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Zimmermann, Ernst Heinrich [Editor]
Vorkarolingische Miniaturen (Text) — Berlin, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.3536#0102
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Irische Handschriften.

Mit Sicherheit können wir keine illuminierte irische Handschrift vor
800 datieren und lokalisieren. Wir verzichten daher auf Mutmaßungen
über den Entstehungsort der frühen Kodizes und geben hier lediglich die
Gruppierung und Entwicklung der stilistisch verwandten Manuskripte.

Bereits in der Einleitung spielt der Gegensatz der beiden bedeutend-
sten irischen Miniaturhandschriften der Evangeliare aus Keils und
Durrow im Trinity College Dublin eine große Rolle, und ihnen wenden
wir uns daher zunächst zu. Das kleinere und weniger reich ausgestattete
Evangeliar (A.4. 5; Nr. 57) (Taf. 160—165) lag bis zur Reformationszeit im
Kloster Durrow, das zwischen 553 und 563 von St. Columba gegründet wurde.
Der silberne Einband, der es einst schmückte, wurde erst unter der Herr-
schaft des Königs Flann (879—916) angefertigt, und die Subskription
des Schreibers Columba, nach der er den Kodex in 12 Tagen schrieb, ist
allem Anschein nach aus der Vorlage übernommen. Die Ausschmückung
der Handschrift geschah nach einem festen Prinzip. Die Anfänge der
einzelnen Evangelien zieren Initialen, ihnen voraus geht eine reich orna-
mentierte Seite, und davor steht — wieder auf einem besonderen Blatte —
das Symbol des Evangelisten in ornamentaler Rahmung. Das Blatt mit
den vier Evangelistensymbolen und die zugehörige Ornamentseite werden
voraussichtlich ursprünglich am Anfang gestanden haben.
I Der Eindruck der Handschrift wird bestimmt durch die Ornament-
seiten, denn sie wirken einerseits am geschlossensten und bringen anderer-
seits die interessantesten Motive. Ihre ganze Art der Ornamentation
hat etwas Festes, Straffes, dabei fast gewaltsam Schroffes. Bei den
Flechtwerkknoten fühlt man die Spannung, die sich auch auf das Flecht-
werk überträgt, das zudem häufig abrupt umschlägt und dort, wo es ge-
sammelt auftritt, stark massig wirkt; wozu die breite Form der Bänder
wesentlich beiträgt.

Die Verteilung des Flechtwerkes auf der Seite ist verschieden.
Fol. 77 b (Taf. 164 a) ist es in einzelne Kreise gebannt, die durch Flecht-
werkknoten miteinander verbunden sind und zu je dreien in der Reihe
symmetrisch das Blatt füllen; nur das mittelste Feld besitzt eine ab-
 
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