reste wieder zu einem lebensvollen Bilde zu-
sammenzufügen; um so mehr, als die Voraussetzungen für die damalige
Kunstentwicklung so durchaus verschiedene waren, als für alle anderen
Epochen.

Denn wir dürfen nicht vergessen, daß die Hauptträger der damaligen
Buchkunst Länder gewesen sind, die erst seit kurzem der Kultur er-
schlossen waren, mithin am eigenen Kunstschaffen der vorausgehenden
Zeit keinen festen Rückhalt besaßen und fremden Einflüssen in um so
stärkerem Maße unterliegen mußten. Nur Irland nimmt — neben Italien,
das jedoch für die weitere Entwicklung der Buchmalerei nur von geringer
Bedeutung ist — eine gewisse Sonderstellung ein.

Da weder die Kunst des eigenen Landes, noch die gesamte spät-
antike und altchristliche Kunst den Miniatoren für die Aus-
schmückung der Handschriften ein festes Schema lieferte, das sie ohne
große Mühe ihrem ästhetischen Empfinden gemäß hätten umformen
können, so haben die Anfänge der vorkarolingischen Buchmalerei etwas
Unsicheres, Tastendes, in gewissem Sinne selbst etwas Beschränktes.
Man benutzte wohl die spätantiken Vorbilder und war eifrig bemüht,
ihrer habhaft zu werden; aber einerseits waren es sehr verschiedenartige
Werke, die so ihren Weg in die jungen Kulturstätten fanden, anderseits
drückten sie auch nicht das aus, was man ersehnte.

Im Altertum blieb die überwiegende Mehrzahl der Handschriften
ohne jeden Schmuck, und die künstlerische Ausstattung der illuminierten
Kodizes beschränkte sich auf Bilder, die, zumeist von einem gemalten
Rahmen umzogen, entweder die ganze Seite einnahmen oder als schmaler
Streifen in den Text gesetzt wurden. Sie waren in jeder Beziehung Kopien

Vorkaroling. Miniaturen. ,
 
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