T’ANGDYNASTIE
Entwicklung der Keramik in dieser Zeit eine wirkliche Vorstellung zu geben
vermag.
Daneben besitzen wir jedoch seit kurzem noch einige andere keramische
Arbeiten von einer Großartigkeit und Schönheit, wie sie bis jetzt keine andere
Periode der chinesischen Keramik ähnlich darbietet. Es ist dies eine Reihe
von überlebensgroßen, sitzenden, z. T. nur in Bruchstücken erhaltenen Figuren
von Lohans oder, wie sie in der Sanskritsprache heißen, Arhats, d. i. Schülern
des Buddhas, die später zu Heiligen wurden, die in ganz hochgelegenen, schwer
zugänglichen Felsenhöhlen der Provinz Tschili vor wenigen Jahren auf gefunden
worden sind260). Sie bestehen aus weißem, ziemlich hart gebranntem Ton, sind
völlig freihändig gearbeitet und stellen, in einem Stück gebrannt, schon in
technischer Beziehung wahre Wunderwerke der Keramik dar. Dazu sind alle
mit vielfarbigen Glasuren in feinster Farbenharmonie überzogen, die Gesichter
mit farblos durchsichtiger — nur die Augen scheinen immer in Schwarz gegeben
zu sein —, die Bekleidung mit grün oder bräunlich gelben, dazu auch mit anders-
farbigen Bändern eingefaßt oder auch mit Ornamenten, so einmal mit weiß ge-
bliebenen Blumen, versehen. Sie erinnern stark an die Grabbeigaben, sind aber
wundervoll behandelt, so daß sie selbst bei der Ornamentik nicht zusammen-
geflossen sind. Noch bewundernswerter jedoch ist wohl ihre künstlerische Auf-
fassung und Durchführung. Anscheinend haben alle, wie die noch ganz unver-
sehrt erhaltenen (London, British Mus.) beweisen, einst auf breiten, flachen,
ornamental durchgearbeiteten Sockeln gesessen, in jener feierlich körperlich
äußeren Ruhe, die für den Buddhismus so charakteristisch ist und hier durch
den wundervoll geschlossenen, einfachen Aufbau noch ganz besonders zum Aus-
druck kommt. Doch ihr inneres Leben ist sehr verschieden. Bald blicken sie
in starker Erregung (Frankfurt, Liebighaus), bald mit wunderbar klarem, wie
erkennendem Blick zur Seite261), bald in tiefster, innerer Beschaulichkeit nach
vorn (London, Brit. Mus., Taf. 12). So sind sie alle deutlich voneinander ge-
schiedene Individualitäten buddhistischen Erkennens und Forschens, jede aber
mit derselben Kraft der Charakteristik geschildert und stellen so mit die groß-
artigsten plastischen Arbeiten dar, die wir aus so früher Zeit kennen, wie wir
solche bisher eigentlich nur aus der japanischen Plastik der Frühzeit ahnen
konnten, die von solchen Arbeiten beeinflußt ward. Das hebt ihre Bedeutung
weit über das Gebiet der Keramik hinaus. Doch auch in dieser erscheinen sie
wie Meisterwerke, wie sie wohl keine Keramik der Welt je wieder hervorgebracht
hat. Diese Stücke sind anfangs gleichfalls alle für Arbeiten der T’angzeit ge-
halten worden, indes mehren sich jetzt die Stimmen, die sie doch erst in die
folgende Periode, d. h. die der Sungzeit weisen möchten262). Doch dürfte der
Streit hierüber noch nicht entschieden sein.
* * ♦
An die Zeit der T’angdynastie, die so glorreich begonnen, aber dann ebenso
traurig endigen sollte, wie fast alle Dynastien des Orients, schloß sich eine
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Entwicklung der Keramik in dieser Zeit eine wirkliche Vorstellung zu geben
vermag.
Daneben besitzen wir jedoch seit kurzem noch einige andere keramische
Arbeiten von einer Großartigkeit und Schönheit, wie sie bis jetzt keine andere
Periode der chinesischen Keramik ähnlich darbietet. Es ist dies eine Reihe
von überlebensgroßen, sitzenden, z. T. nur in Bruchstücken erhaltenen Figuren
von Lohans oder, wie sie in der Sanskritsprache heißen, Arhats, d. i. Schülern
des Buddhas, die später zu Heiligen wurden, die in ganz hochgelegenen, schwer
zugänglichen Felsenhöhlen der Provinz Tschili vor wenigen Jahren auf gefunden
worden sind260). Sie bestehen aus weißem, ziemlich hart gebranntem Ton, sind
völlig freihändig gearbeitet und stellen, in einem Stück gebrannt, schon in
technischer Beziehung wahre Wunderwerke der Keramik dar. Dazu sind alle
mit vielfarbigen Glasuren in feinster Farbenharmonie überzogen, die Gesichter
mit farblos durchsichtiger — nur die Augen scheinen immer in Schwarz gegeben
zu sein —, die Bekleidung mit grün oder bräunlich gelben, dazu auch mit anders-
farbigen Bändern eingefaßt oder auch mit Ornamenten, so einmal mit weiß ge-
bliebenen Blumen, versehen. Sie erinnern stark an die Grabbeigaben, sind aber
wundervoll behandelt, so daß sie selbst bei der Ornamentik nicht zusammen-
geflossen sind. Noch bewundernswerter jedoch ist wohl ihre künstlerische Auf-
fassung und Durchführung. Anscheinend haben alle, wie die noch ganz unver-
sehrt erhaltenen (London, British Mus.) beweisen, einst auf breiten, flachen,
ornamental durchgearbeiteten Sockeln gesessen, in jener feierlich körperlich
äußeren Ruhe, die für den Buddhismus so charakteristisch ist und hier durch
den wundervoll geschlossenen, einfachen Aufbau noch ganz besonders zum Aus-
druck kommt. Doch ihr inneres Leben ist sehr verschieden. Bald blicken sie
in starker Erregung (Frankfurt, Liebighaus), bald mit wunderbar klarem, wie
erkennendem Blick zur Seite261), bald in tiefster, innerer Beschaulichkeit nach
vorn (London, Brit. Mus., Taf. 12). So sind sie alle deutlich voneinander ge-
schiedene Individualitäten buddhistischen Erkennens und Forschens, jede aber
mit derselben Kraft der Charakteristik geschildert und stellen so mit die groß-
artigsten plastischen Arbeiten dar, die wir aus so früher Zeit kennen, wie wir
solche bisher eigentlich nur aus der japanischen Plastik der Frühzeit ahnen
konnten, die von solchen Arbeiten beeinflußt ward. Das hebt ihre Bedeutung
weit über das Gebiet der Keramik hinaus. Doch auch in dieser erscheinen sie
wie Meisterwerke, wie sie wohl keine Keramik der Welt je wieder hervorgebracht
hat. Diese Stücke sind anfangs gleichfalls alle für Arbeiten der T’angzeit ge-
halten worden, indes mehren sich jetzt die Stimmen, die sie doch erst in die
folgende Periode, d. h. die der Sungzeit weisen möchten262). Doch dürfte der
Streit hierüber noch nicht entschieden sein.
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An die Zeit der T’angdynastie, die so glorreich begonnen, aber dann ebenso
traurig endigen sollte, wie fast alle Dynastien des Orients, schloß sich eine
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