Echternach-Gruppe.
Der Name dieser Gruppe mag zunächst befremden, da es ein deutsches
Kloster ist, nach dem wir die Schule bezeichnen. Das Hauptstück der
Gruppe lag nämlich in Echternach, und von dort spinnen sich die Fäden
weiter vor und zurück.
Echternach ist eine Gründung Willibrords, des Genossen von Bonifaz,
mithin eine Pflanzstätte angelsächsischer Kultur. Es kann uns daher nicht
überraschen, dort einen der hervorragendsten insularen Kodizes zu finden.
Dabei wollen wir nicht weiter auf die Frage eingehen, ob die Handschrift
auch dort geschrieben wurde. Zweifellos gab es ■— wie das Martyrologium
und andere Handschriften in Paris beweisen — in Echternach bereits in
früher Zeit eine größere Anzahl sehr fähiger Schreiber. Da aber das uns
hier beschäftigende Evangeliar Paris lat. 9389 (Taf. 255—258, 260 a, 261 a)
keinerlei Spuren kontinentaler Entstehung zeigt, so sehen wir in ihm nur
das angelsächsische Werk, mag es nun ■— was wir nicht sicher beweisen
können ■— in Nordengland oder in Echternach von einem angelsächsischen
Mönch geschrieben und ausgemalt sein.
Der Kodex besitzt außer den Initialen nur die ganzseitigen Figuren
der vier Evangelistensymbole. Auch die ornamentalen Motive der Hand-
schrift sind nicht sehr zahlreich. Das Spiral- und Trompetenmuster findet
nur in beschränktem Maße an den Abläufen einiger Initialen Verwendung,
während die Füllungen der Initialstämme Flechtwerk bildet, das zuweilen
durch ein Treppenmotiv, ein Schachbrettmuster oder eine Rosettenreihung
unterbrochen wird.
Diese Armut an Motiven wird aber doppelt aufgewogen durch die
überlegen sichere Zeichnung und Disponierung des Flechtwerkes, wie auch
besonders des Initialumrisses. Nichts Überflüssiges wird geduldet, alles ist
auf die knappste Form gebracht; und dabei wirkt jede einzelne Initiale
wie ein köstliches Schmuckstück, dem bei aller Zierlichkeit nichts Klein-
liches anhaftet. Die Abläufe sind den Initialen auf das feinste anempfunden;
man beachte, wie etwa beim »L« des »Liber« (Taf. 258 a) der leicht seitlich
verschobene Ablauf mit den wie Perlen herabhängenden Tropfen der ge-
schwungenen Form der Initiale Rechnung trägt, während beim »In«
Der Name dieser Gruppe mag zunächst befremden, da es ein deutsches
Kloster ist, nach dem wir die Schule bezeichnen. Das Hauptstück der
Gruppe lag nämlich in Echternach, und von dort spinnen sich die Fäden
weiter vor und zurück.
Echternach ist eine Gründung Willibrords, des Genossen von Bonifaz,
mithin eine Pflanzstätte angelsächsischer Kultur. Es kann uns daher nicht
überraschen, dort einen der hervorragendsten insularen Kodizes zu finden.
Dabei wollen wir nicht weiter auf die Frage eingehen, ob die Handschrift
auch dort geschrieben wurde. Zweifellos gab es ■— wie das Martyrologium
und andere Handschriften in Paris beweisen — in Echternach bereits in
früher Zeit eine größere Anzahl sehr fähiger Schreiber. Da aber das uns
hier beschäftigende Evangeliar Paris lat. 9389 (Taf. 255—258, 260 a, 261 a)
keinerlei Spuren kontinentaler Entstehung zeigt, so sehen wir in ihm nur
das angelsächsische Werk, mag es nun ■— was wir nicht sicher beweisen
können ■— in Nordengland oder in Echternach von einem angelsächsischen
Mönch geschrieben und ausgemalt sein.
Der Kodex besitzt außer den Initialen nur die ganzseitigen Figuren
der vier Evangelistensymbole. Auch die ornamentalen Motive der Hand-
schrift sind nicht sehr zahlreich. Das Spiral- und Trompetenmuster findet
nur in beschränktem Maße an den Abläufen einiger Initialen Verwendung,
während die Füllungen der Initialstämme Flechtwerk bildet, das zuweilen
durch ein Treppenmotiv, ein Schachbrettmuster oder eine Rosettenreihung
unterbrochen wird.
Diese Armut an Motiven wird aber doppelt aufgewogen durch die
überlegen sichere Zeichnung und Disponierung des Flechtwerkes, wie auch
besonders des Initialumrisses. Nichts Überflüssiges wird geduldet, alles ist
auf die knappste Form gebracht; und dabei wirkt jede einzelne Initiale
wie ein köstliches Schmuckstück, dem bei aller Zierlichkeit nichts Klein-
liches anhaftet. Die Abläufe sind den Initialen auf das feinste anempfunden;
man beachte, wie etwa beim »L« des »Liber« (Taf. 258 a) der leicht seitlich
verschobene Ablauf mit den wie Perlen herabhängenden Tropfen der ge-
schwungenen Form der Initiale Rechnung trägt, während beim »In«


